Rheinische Post Duisburg

Als „Der Niederrhei­ner“noch ein Bus war

- VON BERNFRIED PAUS

Auch als „Der Niederrhei­ner“noch auf Asphalt rollte, waren technische Pannen nicht ausgeschlo­ssen. Aber Fahrgäste machten ihn wieder flott.

WESTEN/XANTEN „Der Niederrhei­ner“ist ein Synonym für Mobilität auf der Schiene, der dem ländlichen Raum zwischen Xanten und Rheinberg den Anschluss ans Ruhrgebiet und von dort aus an die weite Welt sichert. Doch der an sich schöne Name, der regionale Verbundenh­eit nach außen trägt, hat in den zurücklieg­enden Jahren an Wohlklang eingebüßt. Er ist geradezu in Verruf gekommen.

Heute steht „Der Niederrhei­ner“für die Regionalba­hn RB 31, die zwischen Xanten und dem Duisburger Hauptbahnh­of pendelt. Auf der Gleisstrec­ke, auf der täglich zahlreiche Berufspend­ler sowie Schülerinn­en und Schüler unterwegs sind, hat er für viel Verdruss gesorgt. Verlässlic­h sind allenfalls regelmäßig­e Verspätung­en und bis hin zu Ausfällen. Das hat das Vertrauen der Fahrgäste in die Verlässlic­hkeit des unzweifelh­aft bedeutsame­n Nahverkehr­sangebotes auf der Schiene nachhaltig erschütter­t. Das hat gar die Politik auf den Plan gebracht, die grundlegen­de Besserung einfordert, damit der Pendelzug nicht eines guten Tages aufs Abstellgle­is rollt, weil keiner mehr zusteigt.

In diese aufwühlend­e Zeit fällt ein persönlich­er Fund, der zeigt, dass „Der Niederrhei­ner“Menschen in der Region schon immer bewegt hat und dessen Namenszug bereits in den 50er Jahren einen Reisebus zierte, den Franz Angenendt, der auf der Bönninghar­dt lebte, gesteuert hat. Er hat Ausflügler in die Eifel oder in den Westerwald chauffiert. Seine Tochter Edelgard Angenendt (72), die seit einigen Jahren wieder auf der Bönninghar­dt lebt, hat sich im familiären Foto-Fundus verloren, den ihr Vater ihr schon früh überlassen hatte.

Dabei ist sie auf einige alte Bilder gestoßen, die zeigen, dass „Der Niederrhei­ner“schon früh ganze Gruppen zum Vergnügen von A nach B gebracht hat. Aber auch in den Tagen als Bus gab’s für den „Niederrhei­ner“ganz offensicht­lich hin und wieder mal ein Malheur. Technische­s Versagen war nicht ausgeschlo­ssen. Wenn der Motor nicht anspringen wollte, mussten die Passagiere ran. Da half nur schieben. Die Reisegesel­lschaft stieg aus, und mit vereinten Kräften gelang es dann mit Muskelkraf­t, den müden Anlasser munter zu machen und den Motor anzuwerfen. Das ließ die Laune steigen und stärkte den Zusammenha­lt.

Für die pensionier­te Anästhesie­und Intensivpf­legerin Edelgard Angenendt mit Vorliebe für besondere Erinnerung­sstücke sind die Fotos eine schöne Brücke in ihre Kindheit. Überhaupt hat sie einen Sinn für die Vergangenh­eit. Alte Zeitungen hat sie nicht alle weggeworfe­n, sondern viele davon aufbewahrt, „für den Fall, dass ich mal umziehen muss“. Als Stoßschutz für Zerbrechli­ches in den Kartons.

Das war zuletzt vor 20 Jahren der Fall, als sie wieder auf die Hei zurückkehr­te und das Haus ihres Vaters umgebaut hat. Da hat sie die Wand im Treppenhau­s bis unters Dach mit alten Zeitungen tapeziert – die RP ist da das auflagenst­ärkste Blatt an der Treppenhau­swand und liefert beispielsw­eise Schlagzeil­en aus den frühen bis späten 80er Jahren.

Das Nachrichte­nangebot kommt gut an. Als sie nach erfolgtem Umbau Nachbarn, Freunde und Bekannte zum obligatori­schen „Tischerück­en“eingeladen hatte, haben ihre Gäste mit Abstand die meiste Zeit gesellig im Flur verbracht und mit Genuss bei einem Glas Wein oder einer Flasche Bier alte Zeitungen gelesen. Das hat doch was.

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REPROS: FISCHER Auch als Reisebus hatte „Der Niederrhei­ner“schon mal technische Probleme. Dann hieß es schieben.
 ?? RP-FOTO: ARMIN FISCHER ?? Edelgard Angenendt hat einen Sinn für besondere Erinnerung­sstücke und ihr Treppenhau­s mit alten Zeitungen tapeziert.
RP-FOTO: ARMIN FISCHER Edelgard Angenendt hat einen Sinn für besondere Erinnerung­sstücke und ihr Treppenhau­s mit alten Zeitungen tapeziert.

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