„Tante Pati“gibt nicht auf
Seit mehr als zwei Jahren bietet Patrizia Paulus in ihrem Laden in Moers Lebensmittel ohne Plastikverpackungen an. Warum sich die Pandemie in ihrem Geschäft immer noch bemerkbar macht und was sie dagegen unternehmen will.
MOERS Die frischen Milchprodukte sind gerade angeliefert worden und werden umgehend ins Kühlregal einsortiert. Patrizia Paulus ist in ihrem Element, während Kundinnen stöbern und sich über unverpackte Produkte informieren. Die 25 Jahre alte Geschäftsinhaberin betreibt in Moers an der Unterwallstraße, gegenüber dem alten Finanzamt, ihr Geschäft „Tante Pati“– Moers’ ersten und bislang einzigen Unverpackt-Laden. Auch eine weitere Nische im Kundeninteresse hat Paulus besetzt: Haushaltswaren von einem deutschen Traditionshaus sowie Handfeger und Bürsten. „Kunden fragten immer wieder nach. Wir können auf Kundenwunsch bestellen. Moers hat leider kein Haushaltswarengeschäft mehr“, erzählt die Unternehmerin.
Der Umzug im Oktober vergangenen Jahres von der Fußgängerzone an der Neustraße auf nun ebenerdige 140 Quadratmeter Ladenfläche habe sich gelohnt, sagt Paulus. „Allein schon, weil ich jetzt mehr Lagerraum habe. Ich bin beinahe ein Vollsortimenter an unverpackten Artikeln und habe am neuen Standort mein Angebot mit veganen Artikeln aus dem Kühlregal noch einmal ausgebaut.“
Trotzdem läuft das Geschäft noch nicht wieder reibungslos. Der verkaufsoffene Sonntag in der vergangenen Woche habe ihr zwar Kunden beschert, doch das Bummeln in Nebenstraßen und Gassen, wie es vor Corona üblich war, habe sich noch nicht wieder eingestellt, sagt Paulus. Es werde weiterhin viel per Mausklick bestellt, so ihre Beobachtung: Ein Verbraucherverhalten, an dem die Geschäftsleute vor Ort noch zu knacken hätten.
Der erste wirtschaftlicher Einbruch kam bei „Tante Pati“mit dem Lockdown in der Pandemiephase. Für die nachfolgende Delle ist keine Erklärung plausibel. „Das war ein spürbarer Dämpfer in diesem Jahr. Dabei habe ich sogar meine Kundenparkplätze direkt vor der Tür“, so die 25-Jährige. Allerdings werde auch das Thema Klima gerade erst wieder mit ersten Aktionen der Fridays-for-FutureEngagierten ins öffentliche Bewusstsein geholt.
Patrizia Paulus rührt mit ihren drei Mitarbeiterinnen die Werbetrommel, ist Ausstellerin, beispielsweise auf dem Markt der Möglichkeiten im Dorf Neukirchen einmal im Monat, oder jetzt, auf dem letzten Feierabendmarkt des Jahres in Vluyn. Sie plant für Neukirchen eine
Art Abholdepot aufzubauen. Kunden setzten auf Transparenz mit Rückverfolgbarkeit von Produkten wie Obst, Säften und Gemüse, sagt Paulus. Das Interesse am Klimaschutz, Klimawandel, Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität sei grundsätzlich ausgeprägt.
„Bewusste Müll- und Plastikvermeidung wird immer mehr in den Alltag integriert. Die Menschen wissen, dass sie so ihren Beitrag leisten können. Dazu wollen sie noch mehr wissen und beraten werden, das habe ich jetzt wieder in Neukirchen erlebt.“
Auch ihre Kursangebote laufen. Renner war unter anderem die Herstellung von eigenen Putzmitteln oder Kosmetika. Aktuell ist das Thema Erkältungskrankheiten und Stärkung des Immunsystems angesagt. Mit ihren Kursteilnehmenden stellt Paulus Hustensaft, -balsam und Badezusätze her. „Ich biete jetzt noch drei weitere Termine an“, sagt sie. „Wir haben im Laden einen eigenen Kursraum.“
Als einen Knackpunkt schätzt die Händlerin jedoch ihre Außenwerbung ein: „Auf dem Fußweg darf beispielsweise kein Aufsteller stehen, sagt dazu die Stadt. Dadurch bleiben wir auf den ersten Blick unscheinbar. Ich setze jetzt auf erste Weihnachtsbeleuchtung im Fenster an meinem Standort und bleibe optimistisch.“
„Bewusste
Müll- und Plastikvermeidung wird immer mehr in den Alltag integriert“Patrizia Paulus
„Tante Pati“