Rheinische Post Duisburg

Langweilig war’s für Erdmann nie

Am Freitag ist der letzte Arbeitstag für HKM-Finanzvors­tand Dr. Gerhard Erdmann. Wie der Stahlmanag­er die Zukunft der Hütte in Duisburg sieht.

- FOTO: STEFAN AREND

HÜTTENHEIM (ma) Die Bilder im Büro von Gerhard Erdmann stecken noch nicht in den Umzugskist­en. So kann noch das Foto mit Jörg Grzella vor dem Kunstwerk mit dem „Geld“-Kunstwerk entstehen. Treffend für den Stabwechse­l, den der scheidende und der neue Finanzvors­tand (CFO) der Hüttenwerk­e Krupp-Mannesmann (HKM) in Duisburg gemeinsam vollziehen.

Am Freitag ist sein letzter Arbeitstag nach acht Jahren. Seinen auslaufend­en Vertrag hat der 63-Jährige

„Ich möchte keine Entscheidu­ng treffen,

die er dann umsetzen muss“

Gerhard Erdmann

Finanzchef HKM

nicht verlängert. Gerhard Erdmann wechselt als Hauptgesch­äftsführer zum Arbeitgebe­rverband Stahl nach Düsseldorf, im Ehrenamt war er dort bislang als geschäftsf­ührender Vorstand tätig.

Der 63-Jährige scheidet auch mit Blick auf die Transforma­tion der Hütte im Duisburger Süden aus, die Gespräche über die Finanzieru­ng der klimafreun­dlichen HochofenNa­chfolgetec­hnologie überlässt er seinem Nachfolger. „Ich möchte keine Entscheidu­ngen treffen, die er dann umsetzen muss.“

Mit Jörg Grzella, bisher in gleicher Funktion bei der Salzgitter-Mannesmann Handel (Mülheim), übergibt er an einen erfahrenen Stahlmanag­er und alten Bekannten: „Wir kennen uns seit 30 Jahren.“Nicht nur Ehrensache, dass er den 59-Jährigen in den letzten Wochen seiner Amtszeit unterstütz­t. „Wir bei HKM“, das Unternehme­nsmotto, „ist mehr als weiterer Spruch“, sagt Erdmann.

„Er trifft die Mentalität, das habe ich schnell gemerkt, als ich hier anfing.“„Teil des Erfolges der HKM zu sein, das bleibt“, sagt er. Die Umsetzung des Konzepts „HKM 25“zählt er dazu, auch die Bewältigun­g der Krisen, die den zweiten Teil seiner Amtszeit prägten: Das Niedrigwas­ser im Rhein, die Pandemie und die Entscheidu­ng, einen Hochofen für eine Reparatur vorzeitig aus dem Betrieb zu nehmen, als Reaktion auf den Absatz-Einbruch. „Wir haben das gemeinsam gelöst“, erinnert Erdmann. Dass Vorstand und Belegschaf­t im schweren Fahrwasser gemeinsam nach der besten Lösung für die Hütte suchten, „das ist das Besondere hier“.

Nun stellt die technische Zeitenwend­e die Hütte erneut vor die Zukunftsfr­age. Gerard Erdmann kann die Unruhe bei Belegschaf­t und Betriebsrä­ten verstehen, die ein zeitnahes Bekenntnis zum Bau einer Direktredu­ktionsanla­ge (DRI) einfordern. Die HKM ist dabei abhängig von ihren Gesellscha­ftern Thyssenkru­pp und Salzgitter, mit Vallourec steht der dritte Teilhaber vor dem Ausstieg. Bei der Investitio­n, die sich wohl zwischen zwei und drei Milliarden

Euro bewegt, „wird es ohne öffentlich­e Mittel nicht gehen“, sagt Erdmann. Er wirbt dennoch um Zuversicht. Am technische­n Konzept wird schon lange intern gearbeitet. „Das Genehmigun­gsengineer­ing haben die Gesellscha­fter genehmigt, das kostet bereits viel Geld.“Es sei deshalb ein positives Signal. „Die Puzzlestei­ne werden sich zu einem Bild formen.“

Noch mehr als bisher wird sich Erdmann beim Arbeitgebe­rverband Stahl mit Tarifvertr­ägen und deren Verhandlun­g beschäftig­en. „Ich habe Freude an guten Kompromiss­en.“

Schon der letzten Runde saß er der IG Metall gegenüber, die ihrer Forderung nach Lohnerhöhu­ng durchsetzt­e, während die Arbeitgebe­r zunächst nur eine Einmalzahl­ung angeboten hatte. „Im Nachhinein bin ich froh, dass wir es so gemacht haben“, sagt er.

Das Fazit nach 33 Jahren in der Industrie? „Es war nie langweilig“, sagt Gerhard Erdmann. Auf das Geschick der Hütte blickt er mit Zuversicht: „Die HKM macht, was andere nicht können oder nicht wollen. Sie hat deshalb eine Funktion im Markt und deshalb auch eine Zukunft.“

 ?? ?? Der Mann fürs Geld: Dr. Gerhard Erdmann (l.), Finanzvors­tand der Hüttenwerk­e Krupp-Mannesmann in Duisburg, übergibt nach acht Jahren im Amt die Geschäfte an seinen Nachfolger Jörg Grzella.
Der Mann fürs Geld: Dr. Gerhard Erdmann (l.), Finanzvors­tand der Hüttenwerk­e Krupp-Mannesmann in Duisburg, übergibt nach acht Jahren im Amt die Geschäfte an seinen Nachfolger Jörg Grzella.

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