Wo Betroffene eine Unterkunft finden
Viele Menschen haben ihr Dach über dem Kopf verloren. Diese Hilfsangebote gibt es für die Opfer der Flutkatastrophe.
DÜSSELDORF Nach und nach zeigt sich das ganze Ausmaß der Flut. Wohnungen und Häuser wurden überschwemmt, einige sind gar völlig zerstört worden. Die Menschen kommen zunächst in Notunterkünften oder bei Freunden und Verwandten unter. Immer mehr Stellen bieten ihre Hilfe an. Es gibt Spendenaktionen; der Nürburgring ist zu einer Art Verteilzentrum geworden. Mittlerweile wird von Sachspenden eher abgeraten, doch es gibt viele Möglichkeiten, trotzdem zu helfen. Geldspenden können über verschiedene Wege getätigt werden. Auch für Menschen, die eine Unterkunft brauchen, gibt es zahlreiche Hilfsangebote.
Zum Beispiel vom Verein Nestwärme in Trier. Dort werden sonst Familien mit behinderten, schwer oder unheilbar kranken Kindern unterstützt. Gerade für Menschen in solchen Situationen können die Auswirkungen der Flut verheerend sein. Diese Familien können sich bei Nestwärme in Trier melden und dort kurzfristig in der Ambulanten Brückenpflege ein Familienzimmer beziehen, wie Vorständin Petra Moske sagt. „Wir wollen nicht nur ein Obdach bieten, sondern den Menschen auch langfristiger zur Seite stehen. Betroffene sind so geschockt, dass sie oft nicht wissen, wo sie anfangen sollen, nach Hilfe zu suchen“, sagt sie. Mit dem Netzwerk des Vereins, aber auch mit den Erfahrungen in der sogenannten Resilienzarbeit wollen sie und ihre Kollegen den Menschen psycho-soziale Betreuung anbieten. „Das ist ein bisschen wie in einem Trauerfall: Zu Beginn ist viel Hilfe da, aber es geht auch um das Danach“, so Moske. Nestwärme hat eine Hotline eingerichtet, bei der sich Familien melden können, telefonisch unter 0171 2690200 oder per E-Mail an lebensraum@nestwärme. de. Weitere Informationen auch unter www.nestwaerme.de.
Auch einige Konzerne stellen Unterkünfte bereit. „Wir können und möchten Familien, die durch die Hochwasserkatastrophe obdachlos geworden sind, übergangsweise mit Wohnraum helfen“, sagt zum Beispiel ein Sprecher von RWE. Das Unternehmen hat in verschiedenen Orten des Rheinischen Reviers leerstehende Wohnungen und Häuser. Dort können Menschen, deren Wohnung auf längere Zeit nicht bewohnbar ist, kurzfristig untergebracht werden. RWE stimmt dies mit den jeweils zuständigen Kommunen ab.
Im Raum Eschweiler, Köln, Leverkusen und Bonn stehen Wohnungen des Wohnungsunternehmens Vonovia für Bedürftige zur Verfügung. Die Wohnungen sind für den Zeitraum von einem Monat kostenfrei und ohne Kautionsleistung
beziehbar. Für Menschen, deren Wohnungen auch längerfristig unbewohnbar bleiben, wolle man einen „Neustart“unterstützen und eine „unproblematische und kurzfristige Übernahme des Mietvertrages anbieten“, heißt es von Vonovia. Betroffene können sich unter hochwasser.wohnen.eschweiler@ vonovia.de für die Stadt Eschweiler, unter hochwasser.wohnen.koeln@ vonovia.de für Köln, unter hochwasser.wohnen.lev@vonovia.de für Leverkusen oder unter hochwasser. wohnen.bonn@vonovia.de für Bonn melden.
Auch in den betroffenen Kreisund Stadtverwaltungen selbst werden Hilfsangebote koordiniert. In Bonn sind laut Oberbürgermeisterin Katja Dörner so viele Hilfsangebote eingegangen, dass man die Leitungen nun für die Betroffenen freihalten wolle. Von freien Zimmern in Privatwohnungen bis hin zu Hotelzimmern seien zahlreiche Angebote verfügbar. Hilfesuchende können sich unter 0228 771000 oder über ein Formular auf der Internetseite der Stadt melden.
Im Kreis Ahrweiler gab es eine Vielzahl von Hilfsangeboten. Auf einer speziell eingerichteten Seite können Menschen zusammengebracht werden, die einerseits eine Unterkunft bieten können oder andererseits eine benötigen. Auf www. hochwasseradenau.de können sich Hilfsbereite zudem als Helfer registrieren, egal ob mit handwerklichen Fähigkeiten, mit Hilfe zur Verpflegung oder auch der Koordination von Helferinnen und Helfern von zu Hause aus.
Der Kreis Euskirchen, der RheinSieg-Kreis und die Bezirksregierung Köln haben ihre Arbeit zur Hilfe für die Flutopfer gemeinsam gebündelt. Unter www.helfen-helfen.de kann der Verein seit Freitag unterstützt werden. Auch Unterkünfte kann man dort anbieten, die Betreiber der Plattform kümmern sich dann um die Koordination. Auch Benefizveranstaltungen
sollen dort geplant werden.
Große Hotelketten wie Premier Inn und NH haben in verschiedenen Städten ebenfalls ihre Hotels als Notunterkünfte angeboten. Christoph Becker vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ist seit Tagen in den Regionen unterwegs und sagt, er sagt, er habe dort eine gigantische Hilfsbereitschaft erlebt. „Ich habe über 1000 Hotelzimmer für Betroffene und Helfer zur Verfügung, das einzige Problem ist derzeit die Kommunikation zu den Betroffenen.“Hunderte Hotelzimmer, unter anderem in Bonn und Köln, habe er schon vermitteln können, teilweise sorgten die Hoteliers sogar für Essen in verschiedenen Lokalen, doch noch erreiche man nicht alle Betroffenen. „Wir bräuchten eine zentrale Stelle“, sagt er. Es seien zahllose Sachspenden eingegangen. „Aber was bringen 1000 Flaschen Duschgel, wenn die Menschen noch kein fließendes Wasser haben?“