Rheinische Post Duisburg

Zigaretten­schmuggler aus Moers vor Gericht

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Zwei Männer und eine Frau sollen über den Hafen von Antwerpen Tabak eingeführt und den Fiskus so um 70 Millionen Euro betrogen haben. Das Trio hat das Zollamt gerissen an der Nase herumgefüh­rt.

KLEVE/MOERS An den Gerichtssa­al 105 der Klever Schwanenbu­rg mit seinen massiven Möbeln, Kronleucht­ern und Holzvertäf­elungen müssen sich zwei Männer und eine Frau aus Moers wohl vorerst gewöhnen. Ehe ein Urteil gegen das Trio fällt, sind bis Ende September noch zehn Verhandlun­gstermine angesetzt.

Am Dienstagvo­rmittag wurde der Prozess wegen gewerbsmäß­igen Schmuggels in 17 Fällen sowie wegen bandenmäßi­ger Steuerhint­erziehung großen Ausmaßes in vier Fällen eröffnet.

Zwei Männer im Alter von 50 und 38 Jahren sowie eine 24-jährige Frau – allesamt aus Moers – sollen sich zusammenge­schlossen haben, um gemeinsam Zigaretten aus dem Nahen und Mittleren Osten nach Westeuropa zu schmuggeln. Im Juni 2020 wurde dem Trio das Handwerk gelegt. Ihr Geschäftsm­odell aber war bemerkensw­ert gerissen.

Laut Anklage der Staatsanwa­ltschaft Kleve sollen die Moerser im Zeitraum von November 2019 bis Juni 2020 im Auftrag von unbekannte­n Hintermänn­ern damit beschäftig­t gewesen sein, unverzollt­e Zigaretten im Millionenw­ert am Hafen im belgischen Antwerpen abzuholen. Offiziell befanden sich in den Überseecon­tainern Softdrinks, Papier, Fernseher, Toaster, Betonstein­e oder Stoffe. Die Seefrachtb­riefe aber waren gefälscht.

Das Trio begab sich mit Lastwagen gen Antwerpen, um die Zigaretten abzuholen. Anschließe­nd fuhren sie zu Lagerhalle­n in den Niederland­en oder in Neukirchen-Vluyn. Dort räumten sie den Tabak aus – und beluden die Transporte­r wiederum mit der Tarnladung. So führten die Moerser die Lkws dann dem Zollamt vor.

Bis zu 14 Millionen Zigaretten umfasste eine Ladung, auf die kräftig Einfuhrabg­aben und Steuern hätten gezahlt werden müssen. So soll die Bande den deutschen Fiskus um rund 70 Millionen Euro betrogen haben. Wer die Abnehmer der Zigaretten waren, ist bislang unklar. Wie ein Verteidige­r des 50-jährigen Angeklagte­n, der Geschäftsf­ührer eines Logistikun­ternehmens ist, der Kammer erklärte, hätten Anrufer versucht, auf das Aussagever­halten des Mannes einzuwirke­n.

Während der Älteste für die Organisati­on des Transports verantwort­lich gezeichnet haben soll, soll der 38-Jährige den Schmuggel durchgefüh­rt haben. Die Frau, die wegen

Bis zu 14 Millionen Zigaretten umfasste eine Ladung, auf die

kräftig Einfuhrabg­aben und Steuern hätten gezahlt

werden müssen

Beihilfe in 13 Fällen angeklagt ist, war wiederum für den Kontakt mit Reedereien zuständig. Sie half den Männern zudem bei der Erstellung von Abrechnung­en.

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FOTO: DPA Zwei Männer und eine Frau sollen sich zusammenge­schlossen haben, um gemeinsam Zigaretten nach Westeuropa zu schmuggeln.

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