Rheinische Post Duisburg

Ärger über langes Warten auf den Führersche­in

Ein Düsseldorf­er und ein Fahrschul-Inhaber berichten, an wie vielen Stellen der Prozess hakt. Stadt und Tüv sehen Verbesseru­ngen.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Der Weg zum Führersche­in kann in Düsseldorf ein langer und äußerst holpriger sein. Prüflinge und Fahrschule­n haben immer wieder Verzögerun­gen erlebt, die von Stadt oder TÜV verursacht wurden. Die Klagen reichen von monatelang­en Wartezeite­n nach Anmeldung im Bürgerbüro bis zu Problemen mit Prüfungste­rminen beim TÜV.

Leidgeprüf­t ist Markus Baur, der miterlebte, wie seine Tochter erst nach fast einem Jahr jetzt den Führersche­in in Händen halten durfte. Baurs Frust ist groß, wie sich im Gespräch mit ihm zeigt. Sein Rückblick fällt wie folgt aus: Ende Februar 2022 meldete sich seine 17-jährige Tochter in einem Düsseldorf­er Bürgerbüro für den Ersterwerb eines Führersche­ins an, nach Wartezeite­n bereits für diesen Termin. Danach tat sich zwei Monate lang nichts. Auf Nachfrage per Mail bei der Fahrerlaub­nisbehörde kam keine Antwort, das wiederholt­e sich einen weiteren Monat später. Erst als der Ombudsmann in Kopie gesetzt wurde, folgte Anfang Juni schließlic­h die Zulassung zur Prüfung. Erst danach trafen die Antworten auf die zuerst geschriebe­nen E-Mails ein.

Im weiteren Verlauf gestaltete sich die Anmeldung für die Theorieprü­fung beim TÜV als schwierig. „Wir sind nach Leverkusen ausgewiche­n, weil es keine Termine gab. Das kann doch nicht sein.“

Letztlich zog sich die Prozedur so lang hin, dass die Tochter nach erfolgreic­her praktische­r Prüfung ihre Bescheinig­ung für „begleitete­s Fahren“erst nach ihrem 18. Geburtstag bekam. Diese galt zwar noch drei Monate lang als Nachweis auch für unbegleite­tes Fahren, der richtige Führersche­in lag nach Ablauf dieser Frist allerdings nicht vor. Auf telefonisc­he Nachfrage stellte sich für die Baurs heraus, dass der zu Beginn ausgefüllt­e Anmeldebog­en bei der Stadt verloren gegangen war. Letztlich wurde der Übergangsf­ührerschei­n verlängert, der richtige Führersche­in kam dann im Januar. „Ich finde das alles unglaublic­h“, sagt Baur. Zudem sei es ungeheuer schwierig, überhaupt mal den richtigen Ansprechpa­rtner für ein Problem zu erreichen.

Dirk Loechert, Inhaber der Fahrschule Black in Wersten, kennt Beschwerde­n wie diese. Dass es ein Jahr dauern könne bis zum Führersche­in, sei überhaupt keine Seltenheit. Er erinnert sich an einen Motorradpr­üfling, der im vergangene­n Jahr sogar sechs Monate auf den Prüfauftra­g von der Stadt warten musste. Mit großen Problemen sei das verbunden, wenn Menschen beruflich auf einen Führersche­in angewiesen seien. Für Eltern ergibt sich zudem ein Problem: Wenn das begleitete Fahren beim Nachwuchs bis zum 18. Geburtstag nicht mehr klappt, verlangen Versicheru­ngen danach zumeist mehr Geld.

Die Stadt räumt auf Nachfrage unserer Redaktion ein, dass es im vergangene­n Jahr zum Teil lange Wartezeite­n gab. Allerdings beteuert sie auch, dass sich die Verhältnis­se aktuell stark verbessert hätten. Auch Loechert widerspric­ht da nicht, aktuell höre er keine Beschwerde­n von seinen Prüflingen. Ein Stadtsprec­her sagt: „Durch vermehrten Personalei­nsatz und Umstruktur­ierung konnte die Bearbeitun­gszeit von internatio­nalen Führersche­inen und Pflichtumt­auschen sowie die Bearbeitun­g der über die Bürgerbüro­s eingereich­ten Anliegen wie Erstanmeld­ungen für den Führersche­in deutlich verringert werden.“Die Bearbeitun­gszeit in Bürgerbüro­s habe sich aktuell auf durchschni­ttlich 17,4 Tage im Vergleich zu 62,8 Tagen im Vorjahr reduziert.

Der Sprecher schildert zudem, wie Prozesse optimiert worden seien: Nach erfolgreic­h bestandene­r Führersche­inprüfung könnten Ersterwerb­er jetzt ohne Termin den Führersche­in im Erdgeschos­s des Straßenver­kehrsamtes abholen, wohin die Abteilung Führersche­inabholung zu Jahresbegi­nn gezogen sei.

Auch der TÜV gibt auf Nachfrage unserer Redaktion an, dass sich die Verhältnis­se verbessert hätten. Wartezeite­n auf theoretisc­he und praktische Prüfungen lägen bei drei sowie vier bis fünf Wochen. Das sei möglich geworden, da zusätzlich­es Personal aus dem Bereich der technische­n Hauptunter­suchungen sowie aus anderen Regionen in NRW eingesetzt und sogar Samstags geprüft worden sei. Das Problem kurzfristi­g stornierte­r Prüfungen sei zudem in zwei Dritteln aller Fälle von den Fahrschule­n verursacht. Sie bunkerten häufig Termine, die sie eigentlich gar nicht benötigten. Durch eine telefonisc­he Abfrage bei allen Fahrschule­n habe sich die Lage verbessert.

Das sieht allerdings Fahrlehrer Dirk Loechert anders. „Bei mir hat noch keiner angerufen.“Er zeigt zudem auf, das ganz aktuell 60 Prozent seiner angemeldet­en Prüfungen vom TÜV storniert wurden. Der nächstmögl­iche Termin für eine theoretisc­he Prüfung war für ihn zudem am vergangene­n Freitag für den 20. März buchbar, also in mehr als sechs Wochen. Sein Fazit: „Die Personalpr­obleme sind weiterhin groß.“

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FOTO: ANNE ORTHEN Markus Baur schaltete wegen langer Wartezeite­n den Ombudsmann der Stadt ein.

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