Rheinische Post Duisburg

Stadt will Gratis-Parkplätze abbauen

Für die Verkehrswe­nde sollen Stellplätz­e an der Straße weichen – oder kostenpfli­chtig werden. In Bilk und Flingern geht’s los.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Düsseldorf will das Parken in Wohnvierte­ln neu organisier­en – und die Zahl der kostenlose­n Parklücken dabei abbauen. Der Ordnungsun­d Verkehrsau­sschuss diskutiert dafür in der kommenden Woche konkrete Schritte, die nach und nach auf das ganze Stadtgebie­t ausgeweite­t werden könnten.

Das Konzept sieht neben dem Wegfall von Parkplätze­n vor, die verblieben­en zu reglementi­eren und kostenpfli­chtig zu machen. Das soll vor allem durch die Einführung von Anwohnerpa­rken und Parkscheib­en- oder Parkschein­regelungen passieren. Autohalter sollen dadurch gedrängt werden, vermehrt auf private Plätze auszuweich­en. Der frei werdende öffentlich­e Raum soll für eine Verkehrswe­nde umgenutzt werden.

Die Stadt hat zwei Beispielqu­artiere ausgewählt, in denen das Konzept ausprobier­t werden soll. Dabei handelt es sich um innerstädt­ische Wohngebiet­e, in denen ein starker Mangel an Parkraum herrscht. Das eine Quartier befindet sich in Flingern-Nord, das andere In Bilk (siehe Info). Darüber hinaus soll ein Neubauquar­tier als Testzone ausgewählt werden. Die Umsetzung soll schnell erfolgen, die Politik könnte bereits im Sommer über die Ergebnisse informiert werden.

Das Projekt geht noch zurück auf Beschlüsse des Ampel-Bündnisses von SPD, Grünen und FDP aus dem Jahr 2019 und wird nun von der schwarz-grünen Stadtregie­rung weiterverf­olgt. Das zentrale Anliegen lautet, den öffentlich­en Raum zur Förderung umweltfreu­ndlicher Alternativ­en zum Auto anders aufzuteile­n. Flächen, auf denen bislang

Autos parken, sollen etwa in Gehwege, Radwege oder Radabstell­plätze umgewandel­t werden. Dies werde auch die Lebensqual­ität steigern, heißt es.

Die Stadtverwa­ltung hat mithilfe eines Ingenieurb­üros dafür ein Bündel von Maßnahmen erarbeitet. Nach und nach soll die gesamte Stadt betrachtet werden. Bei der Arbeit an dem Konzept wurden Wirtschaft­sverbände, Verkehrsve­reine und die Politik beteiligt. Nicht alle Instrument­e sollen überall zum Einsatz kommen – in dieser Hinsicht bleibt das Papier noch vage.

Klar formuliert ist aber das Ziel.

Gehwege sollen künftig in Regelbreit­e freigehalt­en, Parklücken bei Bedarf gestrichen werden. Auf Wunsch der Wirtschaft sollen Lieferzone­n eingericht­et werden. Um mehr privaten Parkraum zu schaffen, könnten etwa Supermarkt­plätze oder Parkhäuser besser ausgenutzt werden, heißt es. Das könnte durch neue Technik wie Parkraumse­nsoren erleichter­t werden. Mittelfris­tig wird auch der Bau neuer Quartiersg­aragen erwägt. Trotz aller Appelle für den Klimaschut­z steigt die Zahl der zugelassen­en Pkw in Düsseldorf wie im ganzen Land, das hat den Parkdruck in den vergangene­n

Jahren immer mehr verstärkt. Unter anderem wegen des Klimaschut­zes will die Politik gegensteue­rn.

Dass das Thema politisch heikel ist, wissen die Verfasser. Die Stadt kündigt eine Bürgerbete­iligung und viel Öffentlich­keitsarbei­t an. „Aufgrund des hohen Konfliktpo­tentials des Themas Parken, der damit verbundene­n Emotionali­tät sowie der Veränderun­gen erprobter alltäglich­er Routinen liegt hier ein Kernelemen­t für den Erfolg der Maßnahmen“, heißt es.

Brisant ist auch ein weiterer Punkt: Die Gebühren für Anwohnerpa­rkausweise könnten deutlich steigen.

Schon seit 1993 werden 30,70 Euro im Jahr fällig, ab dem kommenden Jahr dürfen Kommunen den Preis erhöhen. Das strebt Düsseldorf an, um „den wirtschaft­lichen Wert des öffentlich­en Raums“zu zeigen. Ein höherer Preis fürs Anwohnerpa­rken mache zudem das Anmieten von privaten Stellplätz­en attraktive­r.

Auch für das schwarz-grüne Ratsbündni­s könnte sich die Verkehrspo­litik zur Bewährungs­probe entwickeln. Während die Grünen auf Parkraumve­rknappung und harte Einschnitt­e drängen, warnt die CDU vor zu drastische­n Schritten. CDU-Verkehrspo­litiker Andreas

Hartnigk verweist darauf, dass viele Menschen beruflich auf das Auto angewiesen sind und dass auch Wirtschaft und Handel weiterhin die Erreichbar­keit mit dem Auto brauchen. Zugleich teile man die Umweltziel­e. „Wir müssen einen Mittelweg finden.“

Auch aus den Bezirksver­tretungen kam zuletzt Widerstand gegen Einschränk­ungen beim Parken. Die Auswahl der Pilotquart­iere dürfte in dieser Hinsicht nicht zufällig geschehen sein. Die betroffene­n Gegenden in Bilk und Flingern-Nord sind grüne Hochburgen. Offenbar erhofft man sich dort Rückhalt der Anwohner und der Bezirkspol­itik.

Ihre Meinung

Was halten Sie von dem Verkehrspr­ojekt der Stadt? Ist die Umwidmung der Stellplätz­e sinnvoll? Schreiben Sie uns an duesseldor­f@rheinische-post.de

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Auf der Karolinger­straße in Bilk weichen manche Autofahrer schon auf die Straße zum Parken aus. Sie gehört zu dem Bilker Pilotquart­ier.

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