Bitteres Derby für BVB-Kapitän
Dortmunds Marco Reus verletzt sich ausgerechnet beim wichtigen Sieg gegen den Revierrivalen FC Schalke 04.
DORTMUND (dpa) Nachdem er in langen Untersuchungen erst mal leichte Entwarnung bekommen hatte, sortierte Marco Reus kurz vor Mitternacht die vielen guten Wünsche in den sozialen Medien. Und er repostete die, die ihn offenbar am meisten bewegten. Seine Mitspieler hatten nach dem 1:0-Derbysieg gegen den FC Schalke 04 symbolisch ein Kabinen-Foto mit seinem Trikot gemacht. Kollegen wie Nico Schlotterbeck oder Salih Özcan wünschten ihrem „Brudi“gute Besserung.
Wahrscheinlich hatten einige von ihnen dasselbe gedacht wie viele Fans, als Reus nach einer halben Stunde des Derbys der Fuß umknickte und er sich sofort schmerzverzerrt das Gesicht hielt. Nicht schon wieder! Ausgerechnet im WM-Jahr, 66 Tage vor dem deutschen Auftaktspiel gegen Japan, verletzte sich einer der größten Pechvögel der DFB-Geschichte erneut. Würde Reus also das fünfte von sieben möglichen Turnieren mit der Nationalmannschaft verpassen? Trainer Edin Terzic schloss die Fragen nach Reus bei Sky und auf der Pressekonferenz mit den Worten: „Alles Gute, Capitano und bis bald!“
Auch Youssoufa Moukoko war tief bewegt. „Ich hoffe und bete, dass es nicht so schlimm ist“, sagte der Siegtorschütze und DerbyHeld, mit 17 gerade mal rund halb so alt wie der 33-Jährige Reus. Zum Derby-Sieg sagte Moukoko: „Es fühlt sich so wunderschön an. Unfassbar. Die Nacht wird auf jeden Fall lang heute.“
Mit dem Sieg wurde der BVB seiner Favoritenrolle im 99. Bundesliga-Duell der beiden Traditionsteams vor 81.100 im ausverkauften Signal Iduna Park trotz der zurückliegenden Terminhatz gerecht. Dagegen kehrte beim Aufsteiger aus Gelsenkirchen eine Woche nach dem ersten Saisonsieg über Bochum (3:1) die Ernüchterung zurück.
Nach dem kräftezehrenden Auftritt in Manchester setzte BVBCoach Terzic auf Rotation und beorderte mit Julian Brandt, Nico Schlotterbeck, Donyell Malen und Marius Wolf gleich vier neue Profis in die Startelf. Diese Umstellung nahm keinen negativen Einfluss auf den Spielfluss der Dortmunder, die von Beginn an die Regie übernahmen. Das im Vergleich zum 3:1 gegen Bochum unveränderte GästeTeam beschränkte sich zunächst auf das Verteidigen. Doch bei aller Überlegenheit des BVB stand die Schalker Defensive stabil und gestattete dem Gegner in den ersten 25 Minuten keine einzige Torchance.
Nach Wiederanpfiff erhöhten die Dortmunder den Druck. Nach Flanke von Marius Wolf war Moukoko (79.) per Kopf zur Stelle und sorgte für die für den BVB erlösende Führung, die auch in der Schlussphase nicht mehr in Gefahr geriet.
Reus bedankte sich lange nach dem Abpfiff via Instagram für die vielen guten Wünsche und versprach: „Ich werde bald zurück sein! Ich werde nie aufgeben!“Da wusste er wohl schon, was Sportchef Sebastian Kehl am Sonntagmorgen im „Doppelpass“bei Sport1 verkündete. „Ich kann ein klein wenig Entwarnung geben“, sagte Dortmunds Sportchef: „Die Untersuchungen gestern haben keinen Bruch gezeigt. Er hat eine Außenbandverletzung im Sprunggelenk, aber auch nicht so gravierend, dass die WM gefährdet ist.“Er hoffe, „dass Marco uns in drei bis vier Wochen wieder zur Verfügung steht.“
Sollte dies aufgehen, blieben vier weitere Wochen bis zum WM-Startschuss von Bundestrainer Hansi Flick am 14. November. Und Reus hätte wohl körperlich nicht zu viel verloren. In jedem Fall verpasst der Offensivspieler die Nations-LeagueSpiele am Freitag gegen Ungarn und drei Tage später in England und damit die Chance, sich bei den letzten Härtetests vor der Kader-Nominierung noch mal zu positionieren. Nachdem er schon die letzten sieben Länderspiele allesamt verpasste. Zu WM-Beginn wird Reus dann wieder ein Jahr ohne Einsatz im DFB-Team sein, seit seiner ersten Nominierung im Mai 2010 kam er auf gerade mal 48 Partien. Das sind durchschnittlich gerade mal vier im Jahr.