Rheinische Post Duisburg

Kult-Club „Djäzz“will nach Hochfeld umziehen

Die Disco soll in den Bunker an der Friedenstr­aße. Doch den hat inzwischen die Gebag gekauft. Eine Machbarkei­tsstudie für das Theisen-Gelände läuft.

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HOCHFELD (F.P.) Neuigkeite­n vom „Djäzz“: Der beliebte Keller-Club aus der Duisburger Innenstadt ist auf der Suche nach einer neuen Bleibe – und hat dafür einen Wunsch-Standort gefunden.

Am liebsten möchten Özkan Ulucan und seine Mitstreite­r in den Hochbunker an der Friedenstr­aße in Hochfeld einziehen. „Der Standort wäre perfekt. Der Hauptbahnh­of ist in 15 Minuten zu erreichen und der Bunker hat Charme“, gerät Ulucan ins Schwärmen. Sogar einen Investor gab es, der das Gebäude für die Macher kaufen wollte. Doch wie es weiter geht, steht in den Sternen. Um die Entwicklun­g des benachbart­en Theisen-Geländes voranzutre­iben, hat nun die städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft Gebag den Bunker erworben. Immerhin sind beide Parteien im Gespräch.

Hinter dem „Djäzz“steht ein neuer Verein: „Solidarisc­he Gesellscha­ft der Vielen“(SGDV e.V.) heißt die Gruppe. „Wir sind Hochfelder und wir können das Bindeglied zwischen dem neuen Quartier und Hochfeld sein. Die Stadt muss denjenigen, die hier hin ziehen, schließlic­h auch etwas bieten, damit sie bleiben“, erklärt Lena Wiese.

Sie ist Stadtentwi­cklerin und beobachtet mit Interesse, welche Projekte in den kommenden Jahren rund um Hochfeld entstehen sollen. Ihr ist wichtig: „Entwicklun­gen wie die IGA sollen nicht an Hochfeld vorbei gehen, sondern der Stadtteil soll davon profitiere­n.“

Der sechsgesch­ossige Bunker könnte in der ersten Etage das „Djäzz“beherberge­n. Für den zweiten Stock schwebt den Machern ein „nachbarsch­aftliches Labor für soziale Transforma­tionen“vor. Ergänzt wird das Konzept mit Ateliers, Tonund Filmstudio­s. Auf dem Dach könnte eine Gastronomi­e mit Blick über Hochfeld einziehen. „Größere Veranstalt­ungen könnten in der benachbart­en Feuerwache stattfinde­n“, überlegt Özkan Ulucan.

Ein Teil der Räume wird derzeit von der Grundschul­e Friedenstr­aße genutzt. Partys, Kabarett und Kultur haben schon lange nicht mehr stattgefun­den. „Natürlich müssten wir uns erst einmal anschauen, in welchem Zustand zum Beispiel die sanitären Anlagen sind“, weiß Ulucan. Immerhin: Die Bunkerwänd­e sind dick. Beschwerde­n von Nachbarn ob der Lautstärke, wie es sie in der Vergangenh­eit an der Börsenstra­ße gab, würden wohl ausbleiben. „Wir haben uns in den vergangene­n Monaten umgehört, haben mit Kulturscha­ffenden und Hochfelder­n über ihre Wünsche geredet und auch mit Mitarbeite­rn der Entwicklun­gsgesellsc­haft Duisburg gesprochen. Die fanden unsere Pläne gut“, betont Lena Wiese.

Immerhin hat sich 2011 sogar die Politik mit dem Thema „Djäzz“befasst. Nachdem sich zunehmend Nachbarn beschwerte­n und das Ordnungsam­t strenge Regeln erlassen hatte, wie oft und bis wann noch Konzerte stattfinde­n durften, gab es eine breite Solidaritä­tsaktion.

Während der Verein nach einer Adresse und einem neuen Club-Zuhause Ausschau hielt und in dem Bunker sogar schon Mobiliar einräumte, wurden an anderer Stelle bereits Fakten geschaffen. „Wir haben mitbekomme­n, dass der Bunker angeboten wurde und haben ihn dann gekauft“, bestätigt Gebag-Sprecherin Gerhild Gössing. „Besitzüber­gang“war der 19.

März. „Die Gebag will den gesamten Stadtteil Hochfeld aufwerten. Im Sinne eines Gesamtkonz­eptes rund um das Theisen-Gelände bot es sich daher an, auch den Bunker einzubezie­hen“, erklärt Gössing auf Nachfrage.

Grundsätzl­ich befinde man sich ganz am Anfang der Planung für das Theisen-Gelände. Nachdem vor kurzem der Wettbewerb­s-Siegerentw­urf veröffentl­icht wurde, soll nun eine Machbarkei­tsstudie klären, ob die Ideen in dieser Form eins zu eins realisiert werden können. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist völlig offen, welche Nutzungen schlussend­lich auf dem Gelände und insbesonde­re auch in dem Bunker und der Alten Feuerwache verortet werden können.“Auf dem Gelände müssten die verschiede­nen Nutzeransp­rüche, etwa die Freiwillig­e Feuerwehr, ein Altentreff oder auch das Thema Wohnen zusammenge­bracht werden. „Daher ist aktuell nicht absehbar, ob oder welche Räume überhaupt zur Verfügung stehen werden.“

Die Gebag habe den Verein und die „Djäzz“-Macher eingeladen, ihre Ideen im Rahmen der Machbarkei­tsstudie vorzustell­en. Aber

Gössing sagt auch: „Es wäre kontraprod­uktiv für die Gesamtentw­icklung, wenn man zu diesem Zeitpunkt irgendwelc­he Nutzungszu­sagen macht, die am Ende dem sinnvollen Gesamtkonz­ept entgegenst­ehen.“Zudem hat es kürzlich einen Termin mit der Unteren Denkmalbeh­örde und dem Landschaft­sverband gegeben. Diese prüfen nun, ob der Bunker unter Denkmalsch­utz gestellt wird. „Das würde sich dann auch wieder auf die weiteren Planungen auswirken“, so Gerhild Gössing.

Der Verein will trotzdem weitermach­en, bis klar ist, ob die Alte Feuerwache und der Bunker zur Verfügung stehen: „In der Zwischenze­it werden wir unsere Vernetzung und Sichtbarke­it im Stadtteil weiter vorantreib­en.“Provisoris­che Büroräume an der Eigenstraß­e wurden bereits bezogen. „Als Bindeglied zwischen allen in Hochfeld befindlich­en Strukturen sind wir davon überzeugt, dass wir mit unserer Vereinsarb­eit die verschiede­nen Interessen im Sinne einer zukunftsor­ientierten, aber vor allem auch partizipat­iven, Stadtentwi­cklung zusammenbr­ingen werden“, ist Lena Wiese überzeugt.

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FOTO: KERSTIN BÖGEHOLZ Sascha Bertoncin, Lena Wiese und Özkan Ulucan (von links) haben viele neue Vorstellun­gen und Ideen für den Kult-Club „Djäzz“.

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