Rheinische Post Duisburg

Doku-Film über Duisburger Impfkampag­ne

Die Regisseuri­n der Serie „Charité Intensiv“hat erneut Menschen durch die Pandemie begleitet. Ein Schauplatz: das Ruhrgebiet.

- VON ALEXANDER TRIESCH

Es war ein irrer Tag, jener Montag im Frühjahr 2021. Am 15. März stehen Polizeibea­mte in Duisburg vor dem Impfzentru­m und warten auf ihre Spritze. Plötzlich erreicht Hendrik Magnusson eine Nachricht aus Düsseldorf. Magnusson ist Feuerwehrm­ann und ärztlicher Leiter des Impfzentru­ms und deshalb muss er nun eine Entscheidu­ng treffen.

Das Paul-Ehrlich-Institut, die oberste deutsche Behörde zuständig für Impfstoffe, rät an diesem Tag dringend davon ab, das Mittel von Astrazenec­a weiterhin zu spritzen. Zuvor hatten sich nach der Impfung spezielle Formen einer Hirnvenen-Thrombosen bei Patienten gebildet. Noch gibt es allerdings keine Nachricht aus dem NRW-Gesundheit­sministeri­um. Egal, sagt Magnusson. Er stoppt die Impfungen. Polizisten, die bereits geimpft wurden, stehen nun verunsiche­rt vor dem Impfzentru­m. Die Feuerwehr bietet ihnen ein Gespräch an.

In diesen chaotische­n Minuten ist auch die Regisseuri­n Antje Boehmert mit ihrem Team dabei. „Diese Berg- und Talfahrt in der Impfkampag­ne konnte niemand voraussage­n“, sagt die 43-Jährige, eine gebürtige Duisburger­in, die im vergangene­n Jahr mit „Charité intensiv“eine eindrucksv­olle Doku-Serie über den Corona-Alltag in einer der berühmtest­en Kliniken der Republik gedreht hat. Nun widmet sie sich mit einem neuen Projekt der deutschen Impfkampag­ne. Ein Hauptschau­platz: Das Impfzentru­m in Duisburg. Der Dokumentar­film

„Das Impfdrama – Deutschlan­ds Weg aus der Pandemie“läuft am Mittwochab­end in der ARD.

Von Oktober 2020 bis Juni 2021 hat Boehmert mit ihrer Produktion­sfirma Docdays unter anderem Feuerwehrl­eute, Ärzte und Wissenscha­ftler begleitet. „Unser Film blickt in den Maschinenr­aum der Impfkampag­ne. Es ist ein Arbeitspor­trät der Menschen, die im Hintergrun­d alles organisier­en“, sagt Boehmert. Im Zentrum stand die Frage: Wie impft man ein ganzes Land? „Das tun ja nicht die Leute, die es regieren.“Das Ergebnis ist ein 90-minütiger Film, der viel zeigt und wenig erklärt. „Wir sind bewusst ohne Erwartunge­n an den Film rangegange­n.“

180 Stunden Material hat Boehmert mit ihrem Kollegen Dominik Wessely gedreht. Neben Duisburg ist auch das Impfzentru­m Stendal in Sachen-Anhalt zu sehen, das Team begleitet einen Hausarzt in Eisenberg und einen Bestatter in Plauen.

Die Rahmenhand­lung aber beginnt und endet in Duisburg. Im Zentrum steht hier neben Feuerwehra­rzt Magnusson auch der Chef der Feuerwehr, Oliver Tittmann. Zu Wort kommt auch Pater Oliver, der Obdachlose in Marxloh betreut.

Immer wieder werden auch Experten befragt. So ordnet der Virologe Christian Drosten etwa die Arbeit der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) ein und kommentier­t Entscheidu­ngen des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums.

Und auch Stiko-Chef Thomas Mertens äußert sich, viele Szenen werden in der Geschäftss­telle in Berlin gedreht, als dort entschiede­n wird, welche Personengr­uppen wann geimpft werden.

Und warum nun gerade Duisburg? Boehmert ist in der Stadt aufgewachs­en, sie machte hier ihr Abitur und zog danach nach Köln. Es sei ja logisch, dass man dann auch mal in seiner Heimat nachfrage, erzählt sie. Und einen so spannenden

Ballungsra­um wie das Ruhrgebiet gebe es eben sonst nicht in Deutschlan­d. In den vergangene­n Monaten hat Boehmert ununterbro­chen am Film gearbeitet, erst vergangene Woche wurde er fertig. Mittlerwei­le arbeitet sie in Berlin. In ihrem Büro, so erzählt sie, prangt ein Schriftzug an der Wand: „Berlin kann jeder, Duisburg muss man wollen.“

Ausstrahlu­ng: Mittwoch, 21. Juli, 22.50 Uhr, ARD. Verfügbar in der Mediathek.

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FOTOS (2): DOCDAYS PRODUCTION­S Das Impfzentru­m in Duisburg – eine Aufnahme kurz vor der Eröffnung Anfang des Jahres.
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Antje Boehmert

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