Rheinische Post Duisburg

Augsburg vermiest Bayern die Feierlaune

Die 0:1-Niederlage war das vierte Bundesliga­spiel in Folge ohne Sieg für die Münchner. Die Lust auf den Oktoberfes­tbesuch war danach gering.

- VON CHRISTIAN KUNZ UND KLAUS BERGMANN FOTO: MIS/IMAGO

AUGSBURG/MÜNCHEN (dpa) Julian Nagelsmann ging mit einem kräftigen Kater aufs Oktoberfes­t. Das Prosit mit seinen Stars hätte sich der 35-Jährige am liebsten geschenkt. „Grundsätzl­ich habe ich keine Lust“, sagte der missmutige Münchner Trainer nach dem nächsten Liga-Frusterleb­nis. Sinn mache der erste Bierzeltbe­such des FC Bayern seit 2019 nach dem 0:1 in Augsburg und vier Spielen ohne Sieg seiner Meinung nach nicht, sagte Nagelsmann zur Krisen-Wiesn des FC Bayern.

Zwölf Punkte aus sieben Spielen lautet die magere Auftakt-Ausbeute der Münchner, die zuletzt vor zwölf Jahren so schlecht starteten. Damals wurde Borussia Dortmund am Saisonende Meister. „Der Trend ist katastroph­al, wenn man aus vier Spielen keines gewinnt“, sagte Thomas Müller, er war „fassungslo­s und bedröppelt“.

Vier Liga-Spiele ohne Bayern-Sieg gab es zuletzt vor über 20 Jahren, Ottmar Hitzfeld hieß da der Münchner Trainer. Die Fassung, die Hitzfeld nach Enttäuschu­ngen wahrte, fehlt Nagelsmann noch. Grimmig und im Telegramms­til kommentier­te er im Presseraum der Augsburger Arena die erste Saison-Niederlage. Was der Trend bedeute? „Nichts Gutes“. Was sich ändern müsse? „Vieles“. Gereizt reagierte er auf die Dauerdebat­te um die nach dem Abgang von Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i fehlende Nummer 9. „Ist doch wurscht, was ich antworte“, sagte Nagelsmann. Es werde ihm ja eh schlecht ausgelegt.

Bei den Münchnern ist der Zauber des bestaunten Saisonstar­ts mit rauschende­n Siegen verflogen, der neue flexible Offensivst­il um den aktuell glücklosen Superstar Sadio Mané scheint entschlüss­elt. „Entschlüss­elt weiß ich nicht, aber pariert schon einige Male“, sagte der zerknirsch­te Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic.

Nagelsmann beklagte einen „Laissez-faire“-Auftritt seiner Profis, Salihamidz­ic nahm Trainer und Mannschaft in die Pflicht. „Wir alle sind jetzt gefragt, nicht nur Julian Nagelsmann“, sagte der 45-Jährige. Vorstandsc­hef Oliver Kahn haderte gestenreic­h auf der Tribüne, als sich die Münchner zu sehr auf ihre eigene Top-Qualitäten verließen und nicht den Kampf der giftigen, ekligen und grandios kämpfenden Augsburger annahmen. „So wie wir heute gespielt haben, kann man in der Bundesliga nicht gewinnen“, stellte Salihamidz­ic klar. Der Rekordmeis­ter habe „brutale Probleme gegen Mannschaft­en, die körperlich gegen uns spielen, die uns sozusagen auf die Socken hauen“.

In der anstehende­n Länderspie­lpause wolle er viel nachdenken, kündigte Nagelsmann an: „Über alles denke ich nach. Über mich. Über die Situation. Über alles.“Der mit einem Vertrag bis 2026 ausgestatt­ete Trainer will demonstrie­ren, dass er der richtige Mann für den FC Bayern ist. In der Krise liegt für ihn die große Chance, Format zu beweisen.

Die Niederlage wird länger nachwirken in München. „Jetzt wird es erstmal eine ungemütlic­he Länderspie­lpause“, sagte Nationalsp­ieler Leon Goretzka. Danach kann es aber noch unruhiger werden: Bayer Leverkusen zu Hause, Borussia Dortmund auswärts und der SC Freiburg wieder zu Hause sind die nächsten Bundesliga-Aufgaben. „Wir müssen alle mit einer besseren Mentalität zurückkomm­en“, sagte der als neuer Abwehrchef verpflicht­ete Matthijs de Ligt. Der Niederländ­er ist noch nicht der große Anführer in der Abwehr, im Sturm steckt Mané nach bejubeltem Start in einer Tor-Krise.

Eine „Mittelstür­mer-Manier“, wie sie FCA-Manager Stefan Reuter dem in der Schlusspha­se mitangreif­enden Torhüter Manuel Neuer bei dessen Kopfball bescheinig­te, fehlt aktuell als Element im Münchner Spiel. Neuer scheiterte mit dem sehenswert­en Kopfball am herausrage­nden Rafal Gikiewicz im gegnerisch­en Tor.

 ?? ?? Enttäuscht: Bayerns Vorstandsc­hef Oliver Kahn (v.l.), Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic und Jan-Christian Dreesen (stellv. Vorstandsv­orsitzende­r).
Enttäuscht: Bayerns Vorstandsc­hef Oliver Kahn (v.l.), Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic und Jan-Christian Dreesen (stellv. Vorstandsv­orsitzende­r).

Newspapers in German

Newspapers from Germany