Zivilisten in Ostukraine getötet
Russland hat mehr als 40 Gebäude rund um Saporischschja beschossen.
SAPORISCHSCHJA/CHERSON (dpa) In der südostukrainischen Großstadt Saporischschja sind mutmaßlich durch Raketenbeschuss mehr als 20 Menschen verletzt worden. 13 Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht werden, wie der Militärgouverneur Jurij Malaschko am Donnerstag bei Telegram mitteilte. Unter den Opfern seien acht Minderjährige. Binnen eines Tages seien im Gebiet Saporischschja 14 Orte insgesamt 80 Mal beschossen worden. Mehr als 40 Gebäude seien beschädigt worden. Im angrenzenden Gebiet Cherson seien am Mittwoch und Donnerstag mindestens drei Zivilisten getötet und drei verletzt worden, hieß es. Mehr als 79 Mal seien Siedlungen bombardiert worden, teilte Gouverneur Olexander Prokudin mit. Allein auf die Gebietshauptstadt Cherson seien dabei 33 Granaten abgefeuert worden.
Unterdessen hat US-Präsident Joe Biden den Nato-Beitritt Finnlands als einen „unglaublichen Gewinn“für das westliche Militärbündnis bezeichnet. „Ich glaube nicht, dass die Nato jemals stärker gewesen ist“, sagte Biden bei einem Treffen mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö in Helsinki. Die USA und Finnland teilten die gleichen Wertvorstellungen. Angesichts des russischen Angriffskriegs hatte Finnland im Mai 2022 gemeinsam mit Schweden die Nato-Mitgliedschaft beantragt. Finnland wurde Anfang April im Bündnis willkommen geheißen, Schweden fehlt weiter die Zustimmung der Türkei und Ungarns.
Der russische Staatschef Wladimir Putin wiederum hat eine NatoMitgliedschaft der Ukraine erneut als nicht hinnehmbar bezeichnet. „Es würde die Gefahr für Russlands Sicherheit erhöhen“, sagte Putin am Donnerstag in Äußerungen, die im Fernsehen übertragen wurden. „Es würde die eigene Sicherheit der Ukraine nicht erhöhen, und darüber hinaus die Welt anfälliger machen und zu mehr Spannungen in der internationalen Arena führen“, sagte der Kremlchef, dessen Land seit fast eineinhalb Jahren in der Ukraine Krieg führt. Die Ukraine habe das Recht auf Sicherheitsgarantien, dabei dürfe aber nicht die Sicherheit Russlands gefährdet werden, stellte Wladimir Putin fest.
BERLIN Klimawandel, Konflikte und hohe Lebensmittelpreise – die Welthungerhilfe blickt nach eigenen Aussagen auf ein schwieriges Jahr 2022 zurück. Besonders am Horn von Afrika habe sich die Lage zugespitzt. Wegen der schlimmsten Dürre seit vier Jahrzehnten werden dort nach Schätzungen der Vereinten Nationen im Laufe dieses Jahres 43 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. „Hungerkrisen entwickeln sich zu Katastrophen“, sagte in diesem Zusammenhang Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe. Laut UN-Bericht waren 2022 weltweit etwa 735 Millionen Menschen chronisch unterernährt – 122 Millionen mehr als 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie.
Ein Grund für sich zuspitzende Hungerkrisen sei der russische Angriffskrieg. Durch unterbrochene Exporte von Grundnahrungsmitteln wie Getreide, Mais oder Ölsaaten verschärfe sich die Situation. Auch die Folgen des Klimawandels spüre die Hilfsorganisation täglich in ihrer Arbeit. „Die Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels ist deshalb eines unserer zentralen Ziele“, sagte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe.
Das Ziel der Agenda 2030, den Hunger bis zum Ende des Jahrzehnts zu besiegen, könnte nach Angaben der Welthungerhilfe trotz Rückschritten weiterhin erreicht werden. Die Organisation spricht von einem der größten lösbaren Probleme der Welt.
Insgesamt förderte die Welthungerhilfe im vergangenen Jahr mehr als 600 Projekte in 37 Ländern mit einem Fördervolumen von 287,7 Millionen Euro. Größter institutionellen Zuwendungsgeber der Welthungerhilfe war 2022 das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), von dem mehr als 61 Millionen Euro kamen. Kritisch äußerte sich die Hilfsorganisation derweil zum Haushaltsentwurf der Regierung für 2024. Dieser sieht unter anderem Kürzungen im BMZ vor, was Thieme als „falsches Signal in Zeiten größter Not“bezeichnete. Die Umsetzung der Agenda 2030 werde dadurch gefährdet.
Auf Anfrage unserer Redaktion zeigte sich das BMZ derweil skeptisch, ob das Ziel, den Hunger bis 2030 zu besiegen, haltbar ist. „Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass wenn nicht noch massiv umgesteuert wird, im Jahr 2030 noch fast 600 Millionen Menschen an Hunger leiden werden“, erklärte ein Sprecher. Das sei alarmierend.