Rheinische Post Duisburg

Zwei Mütter, ein Wunschkind

- VON SABINE HANNEMANN

Ann-Catrin und Wiebke Windler sind stolze Eltern der kleinen Ida. Bewusst hat sich das Ehepaar für eine Familie entscheide­n. Im Bethanien-Krankenhau­s kam Ida zur Welt. Am 17. Mai wird Tag gegen Homophobie begangen.

MOERS Ida hat gerade ihren ersten Geburtstag gefeiert und ist der Sonnensche­in ihrer Eltern Ann-Catrin (32) und Wiebke Windler (35). Ein Wunschkind, wie das Ehepaar verrät. Dorit Brunotte, leitende Oberärztin, und Peter Toennies, Chefarzt der Frauenklin­ik, begleitete­n Ida auf dem Weg ins Leben. „Auf Ida sind wird ganz stolz“, meint der Gynäkologe. Nach einer Schwangers­chaft mit Komplikati­onen hatte Ida es eilig auf die Welt zu kommen. „Eine spannende Zeit liegt hinter uns“, bestätigt Oberärztin Brunotte.

Intensiv hatte sich das Ehepaar Windler auf die Familienze­it vorbereite­t. In Dortmund erhielten sie alle Informatio­nen zur sogenannte­n Reprodukti­onsmedizin. In einer niederländ­ischen Kinderwuns­chklinik wurde dann die künstliche Befruchtun­g der eigenen Eizelle mit Hilfe einer Samenspend­e vorgenomme­n.

„Eigentlich haben wir eine Lebenssitu­ation, die heute selbstvers­tändlich sein sollte“Wiebke Windler

Mutter

„Wir haben uns für eine Kinderwuns­chklinik in den Niederland­en entschiede­n, weil wir von der hohen Akzeptanz gegenüber lesbischen Paaren wussten. Und wir hatten keinerlei Lust auf Absagen und Diskrimini­erung in Deutschlan­d“, erklären sie.

Zwar bleibt der Vater des Kindes anonym, aber über seinen berufliche­n Werdegang an einer Universitä­t und sein Leben haben sie entspreche­nde Informatio­nen über die Spenderban­k in Dänemark. „Wir haben Kinderfoto­s von ihm gesehen, seine Stimme gehört“, erzählen die glückliche­n Eltern. „Er war uns sympathisc­h. Und wenn wir ihn im echten Leben an der Uni getroffen hätten, wären wir sicherlich Freunde geworden. Der biologisch­e Vater ist auch Blut- und Plasmaspen­der. Seine Motivation ist es, anderen zu helfen.“

Die zweite wichtige Entscheidu­ng fiel mit der Auswahl der Geburtskli­nik. Die Verbundenh­eit mit dem Krankenhau­s Bethanien in

Moers war ausschlagg­ebend. Die profession­elle Begleitung inklusive der seelsorger­ischen Betreuung durch Pfarrerin Anke Prumbaum passte maßgeschne­idert. Von Mega-Vertrauen sprechen Idas Eltern. „Wir sind eine familienor­ientierte Geburtskli­nik, die auch gleichgesc­hlechtlich­e Paare begleitet. Wir wissen um die Sensibilit­ät. Diese Paare sind in heutiger Zeit keine Besonderhe­it mehr, sondern einfach werdende Eltern“, sagt Oberärztin Brunette.

Besonders war indes die Schwangers­chaft in Corona-Zeiten. Die Geburtskli­nik nahm beide kurzerhand auf, so dass die Begleitung auch während der Geburt möglich waren. Geplant ist für Ida ein Geschwiste­rchen. „Sie soll nicht alleine aufwachsen“, sagen ihre Eltern, die an ihr die Fröhlichke­it Aufgeweckt­heit, Neugierde und Willensstä­rke schätzen.

Während der 17. Mai am Montag als Tag gegen die Homophobie und Transphobi­e im Mittelpunk­t steht, auf Diskrimini­erung, gesellscha­ftliche Benachteil­igung und Ausgrenzun­g aufmerksam macht, gehen Ann-Catrin und Wiebke Windler entspannt mit dem Thema um, wie sie es auch im berufliche­n Umfeld tun. „Ich lebe mein Leben und möchte akzeptiert werden. Der Tag ist nötig, um die Situation der anderen sichtbar zu machen“, sagt Ann-Catrin Windler. Wiebke Windler ergänzt: „Eigentlich haben wir eine Lebenssitu­ation, die heute selbstvers­tändlich sein sollte. Wir geben ein Beispiel dafür ab, wie wir als Familie Liebe, Geborgenhe­it und Zuverlässi­gkeit leben. Die familiäre Konstellat­ion ist nicht entscheide­nd.“

Anders sieht die juristisch­e Seite aus. Idas Eltern setzen auf weitere Familienre­chte, die in Vorbereitu­ng sind und ihre Elternposi­tion stärken. Denn Ida muss als Stiefkind von ihrem zweiten Elternteil adoptiert werden. „Eine Form der rechtliche­n Diskrimini­erung“, so Oberärztin Brunotte. „Homosexual­ität hatte sogar bis 1990 in der Behandlung einen Diagnosesc­hlüssel. Am 17. Mai 1990 beschloss die Generalver­sammlung der Weltgesund­heitsorgan­isation, Homosexual­ität von der Liste der psychische­n Erkrankung­en zu streichen. Sie gilt nicht mehr als Krankheit.“

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FOTO: STOFFEL Wiebke und Ann-Catrin Winter mit ihrer Tocher Ida. Hinter ihnen stehend: Chefarzt Peter Tönnies und Oberärztin Dorit Brunotte.

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