Musikszene trauert um Reggae-Drummer Freddy Brockof
In den 1980er- und 1990erJahren spielte Freddy Brockof in Bands wie „Zwielicht“, „Spamba“und vor allem „Burnin’ Chant“. Jetzt ist er, wenige Wochen vor seinem 60. Geburtstag, gestorben.
MOERS/DUISBURG Hätte Carlton Barrett, der legendäre Drummer des Reggae-Königs Bob Marley, Freddy Brockof jemals trommeln hören, so hätte er bestimmt vor Begeisterung gerufen: „Hey man, you got it!“Denn Freddy Brockof hatte ihn drauf wie nur wenige andere zu dieser Zeit, diesen seltsam verzögerten, vertrackten, gleichsam zackigen wie fließenden Beat der jamaikanischen Reggae-Drummer. Nicht nur in der Moerser Szene der 1980er- und frühen 1990er-Jahre hatte Freddy Brockof ein Alleinstellungsmerkmal mit dieser Spielweise. Am ganzen Niederrhein gab es wohl niemanden, der so trommelte wie er.
Die Moerser Rockszene war zur damaligen Zeit bunt, vielfältig, lebendig. Es gab das MAMF-Festival im Schlosshof, es gab die Musikerinitiative MIM, es gab viele junge, engagierte Bands verschiedenster Stilrichtungen. Es war an allen Ecken und Enden was los in der Stadt.
Irgendwann tauchte Freddy Brockof mit seinem Schlagzeug auf. Spielte anfangs (bis 1984) bei „Zwielicht“zusammen mit dem heutigen künstlerischen Leiter des Moers-Festivals, Tim Isfort, danach bei „Spamba“mit dem Duo Hans Lammert/Frank Reese (bis 1986). Da waren Ska und Reggae bereits unüberhörbare Bestandteile der Songs. Von 1986 bis zur Auflösung dieser Band 1991 lebte Brockof seine Liebe zum Reggae als Mitglied von Burnin Chant aus. „Burnin’ Chant“traten oft auf, nicht nur im Moerser Raum, sie bewegten sich auf semiprofessionellem Niveau.
Freddy Brockof war aber nicht nur wegen seines Drummings ein bunter Vogel in der Szene. Er war auch bekannt und beliebt für seine Art. Ein impulsiver Typ, immer voller verrückter Ideen und - alte Bandfotos belegen das – gerne auch der Klassenclown. Dass er für seine ungewöhnliche Spielweise mitunter von anderen Drummern belächelt wurde, störte Freddy Brockof nicht.
Nach „Burnin‘ Chant“fand Brockof keine geeignete Band mehr, erzählt sein Zwillingsbruder Peter. Das habe ihn in eine tiefe Depression gestürzt. Ende der neunziger, Anfang der 2000er-Jahre traf er sich mit seinem Kumpel Raimund Harmes oft in Duisburg zu Sessions, aber auf die Bühne kehrte er nicht zurück. Seit 2014 engagierte er sich beim Rheinhauser Verein Westside Music ehrenamtlich für die Organisation von Konzerten. Doch zunehmend zog er sich zurück, war kaum noch zugänglich. Jetzt ist der Reggae-Freddy nach schwerer Krankheit wenige Wochen vor seinem 60. Geburtstag gestorben.
Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet in der kommenden Woche, am Dienstag, 9. April, um 12.30 Uhr auf dem Friedhof in Moers-Kapellen, Friedhofstraße 16, statt.