Mit Geduld und Ausdauer zum Sieg
Radsport: Torsten Weber kommt langsam ins 24-Stunden-Rennen, hat einen Platten und Probleme mit der Kurbel. Aber am Ende hat er die Nase vorn. Stephanie Brinkmann gewinnt mit einem phänomenalen Vorsprung bei den Frauen.
Torsten Weber wirkte fast ein wenig verblüfft. „Ist das so?“, fragte er nach, als er hörte, dass Stephan Salscheider als Chef von Skyder Sportpromotion ihn vorab aufs Favoritenschild gehoben hatte. „Für mich war Rick Steffen der Favorit“, sagte der Euskirchener. Vor zwei Wochen war Weber noch mit dem Rennrad bei „Rad am Ring“– quasi daheim auf dem Nürburgring – unterwegs. „Ich konnte wirklich nicht einschätzen, wie viel Kraft das gekostet hatte.“Doch am Ende hatte der Veranstalter der „24 Stunden von Duisburg“, des so beliebten Mountainbike-Rennens im Landschaftspark Nord, Recht behalten: Weber gewann mit 69 Runden, saß davon offiziell 23:43:26 Stunden im Sattel.
Er selbst bezifferte seine „Standzeit“mit 30 Minuten: „Ich hatte einen Platten, zweimal ging die Kurbel kaputt.“Doch sein Team brachte ihn schnell zurück auf die Strecke. Und auch mental erwies er sich als stark genug: „Ich komme immer etwas langsam in ein Rennen“, sagt Weber selbst. So lag Rick Steffen zunächst in Führung. „Damit muss man umgehen können“, sagt Weber – der hinten heraus aber beständig und zielstrebig nach vorne fuhr. „Das erlebt man oft, dass einige Fahrer am Anfang etwas zu viel machen“, sagt Salscheider, der die Ausdauer von Weber schätzt. Der Sieger von Duisburg will in zwei Jahren am Race across America teilnehmen. „Die Vorbereitung darauf läuft“, sagt er. Tatsächlich wirkte Weber nach seinem Sieg erstaunlich frisch und fit: „Das ist die erste Euphorie. Das ist gleich aber schon ganz anders“, sagte er lachend.
Salscheider war vor allem von der Siegerin bei den Einzelfahrerinnen beeindruckt: „Der Vorsprung, den Stephanie Brinkmann herausgefahren hat, ist phänomenal“, sagte der Skyder-Chef. 47 Runden brachte sie auf die Strecke – und damit satte 13 mehr als die zweitplatzierte Sabine Podzus. „Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet“, strahlte die Gewinnerin vom MSV Steele. „Ich wollte einfach so gut wie möglich sein“, ergänzte die Drittplatzierte von 2017. Das dürfte gelungen sein. Es war erst ihr zweites Solo-Rennen dieser Art. „Ansonsten nehme ich an Marathon-Rennen oder auch dem Trans-Alp-Rennen teil“, berichtet sie. Etwas über 22 Stunden saß sie tatsächlich im Sattel – und freute sich über ein gelungenes Familienrennen. Denn ihr Sohn nahm in einem Achterteam ebenfalls am Rennen teil. „Er hat mich einige Male überholt“, berichtet sie.
Doch auch der Zweitplatzierten – wie allen Teilnehmern dieses herausfordernden Rennens – gebührt Respekt. „Sabine Podzus hilft immer noch bei der Beseitigung der Flutschäden im Ahrtal“, berichtet Salscheider. „Das war praktisch ihre physische Vorbereitung auf dieses Rennen.“
Während sich die Einzelsieger – Dritter im Bunde war Ralf Vogt bei den Masters mit 61 absolvierten Runden – feiern ließen, freuten sich auch alle anderen über ihren Erfolg. Zahlreiche Teamfotos entstanden – wie es schon seit vielen Jahren üblich ist – nach der Einfahrt in den Zielbereich. Schon auf den letzten Runden waren zufrieden lächelnde Gesichter zu sehen, als die pausierenden Teamfahrer, Freunde und Fans die Frauen und Männer auf der Strecke anfeuerten. „Das Rennen ist toll organisiert, die Stimmung ist super und die Moderatoren haben uns immer gepusht“, freute sich daher auch Stephanie Brinkmann.
Stark waren auch die 75 Runden von Rose Bikes im Zweier-Rennen. „Campo (Schmitz; d. Red.) ist einmal gestürzt und hatte einen Platten.
Ansonsten sind wir richtig gut durchgekommen“, sagte sein Teampartner Jonas Tenbrock. Wie es auf der Strecke war: „Staubig“, augenzwinkerte der Bocholter, dessen größter Fauxpas vor dem Rennen passierte. „Eigentlich wollte ich mir für Montag einen Tag Urlaub nehmen. Das hatte ich leider verpasst – und für morgen stehen einige Termine an“, nahm er es gelassen.
Was sonst noch wichtig war? „Das war eine stabile Leistung bei 8000 Watt“, riefen die Jungs von den BOTBikern. „Schreib das bitte! Ist ein Insider!“