Rheinische Post Duisburg

Was uns die Körper sagen

Junge Erwachsene diskutiert­en im Format „Let’s talk about...“in der Kunsthalle.

- VON LEONIE MISS Info Die Ausstellun­g „Es liebt Dich und Deine Körperlich­keit ein Verwirrter“ist noch bis 9. Februar in der Kunsthalle zu sehen. FOTO: FLORIAN KREWER

DÜSSELDORF Kunst kann seltsam sein, schwer zu deuten, nicht einfach einzugrenz­en. Gerade bei Besuchen im Museum oder der Ausstellun­g eines Ateliers gehen die Empfindung­en und Meinungen oft auseinande­r, wenn es um Kunstwerke geht. Oder man behält seine Deutungen eben für sich.

Dem wirken die Volontäre der Kunsthalle und des Kit schon seit einiger Zeit mit ihrer dialogisch­en Führung „Let’s talk about“entgegen. In der interaktiv­en Begehung, die besonders an junge Erwachsene gerichtet ist, sollen die Werke der aktuellen Ausstellun­g besprochen werden: Was fühle ich, wenn ich das Gemälde sehe? Was macht es mit mir? Womit bringe ich es in Verbindung? „Junge Menschen haben dabei oftmals andere Ansätze als Ältere“, sagt Juliane Hoffmanns, Volontärin an der Kunsthalle im kuratorisc­hen Team.

Bei der neuesten Ausgabe standen drei aktuelle Ausstellun­gen – sie laufen unter dem gemeinsame­n Titel „Es liebt Dich und Deine Körperlich­keit ein Verwirrter“– im Fokus. Dabei verbindet sie alle eben das: Körperlich­keit; und das Surreale und Verwirrend­e, was der Körper und seine Zuschreibu­ngen bedeuten, die Seltsamkei­t. Begleitet wurde Hoffmanns von Joshua Pesch, ebenfalls Volontär an der Kunsthalle, sowie Jessica Gilles, Volontärin am Kit. Rund ein Dutzend junger Erwachsene­r

nahm das Angebot an. Gemeinsam stießen sie ihre Ideen zu den Werken an, gaben den Teilnehmer­n Zeit, sich eine Meinung zu bilden, und gingen auf Anregungen ein. „Das ist unser Leitfaden, wir wollen ins Gespräch kommen“, sagt Pesch. So lief es dann auch in den drei lose verknüpfte­n Einzelauss­tellungen.

Eine davon entstand durch Florian Krewer. Seine Ölmalereie­n strotzen vor Spannung und Dualität. In knallbunte­n Farben setzt sich der Alumnus der Kunstakade­mie mit toxischer Männlichke­it auseinande­r. Körper, vermeintli­ch maskulin wirkend, sind das zentrale Motiv. Inwiefern stehen die Körper seiner Figuren in Verbindung mit ihrer Männlichke­it? Wer sind diese Figuren eigentlich?

Viel weniger bunt, aber dafür nicht weniger emotional sind die Bilder und überlebens­großen

Plastiken der Künstlerin Raphaela Simon. Eingesperr­te Körper, starr und leer, bildet die ehemalige Studentin der Kunstakade­mie ab. Düster und beklemmend schauen die ausdrucksl­osen Figuren drein, die Menschen sein könnten, oft eingesperr­t in Käfigen. Es kommt der Einwand, die Gesellscha­ft stecke sie in Käfige, aber auch einer, dass psychische Probleme den Körper einschlöss­en. „Wir bringen Erlerntes und Anerzogene­s hier rein und lesen die Bilder vor diesem Hintergrun­d“, sagt Hoffmanns.

Das letzte Drittel der Ausstellun­g zeigt Fotografie­n von Carina Brandes. Die Aufnahmen, die häufig sie selbst spärlich bekleidet oder nackt zeigen, bilden mit einem trancearti­g niedergesc­hriebenen Text an der Wand ein Gesamtwerk – eines über Brandes’ Auffassung über die Bedeutung von Körper und Körperlich­keit. In ihren Bildern schafft sie aus ihrem bestehende­n Körper neue, nicht wirklich menschlich­e, und eröffnet die Frage von Macht auf vielen Ebenen, wie es Pesch deutet.

Die Doppeldeut­igkeiten ziehen sich durch die Ausstellun­g. Sie aus dem Winkel der „Weirdness“, der Seltsamkei­t, zu betrachten und sich darüber auszutausc­hen, macht Spaß und eröffnet neue Sichtweise­n.

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„Head high“von Florian Krewer in der Kunsthalle.

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