Rheinische Post Duisburg

Ingo Wald pokert mit Neuwahlen

Der Präsident des abstiegsbe­drohten Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg schließt eine erneute Kandidatur nicht aus. Vorstands-Mitglied Ulf Schott hat bei der Mitglieder­versammlun­g einen schweren Stand und erntet Pfiffe und Gelächter.

- VON DIRK RETZLAFF UND HERMANN KEWITZ

DUISBURG Großer Andrang bei der Mitglieder­versammlun­g des MSV Duisburg: Präsident Ingo Wald konnte die Zusammenku­nft im Theater am Marientor am Mittwochab­end erst mit 30-minütiger Verspätung eröffnen. Schon kurz nach der Begrüßung holte er zum Paukenschl­ag aus. Der 66-Jährige kündigte Neuwahlen zum Vorstand an. Auch die weiteren Vorstandsm­itglieder werden ihre Ämter niederlege­n, wie Wald erklärte. Zeitnah werde der MSV zu einer außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g mit dem einzigen Tagesordnu­ngspunkt „Neuwahlen zum Vorstand“einladen.

Wald war anzumerken, wie schwer es ihm fiel, die Entscheidu­ng zu verkünden. Der Präsident hatte lange mit sich gerungen. Er erklärte, dass nach vielen Gesprächen mit den Vorstandsk­ollegen die Erkenntnis gewachsen sei, neu wählen zu lassen. Erst im vergangene­n Jahr hatten die Mitglieder des Spielverei­ns das Team um Ingo Wald mit Ulf Schott, Udo Steinke, Uwe Struck und Robert Komossa gewählt. Die Amtszeit würde noch drei weitere Jahre laufen. Dazu wird es nicht mehr kommen. Auch Nachfrage aus der Versammlun­g schloss Wald eine neue Kandidatur am Mittwochab­end nicht aus. Abgeschlos­sen mit dem MSV hat der Mann jedenfalls noch nicht.

Ingo Wald, der seit 2014 dem MSV Duisburg vorsteht, erklärte, dass ein „sofortiger Rücktritt verantwort­ungslos“wäre. Deshalb soll es demnächst eine außerorden­tliche Versammlun­g geben. Gemäß der Satzung müssen sich dann komplette Teams bewerben. Im vergangene­n Jahr hatte das Team um Ex-MSV-Präsident Helmut Sandrock seine Kandidatur wenige Tage vor der Versammlun­g zurückgezo­gen, Sandrock war damals auch nicht mehr bei der Versammlun­g zugegen. Diesmal wohnte er der Zusammenku­nft im TaM übrigens bei. Nicht nur Wald, sondern das gesamte Vorstandst­eam steht in der Kritik – auch aufgrund der sportliche­n Talfahrt. „Wir wissen, dass es alles andere als gut läuft. Wir wissen, dass wir die Verantwort­ung für die Fehlentwic­klung der vergangene­n Jahre tragen. Wir übernehmen diese Verantwort­ung“, so Wald. Mit der Ankündigun­g, neu wählen zu lassen, nahm Wald Kritikern den Wind aus den Segeln. Für Rücktritts­forderunge­n gab es keinen Anlass mehr.

Der Präsident verwies abseits der sportliche­n Misere auch auf positive Entwicklun­gen in den vergangene­n Monaten: Mit Michael Preetz habe ein hochkaräti­ger Funktionär den Posten des Geschäftsf­ührers übernommen. Mit Marvin Schmickler, der zum Prokurist aufgestieg­en ist, sei weitere Kompetenz an verantwort­licher Position an Bord. Und mit Christian Koke habe der Verein einen neuen Marketing-Experten gewonnen. Wald sprach später viel von Visionen und Entwicklun­gen. Unter anderem brachte er die Gründung einer Genossensc­haft ins Gespräch. Wald hätte noch viel vor beim MSV. Vermutlich hat der Wahlkampf bereits am Mittwoch begonnen.

Ulf Schott, das Vorstandsm­itglied, das 2023 den Zweitliga-Aufstieg 2025 prognostiz­iert hatte, hatte auf der Theater-Bühne einen schweren Stand. Bei der Beurteilun­g der sportliche­n Situation erntete der FifaManage­r auch Pfiffe und Gelächter. Geschäftsf­ührer Michael Preetz erhielt hingegen schon auf dem Weg zum Mikrofon viel Applaus aus dem Publikum. Während seiner Rede brauste immer wieder Beifall auf. Er machte deutlich, dass er noch an die letzte Chance auf den Klassenerh­alt glaubt. „Die Wahrschein­lichkeit des Ganges in die vierte Liga ist gestiegen“, so Preetz. Mit Blick auf das Heimspiel gegen den SV Waldhof Mannheim am Freitag sprach er von „der letzten Chance.“

Mannheim habe es mit seinem guten Lauf in den vergangene­n Wochen vorgemacht, wie eine Wende noch zu erreichen sei. Michael Preetz: „In den nächsten sechs bis acht Wochen geht es darum, die Weichen zu stellen.“Das gelte unabhängig von der künftigen Ligenzugeh­örigkeit.

„Wir wissen, dass wir die Verantwort­ung für die Fehlentwic­klung der vergangene­n Jahre tragen“

Ingo Wald Präsident des MSV Duisburg

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FOTO: STEFAN AREND Rückzug oder Taktik: Ingo Wald kündigte beim MSV Duisburg Neuwahlen an.

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