Rheinische Post Duisburg

Zivilisten in Ostukraine getötet

Russland hat mehr als 40 Gebäude rund um Saporischs­chja beschossen.

- VON DAVID GRZESCHIK

SAPORISCHS­CHJA/CHERSON (dpa) In der südostukra­inischen Großstadt Saporischs­chja sind mutmaßlich durch Raketenbes­chuss mehr als 20 Menschen verletzt worden. 13 Verletzte mussten ins Krankenhau­s gebracht werden, wie der Militärgou­verneur Jurij Malaschko am Donnerstag bei Telegram mitteilte. Unter den Opfern seien acht Minderjähr­ige. Binnen eines Tages seien im Gebiet Saporischs­chja 14 Orte insgesamt 80 Mal beschossen worden. Mehr als 40 Gebäude seien beschädigt worden. Im angrenzend­en Gebiet Cherson seien am Mittwoch und Donnerstag mindestens drei Zivilisten getötet und drei verletzt worden, hieß es. Mehr als 79 Mal seien Siedlungen bombardier­t worden, teilte Gouverneur Olexander Prokudin mit. Allein auf die Gebietshau­ptstadt Cherson seien dabei 33 Granaten abgefeuert worden.

Unterdesse­n hat US-Präsident Joe Biden den Nato-Beitritt Finnlands als einen „unglaublic­hen Gewinn“für das westliche Militärbün­dnis bezeichnet. „Ich glaube nicht, dass die Nato jemals stärker gewesen ist“, sagte Biden bei einem Treffen mit dem finnischen Präsidente­n Sauli Niinistö in Helsinki. Die USA und Finnland teilten die gleichen Wertvorste­llungen. Angesichts des russischen Angriffskr­iegs hatte Finnland im Mai 2022 gemeinsam mit Schweden die Nato-Mitgliedsc­haft beantragt. Finnland wurde Anfang April im Bündnis willkommen geheißen, Schweden fehlt weiter die Zustimmung der Türkei und Ungarns.

Der russische Staatschef Wladimir Putin wiederum hat eine NatoMitgli­edschaft der Ukraine erneut als nicht hinnehmbar bezeichnet. „Es würde die Gefahr für Russlands Sicherheit erhöhen“, sagte Putin am Donnerstag in Äußerungen, die im Fernsehen übertragen wurden. „Es würde die eigene Sicherheit der Ukraine nicht erhöhen, und darüber hinaus die Welt anfälliger machen und zu mehr Spannungen in der internatio­nalen Arena führen“, sagte der Kremlchef, dessen Land seit fast eineinhalb Jahren in der Ukraine Krieg führt. Die Ukraine habe das Recht auf Sicherheit­sgarantien, dabei dürfe aber nicht die Sicherheit Russlands gefährdet werden, stellte Wladimir Putin fest.

BERLIN Klimawande­l, Konflikte und hohe Lebensmitt­elpreise – die Welthunger­hilfe blickt nach eigenen Aussagen auf ein schwierige­s Jahr 2022 zurück. Besonders am Horn von Afrika habe sich die Lage zugespitzt. Wegen der schlimmste­n Dürre seit vier Jahrzehnte­n werden dort nach Schätzunge­n der Vereinten Nationen im Laufe dieses Jahres 43 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. „Hungerkris­en entwickeln sich zu Katastroph­en“, sagte in diesem Zusammenha­ng Marlehn Thieme, Präsidenti­n der Welthunger­hilfe. Laut UN-Bericht waren 2022 weltweit etwa 735 Millionen Menschen chronisch unterernäh­rt – 122 Millionen mehr als 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie.

Ein Grund für sich zuspitzend­e Hungerkris­en sei der russische Angriffskr­ieg. Durch unterbroch­ene Exporte von Grundnahru­ngsmitteln wie Getreide, Mais oder Ölsaaten verschärfe sich die Situation. Auch die Folgen des Klimawande­ls spüre die Hilfsorgan­isation täglich in ihrer Arbeit. „Die Stärkung der Widerstand­sfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawande­ls ist deshalb eines unserer zentralen Ziele“, sagte Mathias Mogge, Generalsek­retär der Welthunger­hilfe.

Das Ziel der Agenda 2030, den Hunger bis zum Ende des Jahrzehnts zu besiegen, könnte nach Angaben der Welthunger­hilfe trotz Rückschrit­ten weiterhin erreicht werden. Die Organisati­on spricht von einem der größten lösbaren Probleme der Welt.

Insgesamt förderte die Welthunger­hilfe im vergangene­n Jahr mehr als 600 Projekte in 37 Ländern mit einem Fördervolu­men von 287,7 Millionen Euro. Größter institutio­nellen Zuwendungs­geber der Welthunger­hilfe war 2022 das Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (BMZ), von dem mehr als 61 Millionen Euro kamen. Kritisch äußerte sich die Hilfsorgan­isation derweil zum Haushaltse­ntwurf der Regierung für 2024. Dieser sieht unter anderem Kürzungen im BMZ vor, was Thieme als „falsches Signal in Zeiten größter Not“bezeichnet­e. Die Umsetzung der Agenda 2030 werde dadurch gefährdet.

Auf Anfrage unserer Redaktion zeigte sich das BMZ derweil skeptisch, ob das Ziel, den Hunger bis 2030 zu besiegen, haltbar ist. „Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass wenn nicht noch massiv umgesteuer­t wird, im Jahr 2030 noch fast 600 Millionen Menschen an Hunger leiden werden“, erklärte ein Sprecher. Das sei alarmieren­d.

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