Ärger über langes Warten auf den Führerschein
Ein Düsseldorfer und ein Fahrschul-Inhaber berichten, an wie vielen Stellen der Prozess hakt. Stadt und Tüv sehen Verbesserungen.
DÜSSELDORF Der Weg zum Führerschein kann in Düsseldorf ein langer und äußerst holpriger sein. Prüflinge und Fahrschulen haben immer wieder Verzögerungen erlebt, die von Stadt oder TÜV verursacht wurden. Die Klagen reichen von monatelangen Wartezeiten nach Anmeldung im Bürgerbüro bis zu Problemen mit Prüfungsterminen beim TÜV.
Leidgeprüft ist Markus Baur, der miterlebte, wie seine Tochter erst nach fast einem Jahr jetzt den Führerschein in Händen halten durfte. Baurs Frust ist groß, wie sich im Gespräch mit ihm zeigt. Sein Rückblick fällt wie folgt aus: Ende Februar 2022 meldete sich seine 17-jährige Tochter in einem Düsseldorfer Bürgerbüro für den Ersterwerb eines Führerscheins an, nach Wartezeiten bereits für diesen Termin. Danach tat sich zwei Monate lang nichts. Auf Nachfrage per Mail bei der Fahrerlaubnisbehörde kam keine Antwort, das wiederholte sich einen weiteren Monat später. Erst als der Ombudsmann in Kopie gesetzt wurde, folgte Anfang Juni schließlich die Zulassung zur Prüfung. Erst danach trafen die Antworten auf die zuerst geschriebenen E-Mails ein.
Im weiteren Verlauf gestaltete sich die Anmeldung für die Theorieprüfung beim TÜV als schwierig. „Wir sind nach Leverkusen ausgewichen, weil es keine Termine gab. Das kann doch nicht sein.“
Letztlich zog sich die Prozedur so lang hin, dass die Tochter nach erfolgreicher praktischer Prüfung ihre Bescheinigung für „begleitetes Fahren“erst nach ihrem 18. Geburtstag bekam. Diese galt zwar noch drei Monate lang als Nachweis auch für unbegleitetes Fahren, der richtige Führerschein lag nach Ablauf dieser Frist allerdings nicht vor. Auf telefonische Nachfrage stellte sich für die Baurs heraus, dass der zu Beginn ausgefüllte Anmeldebogen bei der Stadt verloren gegangen war. Letztlich wurde der Übergangsführerschein verlängert, der richtige Führerschein kam dann im Januar. „Ich finde das alles unglaublich“, sagt Baur. Zudem sei es ungeheuer schwierig, überhaupt mal den richtigen Ansprechpartner für ein Problem zu erreichen.
Dirk Loechert, Inhaber der Fahrschule Black in Wersten, kennt Beschwerden wie diese. Dass es ein Jahr dauern könne bis zum Führerschein, sei überhaupt keine Seltenheit. Er erinnert sich an einen Motorradprüfling, der im vergangenen Jahr sogar sechs Monate auf den Prüfauftrag von der Stadt warten musste. Mit großen Problemen sei das verbunden, wenn Menschen beruflich auf einen Führerschein angewiesen seien. Für Eltern ergibt sich zudem ein Problem: Wenn das begleitete Fahren beim Nachwuchs bis zum 18. Geburtstag nicht mehr klappt, verlangen Versicherungen danach zumeist mehr Geld.
Die Stadt räumt auf Nachfrage unserer Redaktion ein, dass es im vergangenen Jahr zum Teil lange Wartezeiten gab. Allerdings beteuert sie auch, dass sich die Verhältnisse aktuell stark verbessert hätten. Auch Loechert widerspricht da nicht, aktuell höre er keine Beschwerden von seinen Prüflingen. Ein Stadtsprecher sagt: „Durch vermehrten Personaleinsatz und Umstrukturierung konnte die Bearbeitungszeit von internationalen Führerscheinen und Pflichtumtauschen sowie die Bearbeitung der über die Bürgerbüros eingereichten Anliegen wie Erstanmeldungen für den Führerschein deutlich verringert werden.“Die Bearbeitungszeit in Bürgerbüros habe sich aktuell auf durchschnittlich 17,4 Tage im Vergleich zu 62,8 Tagen im Vorjahr reduziert.
Der Sprecher schildert zudem, wie Prozesse optimiert worden seien: Nach erfolgreich bestandener Führerscheinprüfung könnten Ersterwerber jetzt ohne Termin den Führerschein im Erdgeschoss des Straßenverkehrsamtes abholen, wohin die Abteilung Führerscheinabholung zu Jahresbeginn gezogen sei.
Auch der TÜV gibt auf Nachfrage unserer Redaktion an, dass sich die Verhältnisse verbessert hätten. Wartezeiten auf theoretische und praktische Prüfungen lägen bei drei sowie vier bis fünf Wochen. Das sei möglich geworden, da zusätzliches Personal aus dem Bereich der technischen Hauptuntersuchungen sowie aus anderen Regionen in NRW eingesetzt und sogar Samstags geprüft worden sei. Das Problem kurzfristig stornierter Prüfungen sei zudem in zwei Dritteln aller Fälle von den Fahrschulen verursacht. Sie bunkerten häufig Termine, die sie eigentlich gar nicht benötigten. Durch eine telefonische Abfrage bei allen Fahrschulen habe sich die Lage verbessert.
Das sieht allerdings Fahrlehrer Dirk Loechert anders. „Bei mir hat noch keiner angerufen.“Er zeigt zudem auf, das ganz aktuell 60 Prozent seiner angemeldeten Prüfungen vom TÜV storniert wurden. Der nächstmögliche Termin für eine theoretische Prüfung war für ihn zudem am vergangenen Freitag für den 20. März buchbar, also in mehr als sechs Wochen. Sein Fazit: „Die Personalprobleme sind weiterhin groß.“