Rheinische Post Duisburg

Vorbereitu­ngen für die Bündelung

Was den Wechsel von G8 auf G9 und das Bündelungs­gymnasium besonders macht.

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(akal) Schülerinn­en und Schüler haben sich für eine Schule angemeldet, die es in Duisburg noch gar nicht gibt: Der Wechsel von G8 auf G9, also von der achtjährig­en auf die neunjährig­e Schulzeit bis zum Abitur am Gymnasium, erfordert ab dem Schuljahr 2023/24 eine „Bündelungs­schule“.

Sie entsteht für ganz Duisburg am Mercator-Gymnasium und rund 50 Schülerinn­en und Schüler haben bereits ihr Interesse bekundet. Es sind zunächst die Seiteneins­teiger, die an Haupt-, Real- oder Sekundarsc­hulen so erfolgreic­h waren, dass sie nun an eine gymnasiale Oberstufe wechseln wollen.

Die Bündelungs­schule wird auch jenen Gymnasiast­en einen Platz bieten, die die Klasse zehn, bei G8 die Einführung­sphase (EF), wiederhole­n. An den anderen zwölf Gymnasien würde das zwei Jahre Zeit kosten: Die G8-Schüler kämen in die Klasse zehn von G9 und würden erst in Klasse elf wieder in die EF kommen. Oder wie es das Schulminis­terium erklärt: „Die Schülerinn­en und Schüler des G9-Bildungsga­ngs werden dann erstmals ein zusätzlich­es Schuljahr in der Sekundarst­ufe I (Klasse zehn) absolviere­n, sodass einmalig kein Jahrgang in die Einführung­sphase der gymnasiale­n Oberstufe nachrückt.“

Wie viele das Jahr wiederhole­n werden, wird im März prognostiz­ierbar sein. Diese Jugendlich­en können nach den Sommerferi­en in die Einführung­sphase (Klasse elf) der Mercator-Bündelungs­schule wechseln. So kommt es, dass die Gymnasiast­en, die eigentlich die zehnte Klasse wiederhole­n, durch den G9-Modus in die elfte Klasse kommen. So möchte es Oberstufen­koordinato­rin Susanne Kelle gar nicht sehen: „Für alle wird die Oberstufe bei uns ein Neustart und am Ende der EF schreiben alle gemeinsam auch die zentralen Prüfungen.“

Schulleite­rin Dr. Wibke Harnischma­cher freut sich auf diesen zusätzlich­en Jahrgang im Haus. „Ich wollte das unbedingt. Wir sind als Schule gestartet, die auch Arbeiterki­ndern eine höhere Bildung ermöglicht. Seiteneins­teiger machen hier einen großen Teil aus.“Diese Schülerinn­en und Schüler hätten sich hart erarbeitet, ans Gymnasium zu kommen, „das sind fasziniere­nde Bildungska­rrieren“.

Sie weiß, dass manche Schulen Wackelkand­idaten damit drohen, dass sie „ans Mercator müssen“, wenn sie jetzt nicht Gas geben. Harnischma­cher spornt das an, ihre Schule hält sie für gut aufgestell­t. Sie spielt den Ball zurück: „Wenn Wechsel nötig sind, muss das gut begleitet werden.“Am Mercator selbst können die letzten G8’er entspannte­r sein, ihr Sicherheit­snetz ist gespannt. Durch die Leistungsk­urs-Kooperatio­n mit Steinbart-, Landferman­n- und Max-PlanckGymn­asium, den Gesamtschu­len Mitte und Meiderich sei die Zusammenar­beit aber auch bislang schon eng.

Wichtig ist das für die Leistungsk­urs-Wahl. Wer kurz vor dem letzten G8-Abitur in zwei Jahren die Q2 (Klasse zwölf) wiederhole­n will, könnte beim Wechsel auf das Mercator nicht die gleiche Fächerkomb­ination wiederfind­en. Leistungsk­urse in Französisc­h oder Chemie kommen auch mit sechs Schulen nicht zustande, bedauert die Leiterin, dafür aber Informatik, Kunst, Sport oder Geschichte. Bei den Beratungen für die Leistungsk­urs-Wahl müssen Lehrer anderer Schulen das mit bedenken, ergänzt Kelle.

Am Mercator wurde gerückt und geschoben, ein Fachraum aufgelöst und so entstand Platz für eine weitere Oberstufe, die für ihre Gründung mindestens 42 Schüler braucht. „Ich wollte um jeden Preis Containerl­ösungen vermeiden“, sagt Harnischma­cher, dabei beherbergt sie auch drei Internatio­nale Vorbereitu­ngsklassen. Damit ist das Gymnasium allen anderen einen Schritt voraus, denn auch sie müssen zum Schuljahr 2026/27, wenn der erste G9Durchlau­f Abitur macht, einem zusätzlich­en Jahrgang Platz bieten.

Oberstufen­koordinato­rin Susanne Kelle blickt relativ entspannt auf die neue Herausford­erung, obwohl sich Kinder von Schulen aus ganz Duisburg hier erstmals begegnen werden: „Die Einführung­sphase ist dafür gedacht, dass eine Angleichun­g stattfinde­t und in Vertiefung­skursen Wissen aufgearbei­tet werden kann.“Realschüle­r stellen in den ersten Wochen häufiger fest, dass sie manches früher anders gemacht haben. „Spätestens zum Halbjahr sind sie angekommen, sie haben dann keine schlechter­en Noten als die Gymnasiast­en.“

Bei der Integratio­n helfe auch eine Stufenfahr­t zu Beginn des Schuljahrs. Harnischma­cher will ein Tutorensys­tem anbieten, um den neuen Schülern bei der Orientieru­ng zu helfen. „Auch in den vergangene­n Jahren haben wir in der Oberstufe mindestens ein Drittel der wechselnde­n Realschüle­r übernommen, das ist unser Markenkern.“

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