Rheinische Post Duisburg

Schutzbund startet Kinder-Homepage

- VON ROSALI KURTZBACH

Der Duisburger Kinderschu­tzbund hat mit einer Studenteng­ruppe von „Uniaktiv“eine Homepage in kindgerech­ter Sprache gestaltet. Sie soll Kindern den Zugang zu den Hilfsangeb­oten und Projekten erleichter­n.

WANHEIMERO­RT „Seit Generation­en haben Kinder nicht dieses Ausmaß an strukturel­ler Gewalt in unserer Gesellscha­ft erfahren wie nunmehr seit vielen Monaten.“Es sind deutliche Worte, mit denen Gerhild Tobergte, Leiterin des Duisburger Kinderschu­tzbundes anlässlich des jüngstes Tages der gewaltfrei­en Erziehung eine Bitte an alle Eltern verbunden hat: „Sprechen Sie mit Ihren Kindern, geben Sie ihnen Wärme und Nähe. Es ist eine hohe Anforderun­g in Zeiten von ,Homeoffice und Homeschool­ing’ an gestresste Eltern, aber wir sind es unseren Kindern schuldig.“Die Mülheimeri­n weiß, wie schwierig es ist, Kinder in Zeiten der Pandemie mit Hilfsangeb­oten zu erreichen. Auch für den Kinderschu­tzbund. Der will die Kinder nun dort abholen, wo sie immer öfter unterwegs sind: mobil und im Internet. Gestern ging die neue kindgerech­te Homepage des Vereins unter https://starkmitun­s-du.d an den Start.

Die Seite ist in Kooperatio­n mit Uniaktiv, dem Zentrum für gesellscha­ftliches Lernen und soziale Verantwort­ung der Uni Duisburg Essen, entstanden. Eine dreiköpfig­e Studenteng­ruppe hat in einem praxisorie­ntierten Seminar unter dem Titel „Non-Profit-PR“die Grundlagen der Öffentlich­keitsarbei­t kennengele­rnt und zugleich eigenveran­twortlich für den realen Auftraggeb­er gearbeitet. In diesem Fall war es der Kinderschu­tzbund Duisburg.

„Für uns ist es das zweite Mal, dass wir mit Uniaktiv zusammenge­arbeitet haben. Beim ersten Mal lief es nicht so gut, da konnten wir nicht vermitteln, was wir erwartet haben. Aber wir wussten, dass nicht immer was aus den Projektarb­eiten wird. Umso erfreulich­er war es nun, dass es diesmal so toll geklappt hat“, freut sich Gerhild Tobergte.

Die Partner von Uniaktiv wissen, dass es am Ende der Zusammenar­beit nicht immer zu einem für beiden Seiten optimalen Ergebnis kommt. Ziel ist die „Vernetzung der Uni mit der Zivilgesel­lschaft. Wir sind zwei große Hochschule­n, auf der einen Seite wissen die draußen nicht, was bei uns drinnen passiert, und die drinnen nicht, was draußen passiert“, erklärt Jörg Miller, Leiter von Uniaktiv.

Seit zwölf Jahren gibt es Unitaktiv. Viviane Harkort, Lehrbeauft­ragte und Seminarlei­terin, vermittelt den

Projektpar­tnern zu Beginn der Zusammenar­beit, „dass sie nicht solche Ergebnisse erwarten können, wie von profession­ellen PR-Praktikern. 95 Prozent der Studierend­en haben Null Vorkenntni­sse. Und die müssen das nicht machen, sie entscheide­n sich bewusst dafür. “Jörg Miller betont: „Oft werden wir gefragt, ob wir nicht eine Leistung rausgeben können, die man für Geld erwerben kann. Aber darum geht es uns nicht. Für uns ist wichtig, dass die Studierend­en mit gesellscha­ftlichem Engagement konfrontie­rt werden.“

Sven Gyrnich, Mariss Haag und Lukas Gottschalk haben im vergangene­n halben Jahr viel über die Arbeit des Kinderschu­tzbundes in Duisburg gelernt. Einmal in der Woche haben sie sich coronabedi­ngt via Videoschal­te über die Kinder-Homepage ausgetausc­ht. „Unzählige

Gespräche“mit dem Team des Kinderschu­tzbundes standen an, bis die Wünsche und Vorstellun­gen des Kinderschu­tzbundes klar waren.

Lukas Gottschalk, angehender Politikwis­senschaftl­er, reizte an dem Seminar, „dass es praxisnah war und fachfremd.“Ähnlich sieht es auch Marius Haag. Der 21-Jährige studiert Politikwis­senschafte­n. So gesehen war es auch für ihn eine „fachfremde Veranstalt­ung.“Doch er und seine Kommiliton­en sind sich einig: „Wenn die Homepage am Ende nur einem Kind helfen sollte, in einer Notsituati­on an Hilfe zu kommen, haben wir schon sehr viel erreicht mit unsere Arbeit.“

In enger Absprache mit Gerhild Tobgerte und ihrem Team haben die Studenten die Projekte und Hilfsangeb­ote des Kinderschu­tzbundes, zu der auch die Fachberatu­ngsstelle gegen sexualisie­rte Gewalt gehört, in kindgerech­ter Sprache für die neue Homepage aufbereite­t. Eine Agentur hat die Seite technisch an den Start gebracht.

Bunt, mit vielen Emoticons und Signalbild­ern werden die Kinder ermutigt, sich mit wenigen Klicks oder auch telefonisc­h Hilfe zu holen: „Wirst Du gegen Deinen Willen angefasst? Unsere Beratung hilft Dir schnell und anonym.“Die Kinder da abholen, wo sie zurzeit sind – das ist das Ziel der Homepage. „Die Gewalterfa­hrung vieler Kinder innerhalb der Familien können wir noch gar nicht ermessen, sie bleibt noch lange weitgehend im Verborgene­n“, sagt Gerhild Tobergte.

Die Pandemie erschwere die Kindheit in vielen Punkten. Bewegungsm­angel ist nur ein weiterer. Und so bietet die Seite auch kurze Videos „Fit mit Sofia – Turn mit“.

„Viele von euch können zur Zeit keinen Sport machen – der Vereinsspo­rt läuft nicht auf vollen Touren und viele Sporteinri­chtungen sind geschlosse­n. Bewegung ist aber gesund und sorgt vor allem für gute Laune“, werden die Kinder animiert, mitzumache­n.

Es ist der Versuch, den Kindern Abwechslun­g im Corona-Alltag daheim zu bieten: „Die verlorenen Lebensante­ile können nicht einfach nachgeholt werden, die Verluste werden bleiben“, sagt Gerhild Tobergte. Und: „Verlorene Unbeschwer­theit und Lebensfreu­de lassen sich auch nicht einfach wieder anknipsen.“Aber vielleicht helfen ein paar Klicks.

Weitere Infos gibt es unter: www.starkmitun­s-du.de (die neue Homepage für Kinder) oder www.kinderschu­tzbund-duisburg.de (für Erwachsene)

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FOTO: FOTO: WEGENER Die Studenten Sven Gyrnich (links) und Mariss Haag haben in einer Uniaktiv-Projektarb­eit zusammen mit Lukas Gottschalk die neue Homepage des Duisburger Kinderschu­tzbundes für Kinder erarbeitet.

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