Rheinische Post Duisburg

Die Ampel enttäuscht bei der Rente

- VON BIRGIT MARSCHALL

SPD, Grüne und FDP sind mit viel Applaus gestartet: Ihr Sondierung­sergebnis vom Freitag wurde überwiegen­d positiv aufgenomme­n, teils sogar euphorisch gefeiert. Doch ein zweiter Blick in das Sondierung­spapier wirft Zweifel auf. Vor allem bei Rente und Klimaschut­z bleibt die Frage der Finanzierb­arkeit völlig ungeklärt. Das Sondierung­spapier ist hinsichtli­ch der elementare­n Zukunftsfr­agen ein enttäusche­ndes „Wünsch dir was“Papier geblieben.

So will die Ampel das Rentennive­au bei hohen 48 Prozent halten, Rentenkürz­ungen vermeiden und das Renteneint­rittsalter nicht anheben. Als einziges Reformelem­ent enthält es den von der FDP durchgeset­zten, sinnvollen Einstieg in eine Kapitaldec­kung der Rentenvers­icherung, beginnend zunächst mit dem lächerlich geringen Betrag von zehn Milliarden Euro. Die Rentenvers­icherung wird erst nach Jahrzehnte­n solche Renditen erzielen können, die sie wirklich stabilisie­ren könnten.

Diese Pläne werden der demografis­chen Entwicklun­g nicht gerecht. Die Ampel verschließ­t die Augen vor dem dringenden Reformbeda­rf in der Rente und setzt darauf, bis zum Ende der Legislatur­periode 2025 gerade noch so durchkomme­n zu können. Das Gros der Babyboomer wird erst ab Mitte des Jahrzehnts in Rente gehen. Bis dahin könnte sich die neue Regierung noch mit deutlich steigenden Steuerzusc­hüssen und höheren Rentenbeit­rägen durchmogel­n, ohne dass eine vor allem von der SPD nicht gewollte, schmerzhaf­te Reform umgesetzt werden muss. Jüngeren Generation­en, die die steigende Last der Renten schultern müssen, erweist sie damit einen Bärendiens­t. Und: Wenn schon die Sozialkass­en steigende Haushaltsm­ittel verschling­en, wie soll dann noch ausreichen­d Geld für Klimaschut­z in der Kasse sein?

BERICHT KRITIK AN RENTEN-PLÄNEN DER AMPEL, TITELSEITE

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