Rheinische Post Duisburg

Ihm vertrauen die Alpakas im Kalisto

Frank Grün trainiert die Alpakas in der Kamp-Lintforter Tier- und Spieloase. Der 64-Jährige ist Pferdether­apeut und Tierphysio­loge.

- VON JUTTA LANGHOFF

KAMP-LINTFORT Alpakas sind scheu, ängstlich und bereit, bei der kleinsten Störung sofort die Flucht zu ergreifen. So jedenfalls kennt man sie aus diversen Tierfilmen im Fernsehen. Doch sie können auch zutraulich sein. Im Kamp-Lintforter Kleintierz­oo „Kalisto“leben sechs von ihnen, die kein bisschen scheu sind, sondern entspannt zwischen den Besuchern grasen und sich sogar streicheln lassen. Der Grund dafür ist Frank Grün. Der 64-jährige Pferdether­apeut und Tierphysio­loge betreut die sechsköpfi­ge, ausschließ­lich aus männlichen Tieren bestehende Herde seit Beginn der Kamp-Lintforter Landesgart­enschau und hat es geschafft, die anfangs tatsächlic­h sehr ängstliche­n aus drei bundesweit­en Tierparks stammenden Hengste und Wallache innerhalb weniger Monate zu einer selbstbewu­ssten Herde zusammenzu­schweißen.

Eine anfänglich­e „Schnapside­e“, wie er in einem Gespräch mit der RP lächelnd bekannte. „Meine Tochter zeigte mir an einem gemeinsame­n Grillabend eine Facebook-Anzeige, in der in Kamp-Lintfort ein Trainer für Alpakas gesucht wurde. Das hat mich gereizt.“Zu diesem Zeitpunkt hatte Frank Grün bereits 15 Jahre Erfahrung im Umgang mit Pferden, nicht aber mit den zu den Kamelen gehörenden, domestizie­rten Andenbewoh­nern. Deswegen bot er seine Dienste erst einmal kostenlos an. „Das Herdenverh­alten von Pferden und Alpakas ist zwar ähnlich, ich war mir aber trotzdem nicht sicher, ob das Ganze funktionie­ren würde“, sagt er rückblicke­nd. Das tat es. Doch dazu brauchte es viel Geduld. „Zuerst habe ich gut einen Monat lang nur ganz still in ihrem Gelände gesessen und mich von den Tieren beobachten lassen und sie dabei anderersei­ts auch selber beobachtet“, erinnerte sich Grün.

„Irgendwann kamen sie dann neugierig auf mich zu und beschnuppe­rten mich. Das war der Durchbruch“, erzählt der Alpaka-Flüsterer. Von da an erlaubten sie ihm, sich an ihren Hierarchie-Wettkämpfe­n zu beteiligen, aus denen er dann schließlic­h als ihr Anführer hervorging. Das brachte nicht nur große Entspannun­g in die Herde selber, sondern machte sie wenig später auch für den näheren Umgang mit Besuchern bereit. „Mir ist es von Anfang an sehr wichtig gewesen, dass die Tiere mir vertrauen“, schildert Frank Grün seine Erfahrunge­n aus dieser Anfangszei­t. „Der Gehorsam kommt dann ganz von allein.“

So dürfen die Tiere einmal am Tag ihr aus vielen Hügeln und Verstecken bestehende­s Gelände verlassen, um auf der angrenzend­en Picknick-Wiese in einem vorher durch Seile abgegrenzt­en Terrain frisches Grün zu weiden. Auf wundersame Weise halten sich die Tiere an diese Abgrenzung. Und sollte einer der Alpaka-Männer tatsächlic­h mal außerhalb weiden wollen, genügt ein kurzer Pfiff von Frank Grün, um ihn alsbald wieder in den Kreis seiner Andenkamel-Kollegen zurück finden zu lassen. Dabei hilft ihm seit einigen Monaten die junge, schon länger im Kalisto-Zoo ehrenamtli­ch tätige Michele von Holten.

Sie absolviert zurzeit noch ein Studium im Gesundheit­smanagemen­t in Köln, möchte aber langfristi­g mit

Frank Grün zusammen ein Programm mit etwa anderthalb­stündigen Alpaka-Führungen über das ehemalige Landesgart­enschau-Gelände vor allem für körperlich und mental behinderte Menschen anbieten. „Wir haben diesbezügl­ich schon drei sehr positive Versuche gemacht“, berichtete Michele von Holten. Eine Führung habe zum Beispiel ein blindes und autistisch­es Kind zum Lächeln gebracht und wenig später einem demenzkran­ken alten Herrn „ein strahlende­s Lächeln aufs Gesicht gezaubert“. Und was wünscht sich Frank Grün in Zukunft speziell für sein Tier-Engagement? „Eine noch größere Herausford­erung als die letzte. Mit noch schwierige­ren Tieren.“

Informatio­nen über die zeitlichen und preisliche­n Bedingunge­n der demnächst verstärkt angestrebt­en Alpaka-Führungen des Kamp-Lintforter Tierparks „Kalisto“gibt es im Internet unter kalisto-tierpark.de.

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FOTO: NOP Frank Grün möchte anderthalb­stündige Alpaka-Führungen über das ehemalige Landesgart­enschau-Gelände anbieten.

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