176 Stellen, fünf Lehrer eingestellt
Unterricht fällt aus, Lehrer fehlen, Stundenpläne werden ständig neu gnesdchrieben: In Duisburg ächzen die Schulen unter einem dramatischen Fachkräftemangel. Die Forderungen der Gewerkschaft GEW.
DUISBURG (RP) Den Fall, den Rüdiger Wüllner am Montag der Öffentlichkeit präsentierte, dürfte es eigentlich gar nicht geben. Wüllner arbeitet für die Lehrer-Gewerkschaft GEW in Duisburg, am Morgen stellte er aktuelle Zahlen zum Lehrkräftemangel der Stadt vor. Dabei erzählte er auch von einer Grundschule in Duisburg. Dort haben Erstklässler im laufenden Schuljahr mittlerweile ihre dritte Klassenlehrerin bekommen – und den zehnten Stundenplan. Weil Lehrer fehlen. Weil deshalb Stunden ausfallen. „Gerade ist es so schlimm wie seit Jahren nicht mehr“, sagt Wüllner.
Die Duisburger Schulen stehen derzeit vor gewaltigen Problemen. Dazu ein paar Zahlen: Die Grundschulen in der Stadt haben in diesem Jahr 176 Stellen ausgeschrieben. Nur fünf konnten besetzt werden. Auf 20 ausgeschrieben Stellen für Sonderpädagogen gab es keine einzige Bewerbung. Die Förderschulen suchten 53 Pädagogen und fanden gerade einmal drei.
Das Problem findet sich überall in Nordrhein-Westfalen, in Städten wie Duisburg oder Gelsenkirchen ist es aber besonders schlimm. Wüllner sagt, in diesem Jahr haben sich insgesamt nur 700 Lehramtsanwärter von den Unis an Grundschulen in NRW beworben. Allein der Regierungsbezirk Düsseldorf habe schon einen Bedarf von rund 1000 Pädagogen, die dort gebraucht werden.
Die Folgen, so der Gewerkschafter, der die Zahlen zusammen mit Melanie Maurer von der Elternvertretung EduS vorstellte, sind dramatisch. Klassen müssten vergrößert werden, Stunden fallen aus, Praktikanten betreuen Klassen, im schlimmsten Fall werden einige Eltern angerufen, ob sie die Kinder nicht zu Hause betreuen können. Besonders in Förderschulen sei das ein „riesiges Problem“, sagt Wüllner. „Das ist das Ende von Bildung.“
Die GEW in Duisburg fordert deshalb von der Landesregierung, ausgebildete Lehrer in Zukunft den Schulen zuzuteilen, die sie besonders benötigen. Quasi wie es das Innenministerium auch mit Polizisten macht. Bislang dürfen Absolventen sich noch weitgehend selbst auf Schulen bewerben – einzelne Lehrer werden jedoch für einen bestimmten Zeitraum an unterbesetzte Schulen geschickt. Das passiert auch in Duisburg. „Sonst würde hier gar nicht mehr funktionieren“, sagt Wüllner. Eine dauerhafte Lösung sei das aber nicht.
Die Besetzungsquote sei schon jetzt schlecht, so Wüllner, da seien Ausfälle wegen Krankheit noch gar nicht eingerechnet. Der Pädagoge ärgert sich auch, weil in vielen Statistiken zum Unterrichtsausfall nur diejenigen Stunden eingerechnet werden, die überhaupt stattfinden können. Wenn ein bestimmter Unterricht von vorneherein nicht möglich und eingeplant ist, dann kann er auch nicht ausfallen – und taucht in den Statistiken gar nicht auf.
Ist Geld auch ein Thema? Müsste man den Lehrer in unbeliebteren Städten vielleicht mehr bezahlen? Wüllner sagt, da habe sich ja schon etwas getan, in Zukunft sollen auch Grundschullehrer nach A13 – also wie Lehrer etwa von Gymnasien – bezahlt werden. Für Städte wie Duisburg gibt es bereits finanzielle Zulagen. Vielleicht könnten die noch höher sein, heißt es bei der GEW.