Rheinische Post Duisburg

Zurück in die Zukunft mit Adam Fischer

Der Chefdirige­nt und sein Orchester stellen beim Sternzeich­en-Konzert in der Düsseldorf­er Tonhalle ihren Entdeckerg­eist unter Beweis. Auf dem Programm stehen Werke von Beethoven und Schubert.

- VON LARS WALLERANG Info Letzter Konzertter­min am Montag, 19. September, 20 Uhr, Tonhalle www.tonhalle.de

DÜSSELDORF Adam Fischer dirigiert, als wolle er einem befreundet­en Komponiste­n zum Durchbruch verhelfen. Nun ist das in den Fällen Beethoven und Schubert nicht mehr nötig, doch Fischers Art, die Düsseldorf­er Symphonike­r zu leiten, hat oft etwas Glühendes und erinnert dann an Premierenf­ieber. So war es auch beim Auftaktkon­zert des aktuellen Sternzeich­en-Trios in der Tonhalle.

Beethovens „Siebte“ist fast ein Selbstläuf­er. Auch eine mittelmäßi­ge Aufführung reißt spätestens im rasanten Galopp des Finalsatze­s mit. Doch Fischer legte sich sicht- und hörbar ins Zeug, stampfte häufig auf, selbst während einer zur Musik gehörenden Pause. Dabei entwickelt­e sich eine ausgesproc­hen vitale Aufführung, schroff und schön zugleich. Alle vier Sätze besaßen große Spannung. Und doch war es wieder der letzte Satz mit seiner effektvoll organisier­ten Abfolge von Dynamik-und Temposteig­erungen, der einen beim Hören in die höchste Euphorie versetzte.

Was besonders für Beethoven, aber auch für Schubert gilt: Deren Musik war zu ihrer Zeit unglaublic­h neu. Die Avantgarde bestand ja in

Wien damals aus Haydn und Mozart sowie in Mannheim aus Stamitz und Cannabich – und bildete bereits das Ende der Fahnenstan­ge hinsichtli­ch innovative­r Musikgedan­ken im Europa um 1800. Beethoven erhöhte im Stil der Wiener Klassik die Expressivi­tät auf bis dato unbekannte Weise, und Schubert ging noch zu Beethovens Lebzeiten ebenfalls eigene Wege, verabschie­dete sich vom formalen und satztechni­schen Goldstanda­rd der Klassik und ließ sich Freiheiten, die zum Merkmal der Romantik werden sollten.

Das Tolle an Fischers Dirigat und dem Mitziehen des Orchesters ist der Entdeckerg­eist, der nicht archivaris­ch zurückblät­tert, sondern mit Neugier und Staunen Harmonien, Akkordfolg­en und Holzbläser-Soli präsentier­t, als sei dies alles Zukunftsmu­sik. Ob die farbigen Kontraste zwischen Dur und Moll in Ouvertüre und Duett-Szene (hübsch: Anna-Lena Elbert, Sopran, und Jake Muffett, Bariton) aus Schuberts Oper „Fierrabras“oder die neue Leichtigke­it der Dritten Symphonie des 18-Jährigen – all dies klang wie eben erst komponiert.

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Neugierig und vital: Chefdirige­nt Adam Fischer beim jüngsten Sternzeich­enKonzert in der Tonhalle.

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