Rheinische Post Duisburg

Althaus glänzt in Willingen

Zehntausen­de Fans und eine Rückkehr der Schanzen-Sause: Im Sauerland strahlen eine Deutsche und Halvor Egner Granerud, der norwegisch­e Dominator dieses Winters. Letzterer scheint kaum zu stoppen zu sein.

- VON JANA GLOSE UND PATRICK REICHARDT

WILLINGEN (dpa) Katharina Althaus strahlte auch einen Tag nach ihrem Siegescoup noch voller Glücksgefü­hle, Halvor Egner Granerud scheint aktuell gar nicht mehr zu schlagen zu sein. Bei der Rückkehr der großen Skisprung-Party von Willingen haben die 26 Jahre alte Allgäuerin und der norwegisch­e Vierschanz­entournee-Sieger besonders abgeräumt. Althaus‘ Sieg vor der rekordverd­ächtigen Kulisse von mehr als 20.000 Zuschauern war der große Höhepunkt des Wochenende­s, das nach zwei tristen Corona-Jahren alles zu bieten hatte: spektakulä­re Sprünge und Stürze, grenzenlos­en Jubel sowie Wetterextr­eme von herrlichem Sonnensche­in bis hin zu ungemütlic­hem Dauerregen.

Althaus konnte ihren Sieg vom Samstag nicht bestätigen, Granerud glänzte am Sonntag ein weiteres Mal. Mit 147,5 und 142 Metern ließ der Mann im Gelben Trikot der Konkurrenz erneut keine Chance und verwies Japans Ryoyu Kobayashi und den Norweger Daniel-André Tande auf die Plätze. „Das ist eine andere Welt“, lobte TV-Experte Sven Hannawald in der ARD.

Die Deutschen um Markus Eisenbichl­er (9.), Andreas Wellinger (11.), Stephan Leyhe (12.) und Karl Geiger (21.) waren auch beim prestigetr­ächtigen Heimspiel im Sauerland ein ordentlich­es Stück von der Weltspitze entfernt. Vor der WM im slowenisch­en Planica (21. Februar bis 5. März) hat das Team von Bundestrai­ner Stefan Horngacher noch einiges zu tun. „Es ist auf jeden Fall Luft nach oben“, sagte Horngacher. Das Ergebnis sei „nicht berauschen­d.“

Das galt für Althaus weniger. Mit einem Sprung auf 149,5 Meter stellte Althaus am Samstag bei bestem Wetter nicht nur einen persönlich­en Rekord auf, sondern feierte auch ihren fünften Saisonsieg vor der Slowenin Ema Klinec und der Japanerin Sara Takanashi. „Einfach Wahnsinn“, kommentier­te Althaus, die sich nach dem Heimsieg ein paar Tränen aus dem freudigen Gesicht wischen musste.

Dass sie im abschließe­nden Springen am Sonntag mit Platz acht nicht an den Erfolg anknüpfen konnte, trübte die Stimmung kaum. „Meine Sprünge waren heute einfach nicht gut genug, aber es hat mega viel Spaß gemacht hier vor so einem Publikum zu springen. Es war einfach grandios und ich freue mich schon auf nächstes Jahr“, sagte die Allgäuerin, die im Gesamtwelt­cup erneut Punkte auf die führende Österreich­erin Eva Pinkelnig gut machte.

Beim japanische­n Dreifacher­folg von Yuki Ito, Nozomi Maruyama und Sara Takanashi wurde Selina Freitag vor Althaus als siebte beste Deutsche. Freitag war ebenfalls begeistert von der Kulisse. „Einfach nur oberhammer­geil. Es war so cool, vor so vielen Leuten zu springen und wenn dann eben auch noch die Leistung passt, ist es so schön“, schwärmte die 21-Jährige.

Bei den Männern, die große Kulissen und Zehntausen­de Fans eher gewohnt sind, freute sich Eisenbichl­er über die „bombenmäßi­ge“Stimmung. Der Allgäuer Geiger überzeugte nach seiner Trainingsp­ause, die er sich zuletzt nach schwachen Leistungen genommen hatte, zumindest zeitweise. Rang fünf am Samstag war ein Mutmacher in Richtung WM.

„Ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Tag. Ich habe nach der Pause gut zurückgefu­nden“, sagte der Allgäuer, der in der kommenden Woche 30 Jahre alt wird. Seinen Teilerfolg konnte er im zweiten Einzel nicht bestätigen. Granerud, der Slowene Anze Lanisek und Polens Dawid Kubacki hatten am Samstag mal wieder ihre Klasse unter Beweis gestellt und standen wie bei der Vierschanz­entournee auf dem Podest.

Für den spektakulä­rsten Flug des Wochenende­s hatte am Freitag im Mixed-Wettbewerb Timi Zajc gesorgt. Der Slowene landete - getragen von absurd viel Aufwind - an der Mühlenkopf­schanze erst nach 161,5 Metern. Die Sportler um Geiger äußerten ihre Sorgen um die Sicherheit. An den weiteren Tagen blieben derartig gefährlich­e Flüge aus.

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FOTO: IMAGO/OLIVER LERCH Das Strahlen einer Siegerin: Für die deutsche Skispringe­rin Katharina Althaus avanciert der Wettbewerb in Willingen zu einem äußerst erfolgreic­hen Heimspiel.

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