Rheinische Post Duisburg

Rheurdter lebt seinen E-Sport-Traum

Simon Menne lebt in einer Gamer-WG in Berlin und ist mit seinem Team, den „Kaufland Hangry Knights“, auf dem Weg nach oben. Er spielt League of Legends auf profession­ellem Niveau. Wie sein Alltag als E-Sportler aussieht.

- VON JOSEF POGORZALEK FOTO: KAUFLAND FOTO: KAUFLAND

RHEURDT/BERLIN Das hat Simon Menne mit vielen Millionen jungen Leuten in aller Welt gemeinsam: Er sitzt täglich vor dem Computer und spielt League of Legends, manchmal viele Stunden lang. Das unterschei­det ihn von vielen Millionen von Hobby-Gamern: Was bei ihnen eine Freizeit-Leidenscha­ft bleibt, ist bei ihm Beruf. Der Rheurdter ist auf bestem Weg zum E-Sport-Profi. Zusammen mit seinem Team, den Kaufland Hangry Knights, spielt er in der Division 2, der zweithöchs­ten Klasse der deutschen League-of-Legends-Liga. Das Ziel ist klar: Noch besser werden, weiter aufsteigen, an internatio­nalen Turnieren teilnehmen – und auf jeden Fall Profi bleiben.

E-Sport, der sportliche Wettkamp am Computer, ist ein wachsender Markt, auf dem sich auch traditione­lle Sportverei­ne wie Schalke oder Hertha BSC betätigen. League of Legends gehört zu den beliebtest­en E-Sports-Diszipline­n. „Es gibt ein profession­ell organisier­tes Ligensyste­m“, sagt Menne. „Die Spiele werden online übertragen und kommentier­t.“

Er selbst hat League of Legends, ein Fantasy-Strategie- und Kampfspiel, als Jugendlich­er für sich entdeckt. „Am Anfang ist es sehr komplizier­t. Aber wenn man dranbleibt, kommt man immer besser zurecht. Die Komplexitä­t packt einen“, sagt der heute 20-Jährige. Früher habe er viel Fußball gespielt. „Bei der Spielverei­nigung Rheurdt-Schaephuys­en, bis in die C-Jugend.“Dann kam League of Legends. Und irgendwann merkte er: „Ich bin gut darin.“

„In der Schule bin ich trotzdem zurechtgek­ommen“, betont Simon Menne, der sich als Spieler „Flay“nennt, nach einer Figur aus League of Legends. Die Reihenfolg­e war klar: Erst wurden die Hausaufgab­en gemacht, dann wurde gespielt. Nach dem Abi am Friedrich-SpeeGymnas­ium Geldern schrieb sich der Rheurdter für ein Studium der Arbeits- und Organisati­onspsychol­ogie an der Hochschule Rhein-Waal ein. Gleichzeit­ig spielte er League of Legends in Amateurlig­en und auch mal auf Minijob-Basis.

Der Durchbruch kam, als eine Agentur im Auftrag von Kaufland auf das Talent aufmerksam wurde und

es für die Hangry Knights engagierte. Menne ließ das Studium sausen. Jetzt lebt er mit seinen Teamkolleg­en in einer Gamer-Wohngemein­schaft in Berlin. Das von Kaufland gesponsert­e Team besteht aus fünf Spielern, einem Trainer und einem Manager.

Simons Tage und Wochen sind streng getaktet, mit zwei Ligamatche­s Dienstag- und Mittwochab­end

als Höhepunkte­n. Dreimal wöchentlic­h steht vormittags ein Workout mit einem Hoch-Intensität­s-Intervallt­raining auf dem Stundenpla­n. „Der sportliche Ausgleich ist enorm wichtig. Er hilft mir, körperlich fit zu bleiben und stressresi­stenter zu werden.“Zwei bis drei Stunden am Vormittag sitze er am Computer, um League of Legends zu spielen. „Ich trainiere dann zusammen mit Spielern aus den europäisch­en Ranglisten.“Das Teamtraini­ng mit den Hangy Knights findet zwischen 14 und 19 Uhr statt. „Wir simulieren gemeinsam die wichtigste­n Strategien“, sagt Simon. Hinzu kommen Videoanaly­sen von Spielen. League of Legend wird immer im Fünferteam gespielt. „Die Kommunikat­ion ist fundamenta­l.

Wir reden permanent miteinande­r. Um den festgelegt­en Spielplan umzusetzen zu können, müssen sich die Spieler blind verstehen.“Es sei ähnlich wie im Fußball: Dort komme auch mal ein Tor durch eine starke Vorstellun­g eines einzelnen Spielers zustande. Meist werde der Gegner aber durch die geschlosse­ne Leistung einer Mannschaft geschlagen.

Ist das wirklich „Sport“? „Ich möchte mich nicht komplett festlegen“, sagt Simon Menne. „Aber wenn man Schach als Sport ansieht …“Auf jeden Fall sei das, was er mache profession­ell und leistungsb­ezogen. „Es ist wirklich Arbeit.“

Der Rheurdter ist entschloss­en, seinen Weg weiterzuge­hen und sich als E-Sportler weiter zu entwickeln. „Letztes Jahr war ich unter den Top 300 in Europa.“Und selbst wenn es für die absolute League-of-Legends-Spitze nicht reichen sollte: Auch im profession­ellen Fußball tummelten sich nicht nur die Messis und Ronaldos. Später, nach der aktiven Karriere, könne er League-of-Legends-Coach, Analyst oder Kommentato­r werden. „Es ist ein unsicherer Beruf und es gibt immer einen Plan B“, sagt Simon Menne alias Flay. „Aber ich will versuchen, meine Träume zu verwirklic­hen. Es nicht versucht zu haben, würde ich später bereuen.“

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Hochkonzen­triert bei der Arbeit am Computer: Simon „Flay“Menne.
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Simon Menne

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