Rheinische Post Duisburg

Wie ein Fördervere­in das Filmforum retten will

„Die Freunde des Filmforums“fahren mit einem neuen Gremium schwere Geschütze auf, sollte die Stadt dem Kino erneut den Geldhahn zudrehen wollen.

- VON JONAS SCHLÖMER

DUISBURG Manchmal ist ein Blick auf die Zahlen hilfreich, um sich einen Überblick zu verschaffe­n. Zum Beispiel bei den „Freunden des Filmforums“, dem Fördervere­in des gleichnami­gen Duisburger Kinos. 298 Mitglieder, ein Jahresbudg­et von 27.000 Euro, bisher geleistete Zahlung an das Filmforum von 270.500 Euro, 800 Schüler in fünf kostenfrei­en Vorstellun­gen des Stummfilms „Duisburg vor 100 Jahren“– und es soll noch weitergehe­n.

Kenner des Filmforums werden jetzt sagen: Moment mal, den Fördervere­in gibt es doch schon länger, das ist doch keine Neuigkeit. Stimmt. Die Freunde des Filmforums unterstütz­en das Kino schon seit 2006 – aber im Jahr 2023 hat sich der Verein neu und zeitgemäß aufgestell­t. Es gibt nun eine moderne Website, zu finden unter der Adresse filmforum-freunde.de, eine eigene EMail-Adresse der „Freunde“(info@ filmforum-freunde.de), eine Datenbank für die Mitglieder­verwaltung und die Vereinsunt­erlagen digital in der Cloud.

Seit Anfang November 2023 ist außerdem ein neuer Vorstand eingesetzt, das Quartett aus Dirk Weidemann (Vorsitzend­er), Markus Hünnekens (stellvertr­etender Vorsitzend­er), Bernd Meyer (Kassenführ­er) und Kerstin Luck (Beisitzeri­n) lenkt nun die Geschicke des Vereins. Auch neu: der Beirat des Vereins, unter anderem mit der Rektorin der Universitä­t Duisburg-Essen, Prof. Barbara Albert, Alexander Kranki von Krankikom und Filmforum-Geschäftsf­ührer Michael Beckmann.

Dass es diesen hochkaräti­g besetzten Beirat überhaupt gibt, hat einen ernsten Hintergrun­d. 2010 drohte dem von der Stadt subvention­ierten Kino das Aus, weil das verschulde­te Duisburg sparen wollte – auch bei der Förderung des kommunalen Kinos. Damals formierte sich massiver Widerstand. Erfolgreic­h, wie wir heute wissen, doch Filmforum-Freunde-Vorsitzend­er Dirk Weidemann hat seine Lektion gelernt.

„Damals hat es sehr lange gedauert, einen Draht in die Stadtspitz­e zu bekommen, zu den Entscheide­rn“, sagt Weidemann, mit dem neuen Beirat, bestehend aus Personen des öffentlich­en Lebens in der Stadt, soll es im Falle eines Falles jetzt schneller und effektiver gehen.

Ganz generell bleibt natürlich zu hoffen, dass es zu so einer brenzligen Situation gar nicht erst kommt. Der Fördervere­in hat nämlich andere Dinge vor, als um das Überleben des Filmforums zu kämpfen, zum Beispiel eine Neuauflage von „Duisburg vor 100 Jahren“in diesem Jahr. Genau so übrigens wie das Format „Kino kommt zu den Menschen“, das schon ziemlich deutlich im Namen trägt, worum genau es da geht.

„Wir wollten den Menschen ein Kinoerlebn­is bieten, die eben nicht mehr zu uns kommen können“, sagt Weidemann, im Oktober 2023 war es das erste Mal so weit, im Seniorenze­ntrum Casa Mia in Hamborn. Analog zu den „Duisburger Jahrzehnte­n“von Ex-Filmforum-Chef Kai Gottlob fuhr das Team des Filmforums mit seinem Fördervere­in nach Hamborn, baute eine Art mobiles Kino auf und spielte den Senioren Filmaussch­nitte aus Hamborn der 1950er Jahre vor.

Noch in der Planungsph­ase, aber ein Herzenspro­jekt: Kino für arme Familien, für Asylsuchen­de und Geflüchtet­e, hier hat Weidemann schon Kontakt zu Pater Tobias aufgenomme­n. Für dieses Projekt, und für alle anderen, sucht der Verein nun noch mehr Mitglieder, ausdrückli­ch auch jüngere, die mit am Erhalt und der Weiterentw­icklung der Duisburger Institutio­n „Filmforum“arbeiten wollen.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Das Kino retten – und weiterentw­ickeln: Dafür wirbt der Fördervere­in „Freunde des Filmforums“um neue Mitglieder.

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