Große Buchpremieren im Pott
Die Lit Ruhr geht in die sechste Runde und lockt mit großen Namen wie Paul Maar, Joachim Meyerhoff, Elke Heidenreich, Robert Menasse und Cornelia Funke.
DÜSSELDORF/KÖLN Das Lesefest Lit Ruhr als kleinere Schwester der mittlerweile schon legendär erfolgreichen Lit Cologne hat es nicht einfach gehabt: Im Gründungsjahr 2017 schlug den Veranstaltern Kritik aus der Literatur- und Buchhandelsszene des Ruhrgebiets entgegen, weil ihr Auftreten als zu arrogant empfunden wurde („Endlich kommen die großen Autoren in die Region“). Kaum hatte sich das Festival etabliert, kam Corona. Trotzdem hat die Lit Ruhr durchgehalten, und ihre Programmverantwortlichen kündigten im Hauptspielort, der Zeche Zollverein in Essen, nun ein Programm an, das attraktiv für jeden ist, der sich für Literatur interessiert. Unter den 61 Veranstaltungen, die vom 19. bis 23. Oktober in Essen, Bochum, Gelsenkirchen und Oberhausen über die Bühne gehen, finden sich zahlreiche Höhepunkte mit großen Namen.
Thema Klima
Natürlich kommt auch die Lit Ruhr nicht an einem der wichtigsten Themen unserer Gegenwart vorbei: dem Klimawandel. Dabei ist den Veranstaltern der Coup gelungen, am 20. Oktober in der Zeche Zollverein die Buchpremiere der Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer zu präsentieren. In „Gegen die Ohnmacht“verhandeln sie und ihre Großmutter, Dagmar
Reemtsma, generationenübergreifend 100 Jahre deutscher und europäischer Geschichte. Dagmar Reemtsma ist fast 90 Jahre alt, ein Kriegskind, das sich für die Aufarbeitung der deutschen NS-Vergangenheit und die junge Umweltbewegung stark machte. Ihre Enkelin Luisa Neubauer ist in Friedenszeiten aufgewachsen, aber sieht ihre Zukunft durch die ökologische Zerstörung bedroht. Sie beide verbindet ihr Einsatz gegen die Ohnmacht angesichts der Krisen und Kriege der Welt.
Dazu passt der Abend „Noch immer Sturm!“, an dem Anneke Kim Sarnau, Martin Wuttke und Jörg Thadeusz, ebenfalls am 20. Oktober, im Schauspielhaus Bochum literarische Wetterphänomene von Shakespeare bis Sherlock Holmes erkunden. Aber auch die Lesung des ehemaligen Profifußballers Neven Subotić am 21. Oktober in der Zeche Zollverein hat etwas mit dem Thema zu tun: Er kam als Flüchtling nach Deutschland, ermöglicht heute mit seiner Stiftung Trinkwasser-Projekte in Äthiopien und gibt mit seinem Buch „Alles geben“einen Appell für mehr Gerechtigkeit und soziales Engagement.
Große Namen
Wenn die Lit Ruhr ruft, kommen sie (fast) alle: Zur Eröffnung zum Beispiel Schauspieler und Schriftsteller Joachim Meyerhoff, der mit seinen autofiktionalen Romanen wie „Alle Toten fliegen hoch“mehrere Bestseller geschrieben hat. Am 19. Oktober präsentiert er in der Lichtburg Essen neue Texte.
Unter dem Motto „Ein Gruß aus der Küche“unterhalten sich am 22. Oktober in der Messe Essen Regisseurin Doris Dörrie und Literaturkritiker Denis Scheck über ihre Leidenschaft für Kulinarik und Literatur. Sie geben Einblick in ihre Küchen, mischen kulinarische Anekdoten, Literarisches und Persönliches und verraten Rezepte und Restauranttipps.
Elke Heidenreich wird am 23. Oktober in der Essener Lichtburg kurze Geschichten zu weiten Reisen lesen. Am 20. Oktober beschäftigt sich Katja Riemann in der Zeche Zollverein mit dem Werk „Die Flamme der Freiheit“des ehemaligen FischerVerlegers Jörg Bong. Am selben Tag erkunden Frank Goosen, Christoph Biermann und Axel Hefer in der Kaue Gelsenkirchen „Glanz und Zumutungen des modernen Fußballs“. Und am 22. Oktober ist ebenfalls auf Zollverein Robert Menasse zu Gast, der aus „Die Erweiterung“liest, der Fortsetzung seines preisgekrönten Romans „Die Hauptstadt“.
Kinderprogramm
Das Kinder- und Jugendprogramm der Lit Ruhr, die Lit Kid Ruhr, ist mit 30 Veranstaltungen genauso üppig besetzt wie der Erwachsenenteil. Und auch hier finden sich große Namen: Am Morgen des 23. Oktober wird etwa Paul Maar in der Zeche Zollverein erwartet. Der 84-jährige Schöpfer des Wunschpunkte-Wunderwesens Sams hat ihm ein neues Abenteuer geschrieben, das er mitbringt und für sein junges Publikum liest, reimt, erzählt und zeichnet.
Nicht minder bekannt in der Kinderbuchwelt ist Cornelia Funke („Tintenherz“). Am 23. Oktober reist sie mit ihrem Illustrator Mehrdad Zaeri zur Zeche Zollverein nach Essen, für eine weitere Buchpremiere des Lesefestivals: In „Ein Engel in der Nacht“geht es um ein trauriges Mädchen, dem sich ein Engel, eine Hexe und ein Riese annehmen.