Romeo und Julia als utopisches Konzert
Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg übernahm ihre konzertante Produktion der Romeo-und-Julia-Oper „I Capuleti e i Montecchi“.
DUISBURG (hod) Der italienische Komponist Vincenzo Bellini schrieb 1830 seine Belcanto-Oper „I Capuleti e i Montecchi“, frei nach der Tragödie „Romeo und Julia“von William Shakespeare. Schon im Titel seiner Oper benennt Bellini die Familien von Romeo und Julia, verweist damit auf jene Familienfehde, in der die beiden Liebenden gefangen sind. Die Musik dazu ist eng mit dem Text verflochten und besticht durch lange Melodiebögen, so dass alle Affekte gut zur Geltung kommen.
Das Besondere Bellini schildert
nicht die frisch erblühende Liebe zweier Teenager, sondern die letzten 24 Stunden eines gefestigten Paares. Dessen innige Verbundenheit zeigt er durch zwei Frauenstimmen. An der Rheinoper wird dieses Werk konzertant aufgeführt - also ohne Bühnenbild, Kostüm und Maske sowie ohne eine Inszenierung, aber mit minimalem Spiel.
Die Ausführenden
Die Bühne wird gefüllt durch das Orchester, also die Duisburger Philharmoniker. Davor erscheinen die Mezzosopranistin Maria Kataeva als Romeo, Anführer der Montecchi, und die Sopranistin Adela Zaharia als Giulietta, seine heimliche Geliebte, außerdem der Tenor Andrei Danilov als Tebaldo, Giuliettas ungeliebter Verlobter, der Bass Thorsten Grümbel als Capellio, Oberhaupt der Capuleti und Giuliettas Vater, sowie der Bassbariton Zilvinas Miskinis als Lorenzo, Arzt und Verbündeter von Giulietta - allesamt erstklassige Kräfte aus dem Ensemble der Rheinoper. Hinter dem Orchester sehen wir den Herrenchor der Rheinoper, einstudiert von Patrick Francis Chestnut. Als Dirigent gastiert David Crescenzi, ein Italiener und Belcantospezialist sowie im Hauptberuf Generalmusikdirektor der Rumänischen Nationaloper in Cluj-Napoca.
Verspätung
Die Übernahmepremiere begann mit einer halben Stunde Verspätung, denn der Dirigent war vorübergehend unpässlich. Generalintendant Christoph Meyer erklärte das dem Publikum zunächst wie folgt: „So eine Ansage musste ich noch nie machen. Wir suchen ihn im ganzen Haus, auch an verschwiegenen Orten.“Gefunden wurde der Dirigent dann im Hotel, wo er sich kurz hingelegt hatte.
Wie es war
Schon die zackige Ouvertüre zeigte, dass diese Partitur hier bestens auf den Punkt gebracht wird. Packend ist dann spätestens Giuliettas ebenso stille wie berühmte Auftrittsarie „Eccomi in lieta vesta... Oh! quante volte“. Die beiden langen Duette der beiden Hauptfiguren sind purer Genuss, ebenso die subtilen Solopassagen von Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Violoncello. Vielleicht kommt eine Belcanto-Oper als „virtuose Traumbeschreibung an sich“(so nennt es David Crescenzi im Programmheft) bei einer konzertanten Aufführung sogar noch besser zur Geltung. Am Ende war der Jubel groß, natürlich vor allem für Maria Kataeva und Adela Zaharia. Das muss man also erlebt haben.
Vorschau
Es gibt noch eine weitere Vorstellung am Sonntag, 5. Mai, um 15 Uhr. Die Produktion ist empfohlen ab 14 Jahren, dauert fast drei Stunden und enthält eine Pause. Karten und weitere Infos gibt es am einfachsten im Internet unter www. operamrhein.de.