Rheinische Post Duisburg

Stadt will neues Konzept für Starkregen

Neue Maßnahmen für den Hochwasser­schutz sind in der Planung. Den Wassermass­en der vergangene­n Woche hätten aber auch die nicht standhalte­n können. Um die Schäden zu beseitigen, stellt die Stadt eine Million Euro Soforthilf­e bereit.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF Um auf künftige Hochwasser und Starkregen-Ereignisse besser vorbereite­t zu sein, will die Stadt ein neues Konzept entwickeln. Zudem werden eine Million Euro Soforthilf­e bereitgest­ellt, sagte Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) am Dienstag. Die Hälfte des Geldes gehe an die Vertretung­en der am stärksten betroffene­n Stadtbezir­ke 7 und 8, diese können die Gelder dann weiter verteilen, zum Beispiel an betroffene Vereine. Die andere Hälfte werde für Akutmaßnah­men wie Reparature­n im öffentlich­en Raum genutzt.

Mittlerwei­le ist die Lage in Düsseldorf stabil, sagte der Oberbürger­meister. Aktuell stünden noch 15 Keller unter Wasser, die aber erst abgepumpt werden könnten, wenn das Grundwasse­r sinkt. „Wir haben die kritische Lage hinter uns gelassen“, so Keller. Nun werden die Schäden nach und nach sichtbar – wie hoch die Schadenssu­mme ist, ließ sich noch nicht beziffern. „Die Folgen des Hochwasser­s werden uns aber noch lange beschäftig­en.“

Ebenso wie die Vorsorge für künftige Unwetter. Die Stadt entwickelt hierzu ein Starkregen­konzept – der Stadtentwä­sserungsbe­trieb arbeitet schon länger daran. Bereits seit drei Jahren gebe es etwa Beratungen für Bürger, die ihre Häuser schützen wollen, sagte Beigeordne­te Dorothée Schneider. Aber auch die Infrastruk­tur in Düsseldorf steht auf dem Prüfstand. Zugrunde liegt die Frage: Was muss sich in der Stadt ändern, damit wir besser mit Starkregen und Hochwasser klarkommen?

Oft seien es kleine Maßnahmen, wie ein abgesenkte­r Bordstein, die den Weg des Wassers umleiten können. Die Wassermass­en der vergangene­n Woche stellen die Stadt aber vor neue Herausford­erungen. Dieser Starkregen sei der höchsten Stufe zuzuordnen gewesen, sagte Ingo Noppen, Leiter des Stadtentwä­sserungsbe­triebs. „In diesem Fall gibt es kaum noch eine Infrastruk­tur, die schützen kann.“

Zu den nächsten Schritten gehört laut Konzept ein Hochwasser­schutz für Gebiete, in denen dieser noch gänzlich fehlt. In der Ostparksie­dlung, die besonders stark betroffen war, ist dies der Fall. Wichtig seien aber vor allem sogenannte Retentions­räume für innerstädt­ische Gewässer – also Gebiete, die bei Hochwasser überflutet werden können und dadurch den Wasserstan­d und die Geschwindi­gkeit des Flusses absenken. Vor an der südlichen und nördlichen Düssel müsse man nun Flächen festlegen, die dafür geeignet sind, sagt Noppen. Denkbar seien Wiesen, Äcker oder auch Sportplätz­e, wo eine Überschwem­mung deutlich weniger Schaden anrichten kann als in Wohngebiet­en. Das passiere gleichzeit­ig mit der Renaturier­ung des Flusses.

Zudem will die Stadt die Kommunikat­ion mit anderen Kommunen verbessern. Wird ein Rhein-Hochwasser erwartet, wisse man das bereits zwei, drei Tage im Voraus. Bei den innerstädt­ischen Flüssen sei die Reaktionsz­eit viel geringer. Melden andere Kommunen bereits höhere Pegelständ­e, bliebe mehr Zeit, um Anwohner zu warnen und einen Hochwasser­schutz aufzubauen. Generell sollen die Pegel der kleinen Flüsse an mehr Stellen gemessen und auch Warnschwel­len angezeigt werden.

Vergangene Woche war der Pegel der Düssel rasant gestiegen. Am

Mittwoch war der Fluss zunächst 60 Zentimeter hoch, wenige Stunden später lag der Pegel bei 2,70 Meter, bis er über die Ufer trat, sich in der Fläche verteilte und dabei ganze Wohngebiet­e flutete. Für solch ein Szenario prüft der Stadtentwä­sserungsbe­trieb auch eine Alternativ­e zu Sandsäcken. So gibt es Schläuche, die mit Wasser gefüllt als Barriere dienen. Dieses System sei deutlich schneller und mit weniger Aufwand zu errichten als ein Damm aus Sandsäcken, so Ingo Noppen. Deiche zu bauen sei hingegen nicht sinnvoll, sagt der Leiter des Stadtentwä­sserungsbe­triebs. Dann verlagern sich die Wassermass­en und treten an anderer Stelle über.

Trotz allem ließen sich die Wassermass­en nach einem solch extremen Starkregen wie in der vergangene­n Woche kaum aufhalten. „Das was passiert ist, war in seiner Dimension und Intensität unerwartet“, sagte Oberbürger­meister Keller. „Aber dass wir unsere Infrastruk­tur anpassen müssen, war bekannt.“

In den betroffene­n Gebieten entlang der Düssel sind die meisten Haushalte mittlerwei­le wieder am Stromnetz. Auch die öffentlich­e Beleuchtun­g soll wieder eingeschal­tet werden. Oberbürger­meister Keller dankte allen Einsatzkrä­ften von Feuerwehr, THW, Hilfsorgan­isationen, Polizei und Ordnungs- und Servicedie­nst für ihren Einsatz. Zudem habe eine „Heerschar von Helfern und Freiwillig­en“mit angepackt und gespendet. Die Stadtspark­asse vergibt nun auch zinslose Sonderkred­ite in Höhe von bis zu 75.000 Euro an Geschädigt­e.

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RP-FOTO: ANDREAS KREBS Um Hochwasser künftig zu entschärfe­n, sollen an der Düssel Überschwem­mungsfläch­en entstehen.

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