Das Risiko ist zu groß: Dong Open Air auf 2022 verschoben
Zum zweiten Mal nach 2020 hat der Verein Dong Kultur das Festival abgeblasen. Gleichzeitig übt er Kritik. Die Politik lasse die Veranstaltunsbranche im Stich.
NEUKIRCHEN-VLUYN Die Inzidenzzahlen sinken, Lockerungen der Corona-Maßnahmen bahnen sich an. Bei Geschäftsleiten, Gastronomen, Kulturschaffenden wächst die Hoffnung auf eine Normalisierung der Lage in den nächsten Wochen. Umso überraschender, dass gerade jetzt die für Juli angekündigte 20. Ausgabe des „Dong Open Air“nach 2020 zum zweiten Mal verschoben wird. Den 14. bis 16 Juli 2022 geben die Veranstalter als neues Datum an.
Dass sich die Corona-Lage entspannt, sehen natürlich auch die Organisatoren vom Verein Dong Kultur. „Wir schließen nicht aus, dass Dinge möglich werden“, sagt der Vorsitzende Stephan Liehr. Dennoch sei das Risiko zu groß. Niemand wisse, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickle. Eine Absage kurz vor dem Festival wäre für den Verein aber eine finanzielle Katastrophe.
„Je näher der Festival-Termin rückt, umso mehr geht es für uns um konkrete Kosten“, sagt Liehr. „Und die übernimmt für uns niemand.“Jetzt wäre die Zeit, da Anzahlungen an Bands zu leisten wären und Aufträge an Firmen vergeben werden müssten. Zwar können sich die Organisatoren auf einen Stamm von mehr als 100 Ehrenamtlern verlassen, die bei den Vorbereitungen des Festivals und beim Aufbau tatkräftig und ohne Bezahlung anpacken. Aber für die Sanitäranlagen, Bühne, Beschallungs- und Lichtanlage sowie für die Profis, die sich um diese kümmern, muss der Verein tief in die Tasche greifen. Auf mehrere Hunderttausend Euro beziffert Liehr den Etat für das Dong Open Air. Und einmal geleistete Anund Vorauszahlungen seien bei einer kurzfristigen Absage schwer zurückzukriegen. Die Bands haben zum Teil weite Anreisen. Liehr: „Versuchen Sie mal, von einer Band in Übersee eine Anzahlung zurückzubekommen…“ Von der Politik fühlen sich die Macher des Dong Open Air im Stich gelassen. „Die Maßnahmen des Bundes
und des Landes haben bisher keine Lösungen für die Veranstaltungsbranche herbeigeführt und bieten auch keine Perspektiven, außer die nächste Version der gültigen Verordnungen und Gesetze abzuwarten“, sagt Liehr. Ein Ende 2020 von Bundesfinanzminister Olaf Scholz angekündigter Rettungsschirm des Bundes für pandemiebedingt abgesagte Veranstaltungen in der zweiten Jahreshälfte 2021 sei nicht gekommen. Und: vom Förderangebot „Kultursommer 2021“der Kulturstiftung des Bundes seien regelmäßig stattfindende Veranstaltungen ausgeschlossen. „Hätte die Politik ihre Zusagen gehalten, hätten wir für 2021 weiterplanen können.“Dass der Verein bereits 2020 Hygiene- und Abstandskonzepte für eigene alternative Veranstaltungen entwickelte, spiele keine Rolle. Tatsächlich führten die Macher des Dong Open Air im August 2020 mit Erfolg ein kleineres Musikevent unter Wahrung damals geltender Coronaregeln durch.
So groß auf der einen Seite der Frust ist, so groß ist auf der anderen Seite die Dankbarkeit für die
Treue der Fans. sind die Organisatoren des 2001 gegründeten Metalund Rock-Festivals für die Solidarität ihrer Fans. Mehr als 3000 Eintrittskarten seien bereits für das Dong Open Air 2020 verkauft gewesen. Nach der Verschiebung auf 2021 seien nur „wenige Handvoll“Tickets zurückgegeben worden, sagt Liehr. Er hofft, dass es nach der erneuten Verschiebung dabei bleibt. Alle gekauften Karten behielten ihre Gültigkeit.
Auch die angekündigten Bands wollen wohl dem Dong Open Air treu bleiben und 2022 kommen. So zum Beispiel die international erfolgreiche Power Metal Band Blind Guardian aus Krefeld, die bereits im vergangenen Jahr als Headliner angekündigt worden war. Die Chancen, auch die weiteren 25 angekündigten Bands „mitnehmen“zu können, stehen laut Stephan Liehr gut. Alle würden versuchen, ihre abgesagten Shows im nächsten Jahr nachzuholen.