Aktivisten blockieren Straße in der City
Vertreter der Letzten Generation waren schneller als die Polizei und blockierten am Nachmittag die Kardinal-GalenStraße. Eine Aktivistin klebte sich fest. Später mussten alle mit zur Wache. Nicht jeder Autofahrer zeigte Verständnis.
Mit Masken von Bundeskanzler Olaf Scholz, Verkehrsminister Volker Wissing und Wirtschaftsminister Robert Habeck und Transparenten mit der Aufschrift „Wir brechen das Gesetz“hatten Aktivisten in mehreren deutschen Städten begonnen, gegen die Energiepolitik der Bundesregierung zu protestieren. Insgesamt soll es 36 Sitzblockaden in 26 Städten geben, teilten die Aktivisten mit. Auf der Agenda der „Letzten Generation“standen dabei unter anderem auch Sitzblockaden in Berlin, Braunschweig, Leipzig, Dresden, Soest, Aachen, Bottrop oder Bochum – und in Duisburg. Hier wollten sich die Aktivisten gegen 16.50 Uhr am Hauptbahnhof treffen, hatte die Deutsche Presse Agentur (dpa) vermeldet.
Tatsächlich begann die Aktion gegen 17.10 Uhr an der KardinalGalen-Straße/Ecke Neckarstraße, direkt an der Bushaltestelle Schillerplatz. Das hatte auch die Duisburger Polizei zunächst nicht auf dem Zettel. Sie war erst mit einigen Minuten Verspätung am Einsatzort.
Drei Aktivisten der Letzten Generation saßen zunächst nur auf der Straße und blockierten den Verkehr. Schnell staute sich dieser, Autofahrer fingen wütend an zu hupen. Für einen Krankenwagen, der mit Blaulicht über die Kardinal-Galen-Straße musste, machten die Aktivisten der Letzten Generation Platz. Passanten, die die Straße querten, ließen ihren Emotionen freien Lauf. „Ihr brecht auch das Gesetz“, brüllte etwa eine Passantin den Aktivisten entgegen – als Reaktion auf Transparente der „Klimakleber“, die der Bundesregierung Gesetzesbruch vorwarfen.
Schnell bildeten sich um den Protestort Zuschaueransammlungen. Ein Vater, der mit seiner Tochter spazieren war, kritisierte die Aktion, konnte jedoch die Beweggründe der Aktivisten der Letzten Generation nachvollziehen. „Ich habe absolut gemischte Gefühle“, sagte der Mann, der nach eigener Aussage Kfz-Meister ist. „Die Klimakrise ist ein globales Problem. Das können wir auch nur global lösen“, sagte er. Den Protest der „Klimakleber“respektiere er aber, das gehöre zu einer Demokratie dazu. Andere waren da weniger verständnisvoll. Ein Autofahrer, der aufgrund der Aktion im Stau stand, stieg aus und beleidigte eine der Aktivisten der Letzten Generation lautstark. Er bekam von der Polizei einen Platzverweis erteilt und musste in sein Auto zurückkehren.
Schon nach wenigen Minuten waren allerdings die ersten zwei Blockierer wieder runter von der Straße. Der 41-Jährige und die 20-Jährige hatten sich aneinander geklebt, als würden sie Händchen halten. Sie wurden von der Polizei von der Straße entfernt. Währenddessen blieb die 21-jährige Frau aus Mönchengladbach zunächst noch an der Straße festkleben.
Die Polizei nahm die Personalien der Aktivisten auf. Mit der Presse wollten die Demonstrierenden zunächst nicht sprechen. Dann aber erklärte die festgeklebte Aktivistin: „Die Bundesregierung bricht das Gesetz, weil sie die Klimaziele nicht einhält.“Der Ort der Aktion sei nicht relevant, sondern der Protest an sich. „Die Beleidigungen nehme ich angesichts der Klimakrise in Kauf“, sagt die 21-Jährige. Sie habe sich im Vorfeld nicht auf den Protest oder die Reaktionen von Autofahrern oder Passanten vorbereitet, sagt sie. „Das ist unmöglich“.
Die Polizei hatte zunächst sichtlich Mühe, sie von der Straße zu lösen. Zwei Polizistinnen fingen jedoch an, die Aktivistin der Letzten Generation mit Hilfe von Speiseöl und Pinsel von der Straße zu lösen. Der Verkehr lief da – von der Polizei geleitet – schon wieder weitestgehend normal. Das lag auch daran, dass die Aktivistin recht nah am Bürgersteig klebte. Sowohl Polizei, als auch die „Klimakleber“, blieben während des Aktion recht gelassen.
Nachdem die festgeklebte Hand der 21-Jährigen gelöst war, wurde sie anschließend in Handschellen abgeführt und wie die beiden anderen zur Wache gebracht. Auf alle drei „Klimakleber“warten nun Strafverfahren wegen Gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Die Polizei bestätigte, dass sie auf Aktionen der Letzten Generation vorbereitet sei. Hierfür seien große Mengen Speiseöl angeschafft worden. Zudem sei die Duisburger Polizei mit anderen Dienststellen – etwa mit der in Düsseldorf – in Kontakt und tausche sich regelmäßig aus, wie Pressesprecher Jonas Tepe sagte.