Goerdeler Park: Kunstraub macht Anwohner wütend
Die Bronzefigur „Frau am Fluss“wurde gestohlen. Anwohner ärgern sich über den dreisten Kunstraub in der Nachbarschaft.
„Was, die schöne Figur ist weg? Das macht mich traurig“, Lisa Scherer kann es nicht glauben. Als Anwohnerin und Vorsitzende der Bürgerinitiative „Goerdeler Park“kannte sie die „Frau am Fluss“nur allzu gut: Die Bronzeskulptur des italienischen Bildhauers Pericle Fazzini stand jahrzehntelang im Goerdeler Park – bis sie am Wochenende von Unbekannten von ihrem Sockel gerissen und gestohlen wurde (die RP berichtete).
„Wir haben gar nichts davon mitbekommen“, bedauert Lisa Scherer. In der Vergangenheit hatte sie regelmäßig nach der „Frau am Fluss“geschaut. Denn das Kunstwerk, das im Original „Donna al fiume“heißt, sei immer wieder dekoriert, angemalt oder angezogen worden. „Sogar mit einem BH wurde es mal ausgestattet. Ich hatte mich schon gefragt, ob es vielleicht Leute gibt, die sich an der Nacktheit der Figur stören“, erzählt Scherer. „Dass sie nun einfach gestohlen wurde – das ärgert mich echt.“
Auch Siegfried Thielen bedauert, dass die Bronzestatue, die am rechten Unterschenkel eine Signatur des Künstlers aufweist, aus dem Goerdeler Park verschwunden ist. „Wobei uns der Park sowieso nicht ganz geheuer ist“, sagt der Anwohner. Mit seiner Frau wohnt er seit mehr als 21 Jahren auf der Hedwigstraße. Vor allem im Sommer beobachtet das Ehepaar regelmäßig vom Balkon aus, wie unten Drogen verkauft und konsumiert werden.
Die „Frau am Fluss“konnten die Thielens ebenfalls vom Balkon aus sehen. Doch am Wochenende haben sie nichts Verdächtiges bemerkt. Dabei, so vermutet die Polizei, müssen die Täter mit schwerem Gerät angerückt sein. Tatsächlich sind auf dem Sockel, der nun ohne Statue auf der Wiese vor der Villa „Haus Königsberg“steht, runde, schwarzkrümelige Flecken zu sehen. „Wahrscheinlich haben sie der Figur ein Seil um den Hals gelegt und sind mit einem Pick-Up weggefahren“, spekuliert Siegfried Thielen. „Es ist traurig, dass die Figur weg ist. Für den Park hat sie etwas bedeutet.“
Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck-Museums, zu dessen Sammlung die „Frau am Fluss“seit 1964 gehörte, sieht das ganz ähnlich: Die Skulptur sei nicht nur ideell und künstlerisch bedeutsam, sondern habe auch einen „nicht zu unterschätzenden Wert für die Aufenthaltsqualität im Goerdeler Park“. „Wir hoffen sehr, dass wir Hinweise aus der Bevölkerung und von Anwohnern bekommen, die dazu führen, dass die Skulptur wieder aufgefunden oder zurückgegeben wird.“