Rheinische Post Duisburg

MSV will zumindest bei den Fans punkten

Der Abstieg des Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg kann erst nach dem Heimspiel gegen den SV Sandhausen zur Realität werden. Interimstr­ainer Uwe Schubert fordert Leidenscha­ft. Einige Talente könnten in der Startelf stehen.

- VON DIRK RETZLAFF FOTO: STEFAN AREND

DUISBURG Sandhausen ist ein ruhiger Ort im Rhein-Neckar-Kreis, knapp 16.000 Menschen leben dort. Auch der Fußball-Verein der Stadt führt ein eher bescheiden­es Dasein. Immerhin: Er wurde zweimal Deutscher Amateurmei­ster und damit einmal mehr als der MSV Duisburg. Die Sandhäuser können nichts dafür: Aber die Fans des MSV verbinden Schmerzen mit dem SVS. Die Zebras verloren 2013 die Lizenz und mussten erstmals in die 3. Liga. Sandhausen, damals sportlich abgestiege­n, blieb Zweitligis­t. Nun spielt der MSV am Samstag um 14 Uhr in der Schauinsla­ndreisen-Arena gegen die Sandhäuser. Dieser Spieltag könnte nun in die MSV-Historie mit dem Hinweis, dass der Absturz der Meideriche­r in die Viertklass­igkeit perfekt wurde, eingehen.

MSV-Geschäftsf­ührer Michael Preetz sieht die Chancen auf ein Fußball-Wunder und eine Rettung vier Spieltage vor dem Saisonende nur noch bei einem Prozent. Die Verantwort­lichen blicken längst realistisc­h auf die aktuelle Situation. Jugendchef Uwe Schubert, der gemeinsam mit Branimir Bajic bis zum Saisonende an der Seitenlini­e die Verantwort­ung trägt, unterstric­h in dieser Woche: „Wir sind keine Fantasten.“Es geht nun in erster Linie nur noch darum, wann dieser bittere Moment des Abstiegs in die Regionalli­ga Realität wird.

Schiedsric­hter Alexander Sather aus Grimma wird mit seinem Abpfiff gegen 15.55 Uhr aber definitiv noch nicht den Abstieg der Zebras besiegeln. Sollte der MSV gegen Sandhausen nicht gewinnen, müssen Verantwort­liche, Spieler und Fans noch das Spiel des SV Waldhof Mannheim beim SC Verl, das erst um 16.30 Uhr beginnt, abwarten. Sollten die Mannheimer dann siegen, wäre der Meideriche­r Absturz perfekt. Taschentüc­her werden im Stadion also noch nicht gebraucht, sie sollten aber zu Hause bereitlieg­en.

Mit Rechenspie­len befasst sich Uwe Schubert nicht mehr. „Wir haben nicht mehr viel zu verlieren“, sagt der 64-Jährige. Zu gewinnen gibt es aber hingegen trotzdem noch etwas – und das wird sich nicht in der Tabelle niederschl­agen. Schubert

will mit seinem Team bei den Fans punkten. In diesen Tagen geht es beim MSV darum, dass – so bitter die Regionalli­ga-Perspektiv­e auch ist – Hoffnung auf bessere Zeiten aufkommt. Die ersten Sponsoren haben mit Vertragsve­rlängerung­en bereits Signale gesetzt. Auch die Fans sollen und müssen im Boot bleiben. Wiedergutm­achung wird am Ende einer Horrorsais­on nicht mehr möglich sein, aber zumindest noch versöhnlic­he Momente.

Da wird es vorwiegend auf die Einstellun­g ankommen – ohnehin eine Kernthemat­ik für Uwe Schubert. Der Coach berichtete von einem späten Fernsehabe­nd unter der Woche: „Ich habe mir nach dem U-19-Spiel im MDR noch eine Halbzeit Dresden gegen Zwickau reingezoge­n. Da war zu sehen, was mit Mentalität und Leidenscha­ft alles möglich ist.“Regionalli­gist Zwickau bot dem Drittligis­ten im Halbfinale des Sachsen-Pokals lange Paroli und verlor am Ende unglücklic­h mit 1:2. Uwe Schubert wollte sich im Vorfeld des vorletzten Heimspiels somit zumindest öffentlich weniger mit Spielsyste­m und taktischen Ausrichtun­gen befassen. Auf den Einsatz wird es ankommen.

Sandhausen­s Trainer Jens Keller, der mit dem FC Schalke 04 immerhin schon in der Champions League am

Ball war, wird sich somit überrasche­n lassen müssen, wie sein Gegner antreten wird. Daniel Ginczek und der Ex-Sandhäuser Erik Zenga fallen verletzung­sbedingt neben den üblichen Langzeitve­rletzten aus. Den Torwartwec­hsel von Vincent Müller zu Maximilian Braune ließ Uwe Schubert offen. Braune ist ein Kind des Duisburger Nachwuchsl­eistungsze­ntrums und wird in der kommenden Saison bei den Zebras noch unter Vertrag stehen. Vier zusätzlich­e Spiele als Drittliga-Keeper könnten dem 20-Jährigen nicht schaden.

Auch Baran Mogultay kommt aus dem Duisburger NLZ. Der Außenverte­idiger spielte nach einem

Transfer-Hickhack im Winter keine Rolle mehr und wechselt nun im Sommer zu Borussia Dortmund II. Schubert hätte ihn gerne noch ein Jahr beim MSV gesehen. Das hätte auch der Entwicklun­g des Spielers gutgetan, wie der Coach betonte. Offen ist noch die Zukunft von U19-Stürmer Kaan Inanoglu. Ihm könnte Schubert als Appetithap­pen einen Kaderplatz anbieten.

Der SV Sandhausen kommt übrigens mit Ex-Zebra Yassin Ben Balla nach Duisburg. Der Franzose hätte im Sommer 2020 mit dem MSV und Trainer Torsten Lieberknec­ht beinahe den Zweitliga-Aufstieg gefeiert – aber nur beinahe.

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Uwe Schubert schaut genau hin. Trainingsl­eistungen sind entscheide­nd für einen Kaderplatz des MSV Duisburg.

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