Rheurdter lebt seinen E-Sport-Traum
Simon Menne lebt in einer Gamer-WG in Berlin und ist mit seinem Team, den „Kaufland Hangry Knights“, auf dem Weg nach oben. Er spielt League of Legends auf professionellem Niveau. Wie sein Alltag als E-Sportler aussieht.
RHEURDT/BERLIN Das hat Simon Menne mit vielen Millionen jungen Leuten in aller Welt gemeinsam: Er sitzt täglich vor dem Computer und spielt League of Legends, manchmal viele Stunden lang. Das unterscheidet ihn von vielen Millionen von Hobby-Gamern: Was bei ihnen eine Freizeit-Leidenschaft bleibt, ist bei ihm Beruf. Der Rheurdter ist auf bestem Weg zum E-Sport-Profi. Zusammen mit seinem Team, den Kaufland Hangry Knights, spielt er in der Division 2, der zweithöchsten Klasse der deutschen League-of-Legends-Liga. Das Ziel ist klar: Noch besser werden, weiter aufsteigen, an internationalen Turnieren teilnehmen – und auf jeden Fall Profi bleiben.
E-Sport, der sportliche Wettkamp am Computer, ist ein wachsender Markt, auf dem sich auch traditionelle Sportvereine wie Schalke oder Hertha BSC betätigen. League of Legends gehört zu den beliebtesten E-Sports-Disziplinen. „Es gibt ein professionell organisiertes Ligensystem“, sagt Menne. „Die Spiele werden online übertragen und kommentiert.“
Er selbst hat League of Legends, ein Fantasy-Strategie- und Kampfspiel, als Jugendlicher für sich entdeckt. „Am Anfang ist es sehr kompliziert. Aber wenn man dranbleibt, kommt man immer besser zurecht. Die Komplexität packt einen“, sagt der heute 20-Jährige. Früher habe er viel Fußball gespielt. „Bei der Spielvereinigung Rheurdt-Schaephuysen, bis in die C-Jugend.“Dann kam League of Legends. Und irgendwann merkte er: „Ich bin gut darin.“
„In der Schule bin ich trotzdem zurechtgekommen“, betont Simon Menne, der sich als Spieler „Flay“nennt, nach einer Figur aus League of Legends. Die Reihenfolge war klar: Erst wurden die Hausaufgaben gemacht, dann wurde gespielt. Nach dem Abi am Friedrich-SpeeGymnasium Geldern schrieb sich der Rheurdter für ein Studium der Arbeits- und Organisationspsychologie an der Hochschule Rhein-Waal ein. Gleichzeitig spielte er League of Legends in Amateurligen und auch mal auf Minijob-Basis.
Der Durchbruch kam, als eine Agentur im Auftrag von Kaufland auf das Talent aufmerksam wurde und
es für die Hangry Knights engagierte. Menne ließ das Studium sausen. Jetzt lebt er mit seinen Teamkollegen in einer Gamer-Wohngemeinschaft in Berlin. Das von Kaufland gesponserte Team besteht aus fünf Spielern, einem Trainer und einem Manager.
Simons Tage und Wochen sind streng getaktet, mit zwei Ligamatches Dienstag- und Mittwochabend
als Höhepunkten. Dreimal wöchentlich steht vormittags ein Workout mit einem Hoch-Intensitäts-Intervalltraining auf dem Stundenplan. „Der sportliche Ausgleich ist enorm wichtig. Er hilft mir, körperlich fit zu bleiben und stressresistenter zu werden.“Zwei bis drei Stunden am Vormittag sitze er am Computer, um League of Legends zu spielen. „Ich trainiere dann zusammen mit Spielern aus den europäischen Ranglisten.“Das Teamtraining mit den Hangy Knights findet zwischen 14 und 19 Uhr statt. „Wir simulieren gemeinsam die wichtigsten Strategien“, sagt Simon. Hinzu kommen Videoanalysen von Spielen. League of Legend wird immer im Fünferteam gespielt. „Die Kommunikation ist fundamental.
Wir reden permanent miteinander. Um den festgelegten Spielplan umzusetzen zu können, müssen sich die Spieler blind verstehen.“Es sei ähnlich wie im Fußball: Dort komme auch mal ein Tor durch eine starke Vorstellung eines einzelnen Spielers zustande. Meist werde der Gegner aber durch die geschlossene Leistung einer Mannschaft geschlagen.
Ist das wirklich „Sport“? „Ich möchte mich nicht komplett festlegen“, sagt Simon Menne. „Aber wenn man Schach als Sport ansieht …“Auf jeden Fall sei das, was er mache professionell und leistungsbezogen. „Es ist wirklich Arbeit.“
Der Rheurdter ist entschlossen, seinen Weg weiterzugehen und sich als E-Sportler weiter zu entwickeln. „Letztes Jahr war ich unter den Top 300 in Europa.“Und selbst wenn es für die absolute League-of-Legends-Spitze nicht reichen sollte: Auch im professionellen Fußball tummelten sich nicht nur die Messis und Ronaldos. Später, nach der aktiven Karriere, könne er League-of-Legends-Coach, Analyst oder Kommentator werden. „Es ist ein unsicherer Beruf und es gibt immer einen Plan B“, sagt Simon Menne alias Flay. „Aber ich will versuchen, meine Träume zu verwirklichen. Es nicht versucht zu haben, würde ich später bereuen.“