So lustig war das Comedy Arts Festival
Das Humorspektakel kehrte am Wochenende zu alter Größe zurück: Künstler aus aller Welt unterhielten die Comedy-Fans mit ihren Spielarten der guten Laune. Warum der Flashmob in der Innenstadt ausfallen musste.
MOERS Es wird wieder gelacht, und das in Serie beim 46. Comedy ArtsFestival in der Eventhalle am Solimare: Slapstick, Akrobatik, Wortwitz und ganz neue Comedy-Sparten hatte das Humorfest am Freitag und Samstag zu bieten. Das Publikum ging mit bei Don Clarke, der am Freitag durch den Abend führte und mit großen Gesten die Künstler ankündigte. Und so ganz neben sein eigenes Programm lieferte, Einblicke in den englischen Humor gabe und dabei Kilometer auf der Bühne zurücklegte. Immer in Eile, immer in Action und der Gewissheit: „Ich weiß, ich bin verrückt, aber ich hab mich im Griff.“Ob er über Probleme mit dem Stoffwechsel klagte, über die Tücken der deutschen Sprache lamentierte oder über Bühnenauftritte vor Autos in Corona-Zeiten, sein Humor kam an.
Clarke lief zur Höchstform auf, schimpfte auf das Publikum vorheriger und kommender Auftritt. Denn allein das Moerser Publikum sei das beste und sehr begeisterungsfähig, eben ganz seine Kragenweite. Er zog die Menschen in den Rängen mit, sorgte mit Wortspielen auch für die nachdenkliche wie derbe Note. Es folgte das Künstlerduo Ulan & Bator. Ihr Kennzeichen: Strickmütze mit Bändchen und Bommel. Absurdistan war bei ihren Dialogen angesagt. Nicht nachdenken, sondern einfach die „Power of Zwischenzeilen
genießen, wenn es um den pelzigen Zwerg am Käse geht“. Das Publikum war begeistert, applaudierte, nachdem es ein klassisches Konzert von acht Stuhlbeinen erlebt hatte. Ulan & Bator trieben zwei Holzstühle über die Bühne und entlockten ihnen bislang ungekannte Töne.
Die Stimmung stieg, als ÖkoComedian Micha Marx mit Mütze und textiler Umhängetasche zum Lauschangriff mit Beamerprojektion überging. Kritzel-Comedy, so sein Genre, zeigte Kritzelbilder von der Öko-Front, aus seiner Kindheit, von Erlebnissen im Hallenbad. Der Mann aus dem Schwabenland ist
Ich weiß, ich bin verrückt, aber ich hab‘
mich im Griff“
Sympath und weiß zudem, wie man eine Nacktschnecke wiederbelebt. Ist er ein guter Vorzeige-Öko, weil er sich die Zähne mit einer Bambus-Zahnbürste putzt?
Seinem Humor und der Situationskomik gepaart mit Anekdoten konnte man sich schwer entziehen, wenn er sich mit wenigen Strichen dem Klimawa(h)ndel und der Öko(schock)ideologie widmete. Er war in seiner Art hochgradig unterhaltsam. Piero Masztalerz legte mit Cartoon-Comedy, einem ebenfalls neuen Genre, nach. Bekannten Märchen verpasste er ein zeitgemäßes Outfit und dem Froschkönig ein Motorrad. Er präsentierte mit seinen animierten Figuren eine durchaus derbe Märchenshow der besonderen Art und mit überraschendem Ende. Mit dem Auftritt der „Primitals“aus Spanien endete der Abend und servierte ebenfalls mit A-capella-Comedy eine neue Richtung der urkomischen Musikkomödie mit einer surrealen Geschichte von vier Eingeborenen eines Planten.
Vier Abende dauert das Moerser Comedy Arts Festival insgesamt, dabei war jeder der ersten drei Abende auf seine Weise ein Highlight. So auch der Samstag. Da erlebten die Besucher der Eventhalle mit dem schlagfertigen „Bademeister Schaluppke“, der pfiffig-naiven Marie Diot, dem Deutsch-Russen Nikita Müller, dem „glamourös-desaströsen“„Duo Diagonal“, zwei very britischen Gentlemen vom „Wallstreat Theatre“, sowie den beiden finnischen Akrobatinnen „Lotta & Stina“und der „unglaublichen Straßentheaterkiste“des katalanischen Trios „Cia La Tal“gleich sieben höchst unterhaltsame, von der bekannten Kabarettistin Anka Zink anmoderierte Comedy-Ereignisse.
Nach einem kurzen humorvollen Ausflug in die schöne neue Welt der digitalen Kommunikation begrüßte die Moderatorin zunächst Deutschlands wohl bekanntesten „Schwimmbadsoziologen“Rudi Schaluppke. Der hatte, wie gewohnt, wieder eine Reihe seiner bissig-bösen Berichte über großmäulige junge und missgelaunte alte Badbesucher, zusätzlich aber auch noch als kabarettistische „Freischwimmer“die 29-jährige Liedermacherin Marie Diot und den 35-jährigen Nikita Miller mitgebracht. Erstere erfreute das Publikum mit deutschsprachigen Songs über eine fischvergiftete Liebesbeziehung und den winterlichen Wunsch nach einem heißen Männerkörper, während Nikita Miller vor allem persönliche Geschichten über sich selber und seine gesellschaftlich nicht immer ganz angepasste Familie erzählte.
Diese drei gestalteten den ersten Teil des Abends. Im zweiten ging es
„Das hätte man ja vielleicht auch im Vorfeld schon planen können“
dann nach einer fast 40-minütigen Pause und einer kurzen Anmoderation durch Anka Zink zunächst mit dem aus dem ehemaligen Leiter des Comedy Arts Festivals Holger Ehrich und seiner Frau Deana bestehenden „Duo Diagonal“weiter. Sie erfreuten ihr Publikum als skurriles Bühnenpaar Roger und Branca unter anderem als beflissene Tanzschüler, linkische Zauberer und feuerlose Feuerkünstler.
Ebenso amüsant waren die beiden sehr englischen Herren Schultze und Schröder vom „Wallstreet Theatre“. Sie ersetzten die im Programmheft
ursprünglich angekündigten „Drei Flamingos“, begeisterten aber auch zu zweit zum Bespiel dadurch, dass sich einer von beiden mehr oder weniger elegant durch einen Tennisschläger quetschte. Noch akrobatischer präsentierten sich die beiden Finninnen „Lotta und Stina“, dabei begleiteten sie ihre gewagten Hebefiguren so linkisch und mit so viel Gekreische und Wackelei, dass die Zuschauer gleichzeitig lachen und staunen mussten. Den dritten Teil des Abends gestaltete die dreiköpfige katalanische Gauklertruppe „Cia La Tal“und ihre gut drei Meter hohe viereckige Kiste namens „Incredible Box“, die ihnen für ihre kauzigen Aufführungen mal als Zirkus, Theater und Opernhaus dienten.
Das abwechslungsreiche Programm des Comedy-Arts-Samstags bestand aus drei Teilen, wobei der Aufbau der „Incredible Box“vor Beginn des letzten Teiles den Umzug mehrerer Stuhlreihen im vorderen Mittelteil des Saales notwendig machte, was unter den betroffenen Besuchern teilweise große Unsicherheit, bei einigen aber auch Ärger auslöste. „Das hätte man ja vielleicht auch im Vorfeld schon planen können“, beschwerte sich eine etwas hilflos dastehende Besucherin, während man ihre Stuhlreihe mehrfach hin- und her schob.
Die ganze Aktion wirkte in der Tat recht hektisch und wenig koordiniert, war jedoch angesichts des tollen Programms unterm Strich ein eher kleines Ärgernis.
Don Clarke Comedian und Moderator
Eine Zuschauerin Kritik an Bühnenumbau