RockerProzess geht in Sommerpause
(atrie) Am Freitag ging in Saal 157 das Verhör der Polizisten weiter. Im Zentrum stand, wie so oft, der Kronzeuge, der zuletzt vor dem Landgericht keine Angaben mehr machen wollte. Dafür stellte sich nun erneut ein Ermittler der Duisburger Kriminalpolizei den Fragen der Verteidiger. Die wollten nun wissen, wie sich der Kronzeuge bei den gemeinsamen Fahrten zum Rhein verhalten habe. Zu jenen Orten am Ufer, an denen die Leichenteile von Kai M. vor neun Jahren versenkt worden sind.
Allmählich ist im Duisburger Rocker-Prozess nur noch wenig Fortschritt erkennbar. Die Anwälte zweifeln unterdessen immer stärker an den Aussagen des Kronzeugen. Wie sollen denn etwa zwei Männer die Mülltonne mit der einbetonierten Leiche über ein 1,80 Meter hohes Brückengeländer am Duisburger Hafen gehoben haben?
Der Polizei werfen die Anwälte vor, jede Information des Mannes dankend angenommen zu haben – ohne sie zu hinterfragen. Das gipfelte am Freitag darin, dass minutenlang darüber gestritten wurde, ob ein von ihm beschriebener Weg letztendlich auch eine schmale Brücke gewesen sein könnte.
Der Kronzeuge hatte das Verfahren überhaupt erst in Gang gebracht. Von ehemals sechs Männern auf der Anklagebank sind noch zwei übrig: Navaratnam J., der die Leiche zerteilt haben soll und Francesco G., den die Ermittler für die rechte Hand des Mönchengladbacher Hells-Angels-Boss Ramin Y. halten.
Das Landgericht versucht weiter zu klären, wer den Rocker Kai M. getötet hat. Sein Leichnam wurde 2014 zerstückelt im Rhein gefunden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Hells Angels ihn für einen Verräter hielten und deshalb beseitigen wollten.
Kurz vor Ende des Verhandlungstages wurde auch die Rolle von Navaratnam J. ausführlicher thematisiert. Der soll offenbar von den Hells Angels beauftragt worden sein, die Leiche von M. zu zerteilen – an den Mordplänen selbst war er wohl gar nicht beteiligt. Ein Anwalt warf ein, das sei ja nun wirklich unglaubwürdig. „Ist das jetzt der professionelle Leichen-Zerteiler, oder was?“Wahrscheinlicher sei da doch, so der Anwalt, dass der Kronzeuge diese Aufgabe übernommen habe.
Der Prozess wird erst Anfang August fortgesetzt. Ein Urteil könnte noch in diesem Jahr fallen.