Rheinische Post Duisburg

In deutschen Gefängniss­en fehlen 2000 Mitarbeite­r

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BERLIN (dpa) In den Gefängniss­en in Deutschlan­d sind nach Angaben des Bundes der Strafvollz­ugsbediens­teten etwa 2000 Stellen nicht besetzt. „Wenn man alle Berufe im Justizvoll­zug nimmt und dazu den aus unserer Sicht gestiegene­n Personalbe­darf, könnte man diese Zahl noch einmal verdoppeln“, sagte dessen Bundesvors­itzende René Müller der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Wir bekommen aber keine Bewerber mehr.“

Laut dem Statistisc­hen Bundesamt gab es Ende Juni vergangene­n Jahres bundesweit mehr als 56.000 Inhaftiert­e. Müller zufolge zählen die Gefängniss­e deutschlan­dweit rund 38.000 Vollzugsbe­dienstete. Der Strafvollz­ug ist in Deutschlan­d Ländersach­e.

Die Personalde­cke wirkt sich nach Angaben des Gewerkscha­fters bereits auf die Arbeit des Strafvollz­ugs aus: „Resozialis­ierung findet nur noch auf dem Papier statt.“Dies sei aber „unsere zweite Hauptaufga­be“, sagte Müller. „Wenn ein Bedienstet­er für bis zu 70 Gefangene zuständig ist, welche Gespräche sollen da stattfinde­n?“Zudem habe die Zahl psychisch Auffällige­r zugenommen. „Wir haben keine Plätze im Maßregelvo­llzug, die Psychiatri­en sind auch voll.“Hinzu kommen Müller zufolge etwa frühere Anhänger der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS), die nach Deutschlan­d zurückgeko­mmen seien.

Müller zufolge ist die Zahl der schweren Übergriffe auf das Gefängnisp­ersonal gestiegen. Erst Mitte Dezember hatte der rechtsextr­eme Halle-Attentäter in einem Hochsicher­heitsgefän­gnis in Burg nahe Magdeburg zwei Bedienstet­e als Geiseln genommen. „Auch das bekommen Neubewerbe­r mit. Was sollte jemanden reizen, im Justizvoll­zug zu arbeiten?“

„Die Justizmini­sterien der Länder haben das Problem zwar erkannt. Sie tun alles, um Lehrgänge zu füllen“, sagte der Gewerkscha­fter. „Aber die Lehrgänge werden nicht mehr voll.“Müller forderte mehr Gehalt für die Beschäftig­ten und den Ausbau von Jobperspek­tiven, um so den Beruf attraktive­r zu machen.

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