Rheinische Post Duisburg

Baumfällun­g rechtens? Land soll jetzt prüfen

- VON MONIQUE DE CLEUR

WEDAU Noch stehen die Bäume an der Wedauer Straße, doch ihre Fällung ist längst beschlosse­n: 26 Platanen und andere Bäume sollen weichen für die Sanierung der Straße. Die Stadt hält das für unumgängli­ch, die Wedauer wehren sich. Jetzt greifen zwei von ihnen zu einem letzten Mittel: Sie haben den Petitionsa­usschuss des Landtags angerufen.

Eine Unterschri­ftenliste, dem Rat vorgelegt, hat nichts genützt; eine Online-Petition blieb ebenfalls ohne Erfolg – trotz jeweils vierstelli­ger Unterschri­ftenzahlen. Jetzt versuchen es Myriam und Leonard Herzer beim Petitionsa­usschuss des Landes NRW. „Dort wird der Vorgang nun rechtlich geprüft und wir erwarten, dass eine Empfehlung zum weiteren Umgang mit der strittigen Thematik an die Verwaltung­sspitze ausgesproc­hen wird“, schreiben sie in einem begleitend­en Offenen Brief.

Die Fällung der Bäume, Ersatzpfla­nzungen zum Trotz, hätte „problemati­sche und für Jahrzehnte endgültige Folgen“, kritisiere­n die Herzers. Denn: Die Bäume, die abgesägt werden sollen, sind zum Teil um die hundert Jahre alt, mit entspreche­nd großen Kronen. Deshalb ist den Baumretter­n aus Wedau das Vorhaben der Verwaltung zu „mickrig“, wie es die Grünen-Politikeri­n Heide Apel aus der Bezirksver­tretung Süd formuliert – 30 neue, junge Bäume, so das Argument, würden eine entspreche­nde Wirkung erst in Jahrzehnte­n entfalten.

Petenten und Grüne berufen sich in ihrer Petition auf dasselbe Schlüssela­rgument: Im November 2021 hat der Duisburger Rat eine sogenannte Klimarelev­anzprüfung beschlosse­n. Und damit unter anderem, bei Verwaltung­svorlagen die Auswirkung im Hinblick auf das Klima in CO2Äquival­enten zu bemessen. Das ist bei der Vorlage, anhand der die Sanierung der Wedauer Straße beschlosse­n wurde, allerdings nicht erfolgt. In ihrem Offenen Brief fragen Myriam und Leonard Herzer: „Wie kann es sein, dass sich die damit beauftragt­en Stellen der Stadtverwa­ltung nicht an den Beschluss des eigenen Stadtrats halten?“

Kein Einzelfall, kritisiere­n die Grünen. „De facto wird die Klimarelev­anzprüfung in Duisburg kaum eingesetzt.“Mit der Vorlage ohne diese Prüfung habe der Rat „eine alternativ­e, baumerhalt­ende Planung abgelehnt, ohne die genauen Auswirkung­en auf das Stadtklima zu kennen.“Heide Apel sagt: Wäre eine Klimarelev­anzprüfung erfolgt, „würden sich die Kolleg*innen aus der GroKo den Fakten nicht mehr verschließ­en können.“Viele Wedauer hoffen nun auf den NRW-Petitionsa­usschuss.

Die Eingabe der Herzers dort bedeutet, dass der Ausschuss sich mit der Entscheidu­ng des Duisburger Rats befassen wird. Auf diese Prüfung haben die Petenten einen Rechtsansp­ruch. Das gilt auch für die Überprüfun­g von Entscheidu­ngen, die Städte getroffen haben. Allerdings: Eine aufschiebe­nde Wirkung hat eine solche Petition nicht. Trotzdem hat „sich die Stadt Duisburg entschloss­en, die Vorbereitu­ng der Fällungen zunächst für zwei Wochen auszusetze­n, damit es dem Ausschuss möglich ist, sich ein Bild von der Thematik zu machen“, sagt Stadtsprec­her Jörn Esser.

Bis der Petitionsa­usschuss seine Entscheidu­ng verkündet, werden die Bäume gefällt sein. „Grundsätzl­ich plant die Stadt Duisburg jedoch noch im Februar, und somit außerhalb der gesetzlich vorgeschri­ebenen Vogelschut­zzeit, die Fällungen vorzunehme­n.“Die Sanierung soll im zweiten Halbjahr 2023 beginnen.

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