Wie vertikale Gärten das Klima verbessern
Das Enni-Gebäude mit seiner begrünten Fassade ist Vorzeigeobjekt weit über die Region hinaus. Das Projekt, für das Ingenieur Clemens Belke verantwortlich ist, hat neue Maßstäbe gesetzt. Warum die genaue Planung der Schlüssel für den blühenden Erfolg ist.
MOERS Schon jetzt gilt die begrünte Fassade des Enni-Gebäudes an der Ostseite als innovativ und wegweisend für den Klimaschutz. Der vertikale Garten des Moerser Energieversorgers ist eine der aktuell größten begrünten Flächen. Im Mai kürte der Bundesverband Gebäudegrün (BuGG) es zum Projekt der BuGGFassadenbegrünung für das Jahr 2021. Ein Ritterschlag im Bereich wandgebundener Fassadenbegrünung. Die Planung vom Fachbetrieb Belke aus Lennestadt setzte Maßstäbe und stellte sich unterschiedlichen Herausforderungen.
„Dazu zählen 68 Fenster bautechnisch in diese grüne Fassade inklusive der elektronischen Anlage zur Bewässerung zu integrieren“, erklärt Dipl. Ingenieur Clemens Belke, der die gesamte Planung, Vorbereitung wie Ausführung übernommen hatte. Die Fassade ist eine so genannte Kombinationsfassade in hinterlüfteter Vorhangbauweise mit entsprechender Dämmung. Jede Fensteröffnung erhielt eine eigene Abdichtungskonstruktion. Die Unterkonstruktion lieferte das EjotCrossfixsystem. Wichtig war die Entscheidung, dass alle Materialien wie Konsolen, Tragprofile, Verankerungsund Befestigungsmaterialien aus einer Hand stammen.
„Im Gegensatz zur Wandbegrünung hat sich die Dachbegrünung schon seit 30 Jahren etabliert und gehört bereits zum Regelbau“, so Belke. Mit der vertikalen Begrünung ist ein neues Kapitel im Bereich Klimaschutz aufgeschlagen worden. Die Front des Enni-Gebäudes verfügt über isolierende Wirkung, sorgt für Kühle in heißen Sommermonaten und wärmende Wirkung im Winter. „Die Voraussetzungen müssen stimmen. Dazu zählen bei einer Betonwand die Unterkonstruktion wie die Lage des Objektes, die Windund Lichtverhältnisse sowie die Gebäudehöhe. Je höher das Gebäude ist, umso individueller die Thermik. Enni hat idealerweise die Stirnseite seines Gebäudes ausgesucht“, so Belke. Mittlerweile geht die Bepflanzung in den zweiten Herbst und gibt sich mit wenigen Pflegeschnitten genügsam. „Wir sammeln weitere Erfahrungen, wie sich im Herbst und Winter die Winddynamik entwickelt“, so Belke. Bei der Auswahl der
Pflanzen fiel die Wahl auf robuste Stauden und Gräsern mit verschiedenen Blühzeiten. In einem Katalog wurden die Pflanzen aufgeführt. Auf einem Quadratmeter wachsen 96 Pflanzen und ergeben auf 600 Quadratmeter 57600 Exemplare in entsprechenden Pflanzenpanelen. Wichtig ist Belke weiter die Biodiversität, also der gemeinsame Lebensraum
verschiedener Lebewesen in der begrünten Fassade, die zusätzlich durch Bienennährgehölze unterstützt wird. Versorgt wird die Pflanzenwelt mit Wasser und Dünger nach Bedarf über eine Kontrollund Überwachungssensorik. Die automatische Bewässerungsanlage verfügt über eine Sprinkleranlage. „Wir ziehen unsere Pflanzen selber. Die gleichbleibende Qualität ist ausschlaggebend“, sagt Belke, der von einem niederländischen Produktionsbetrieb unterstützt wird.
Gartenbau wird in der Familien Belke in vierter Generation betrieben. 1993 trat Clemens Belke in den Familienbetrieb ein. Mittlerweile vertritt Robin Belke die vierte Generation.