Trotz Impfbus-Einsatz bleibt die Quote in Duisburg zu niedrig
In Duisburg sinkt die Zahl der Impfungen nach dem Aus des Impfzentrums. Wie niedrig Duisburgs Impfquote und wie groß der Andrang am Impfbus ist.
(Wie kommen Stadtverwaltung, Arztpraxen und Betriebsärzte seit der Schließung des Impfzentrums Ende September mit den CoronaImpfungen voran? Und wie viele Duisburgerinnen und Duisburger sind inzwischen überhaupt immunisiert? Fest steht: Seit Oktober wurden in Duisburg nachweislich deutlich weniger Impfdosen verabreicht, obwohl die Impfquote hier weiterhin vergleichsweise niedrig ist – und obwohl das Gesundheitsamt mit dem Andrang am neuen Impfbus und an der Impfstation am Hauptbahnhof zufrieden ist.
Dass die Berechnung der Impfquoten für das deutsche Gesundheitswesen ein Problem ist, wurde jetzt klar, als das Robert Koch-Institut (RKI) erklärte: Exakte Angaben sind wegen der Meldeprobleme nicht möglich. „Wir können nur sagen, dass [in Deutschland, d. Red.] bis Ende September bis zu 84 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal geimpft wurden und bis zu 80 Prozent vollständig“, sagte RKIPräsident Wieler gestern. Etwas älter ist diese RKI-Rechnung: Damit Delta im Winter nicht zu hohen Inzidenzen und Hospitalisierungsraten führt, sei eine vollständige Immunisierung von 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und von 90 Prozent der Über-60-Jährigen nötig.
In Duisburg ist man davon weiter entfernt als in anderen NRW-Großstädten. Das RKI weist zwar darauf hin, dass seine Daten nicht taugen, um präzise Quoten für einzelne Städte zu berechnen. Das liegt wie berichtet unter anderem daran, dass nur der Ort der Impfung, nicht aber der Wohnort der Geimpften herangezogen wird. Viele Praxen melden ihre Impfungen zudem ungenau oder verspätet. Dennoch weisen die Daten auf eine große Impflücke in Duisburg hin: Laut RKI-Monitoring wurden bis zum 15. Oktober 330.277 Erstimpfungen, 326.357 Zweitimpfungen
und 6822 Auffrischungsimpfungen fürs Stadtgebiet registriert.
Ignoriert man alle Unschärfen und rechnet diese Zahlen auf 495.885 Duisburger um, ergibt sich für die Duisburger Gesamtbevölkerung: eine „Erstimpfquote“von 66,6 Prozent (NRW-Schnitt: 73,3) und eine „Zweitimpfquote“von 65,8 Prozent (NRW: 69,1). Stadtsprecher Jörn Esser erläutert: „Nach den durchgeführten Studien geht man davon aus, dass eine Unterschätzung von bis zu fünf Prozent möglich ist.“
Dann käme Duisburg höchstens auf eine Erstimpfquote von knapp 72 und auf eine Zweitimpfquote von knapp 71 Prozent. Auch dann „würde der Impffortschritt für die geforderte Quote von 85 Prozent nicht ausreichen“, bilanziert Esser.
Die Zahlen belegen auch, dass die Kampagne nach dem Aus für die mobilen Teams des Impfzentrums und trotz der neuen Koordinierenden Covid-19-Impfeinheit (KoCI) wie befürchtet an Tempo verloren hat: Vom 3. bis 10. Oktober wurden in Duisburg 1782 Erstimpfungen und 4062 Zweitimpfungen (sowie 987 Auffrischungsimpfungen) erfasst. Im September waren es meist zwischen 4000 und 5000 Erstimpfungen pro Woche, zuvor noch mehr (zum Beispiel 7948 vom 18. bis 25. August, 6996 vom 12. bis 19. Juli).
Ein Großteil der Erstimpfungen in Duisburg fand im Oktober bislang durch die KoCI statt – also außerhalb der Arztpraxen: Bei den Aktionen wurden vom 4. bis 13. Oktober „2074 Impfungen durchgeführt, davon 1002 am Impfbus, 984 am Hauptbahnhof und 88 bei den Sonderimpfaktionen“, berichtet Esser. „Darunter waren rund 60 Prozent Erstimpfungen.“
Damit ist Gesundheitsamtsleiter Ludwig Hoeren zufrieden: „Die niedrigschwelligen Angebote für
Erstimpfungen werden gut angenommen. Wir können sagen, dass durchaus eine Bereitschaft vorhanden ist, sich impfen zu lassen, wenn auch das Angebot erst jetzt wahrgenommen wird.“Gut möglich, dass diese Bereitschaft dadurch erhöht wird, dass Ungeimpfte ihre Schnelltests seit dem 11. Oktober selbst zahlen müssen.
Welche Hauptprobleme die Stadt inzwischen sieht, Ungeimpfte zu erreichen? „Für viele Menschen spielen diffuse oder konkrete Ängste vor Nebenwirkungen eine Rolle. Zum Teil bestehen aber auch Ängste, die sich medizinisch nicht belegen lassen und durch soziale Medien verstärkt werden“, erklärt Esser zur vergleichsweise niedrigen Impfbereitschaft. Er verweist auch auf Impfgegner, Corona-Skeptiker und -Leugner und auf Expertenschätzungen, wonach sich „drei bis zehn Prozent der Bevölkerung“grundsätzlich nicht impfen lassen wollen.