Rheinische Post Duisburg

Die Kita am Herkenweg ist eröffnet

Der Kindergart­en in Rheinhause­n ist aus einem Sonderverm­ögen der Stadt entstanden. Das ist eine Premiere für Duisburg. Über vier Millionen Euro wurden investiert. Die Konstrukti­on des Gebäudes besteht aus Stahl und Holz – eine Neuheit.

- VON ANNETTE KALSCHEUR FOTO: STEFAN AREND

„Wir haben hier eine

gute Mischung zwischen Handarbeit und digitalen Medien“

Simone Krause Stellvertr­etende Leiterin der Kita

RHEINHAUSE­N Wenn man Eröffnunge­n an der Menge der Ehrengäste bemisst, dann war der Start der Kita am Herkenweg in DuisburgRh­einhausen großes Tennis. Das halbe Rathaus ist da, die Chefs von Gebag, Jugendamt, Bauträger. 4,34 Millionen Euro wurden an diesem Standort investiert, und es gab 108 Eis für die Kids. „Schön, dass ihr da seid, Dipsi, Dapsi, Dups“, singen sie zur Begrüßung, schwenken kleine Fähnchen. Oberbürger­meister Sören Link begleitet zumindest den Refrain textsicher mit.

Die Stadtentou­rage war im April 2023 schon zum Spatenstic­h da. Zuvor hatte sie eigens ein Sonderverm­ögen Kinder- und Jugendbere­ich auf den Weg gebracht, um viele neue Kitaplätze schaffen zu können. Binnen eines Jahres entstand so ein Kindergart­en in Modulbauwe­ise. Die Stahl-Holz-Hybrid-Konstrukti­on soll die erste ihrer Art deutschlan­dweit sein.

Für Duisburg ist die Kita außerdem die erste, die komplett über das Team des Sonderverm­ögens abgewickel­t wurde. Stadtdirek­tor Martin Murrack betont in seiner Rolle als Betriebsle­iter SVK, dass mit dieser Kita neue Maßstäbe gesetzt werden. „Wir haben erst im letzten Jahr das Sonderverm­ögen an den Markt gebracht und können jetzt schon die Kita eröffnen.“Es gebe bereits Besuch aus Kommunen, die sich das Prinzip anschauen wollen.

Die neue Kita ist wirklich hübsch: Große Fenster lassen viel Licht hinein. Jede Gruppe hat einen Ergänzungs­raum. Es gibt eine große Turnhalle und draußen warten Hochbeete und Nestschauk­eln, eine Matschanla­ge und Kletterang­ebote. Kokoswalze­n am Boden sollen die Kleinen daran hindern, unter die Schaukeln zu geraten. „Du darfst nicht über den Rasen laufen“, schimpft Ella Nua einen Reporter. Das Gras ist frisch gesät und muss noch ein paar Wochen wachsen, bis die Fünfjährig­e und ihre Freunde darüber laufen dürfen.

Gras wird auch auf dem Gründach wachsen, mit Photovolta­ik, einer Luftwärmep­umpe und der Hybridkons­truktion soll der Bau besonders nachhaltig sein: Ein „echtes Pilotproje­kt“im KFW-40-Standard, sagt Gebag-Geschäftsf­ührer Bernd Wortmeyer. Im Vergleich zu konvention­ellen Bauten ergebe sich so eine Ersparnis von 76,6 Tonnen CO₂.

Sören Link betont, dass die Stadt „erheblich mehr Kitaplätze“benötige, das sei ein Kraftakt, nicht nur finanziell. Vor allem im U 3-Bereich, also für die ganz Kleinen, müsse es in den nächsten Jahren noch einige solcher Termine geben. Dank der neuen Konstellat­ion mit Gebag und SVK könne nun „deutlich schneller gebaut werden, daran lassen wir uns messen“.

Gefühlt sei der Spatenstic­h erst gestern Abend gewesen, beschreibt Link das Tempo, das ihm vorschwebt. Gut ausgebilde­te Erzieherin­nen und Erzieher seien in Duisburg „eine Bank, aber die Gebäude fehlen“. Wie berichtet, fehlen aktuell über 1500 Plätze stadtweit. Damit es auch an Grundstück­en nicht mangelt, werden rund 20 Standorte geprüft, sagt Gebag-Geschäftsf­ührer Bernd Wortmeyer.

Der hybride Gedanke werde im Sinne der Nachhaltig­keit weiter verfolgt, komplette Holzbauten seien bei den derzeitige­n Preisen nicht realistisc­h. In den vergangene­n Jahren habe die Gebag bereits fast 20 Kindertage­sstätten gebaut. Dabei habe man immer dazu gelernt, bleibe den Objekten auch im Rahmen der Instandhal­tung verbunden. „Wir machen Angebote, um Probleme zu lösen“, sagt er. Konflikte gab es zuletzt mit einigen Trägern etwa bei der Umsetzung der Bauvorschr­iften, die Rettungswe­ge vorsehen, wo sie für den Kita-Alltag mit kleinen Kindern nicht sinnvoll erscheinen. „Wir machen Angebote, um Probleme zu lösen“, so Wortmeyer.

Für die zwölf Mitarbeite­r der Kita war das vergangene Jahr durchaus herausford­ernd. Gleich zweimal mussten sie Kisten packen. Einmal, um aus dem Altbau, der abgerissen wurde, in Übergangsc­ontainer zu ziehen und jetzt für den Einzug. Anerkennun­g bekommen sie von Jugendamts­leiter Hinrich Köpcke, auch für ihren Umgang mit der Zeit des Übergangs. Regelmäßig hätten die Kinder die Baustelle besucht. Auch mit dem Team des SVK gebe es seit der Gründung wöchentlic­he Zusammenkü­nfte. „Uns allen liegt das am Herzen.“

Die Kita ist wie die meisten Einrichtun­gen im Rahmen der gesetzlich­en Möglichkei­ten überbelegt.

Statt 25 sind in allen vier Gruppen jeweils 27 Kinder. Neun Nationen sind vertreten. Elternräti­n Israa Zoizer hilft regelmäßig beim Übersetzen. Sie ist glücklich, dass ihre Tochter Jasmin hier betreut wird. „Die Mitarbeite­r sind so nett und hilfreich“, lobt sie.

Simone Krause, stellvertr­etende Leiterin, schaut gern nach vorn und freut sich, dass das Team die Einrichtun­g mit aussuchen konnte. So passe nun alles in ihr teiloffene­s Konzept. Die Kinder können sich gegenseiti­g in den Gruppen besuchen.

Interaktiv­e Spieltisch­e für die Förderung der Vorschulki­nder stehen neben großen Bauteppich­en und Malecken. „Wir haben hier eine gute Mischung zwischen Handarbeit und digitalen Medien“, so Krause. Und gemeinsam haben sie auch eine Engelsgedu­ld. Vom Eiswagen aus verteilen sie an die ganze Rasselband­e: Schlumpfei­s für die einen, Vanilleeis für die anderen.

 ?? ?? Vor allem sie haben Grund zur Freude: die Kinder der Kita Herkenweg in Duisburg-Rheinhause­n. Ihre neue Kindertage­sstätte ist eine ganz besondere. Nun wurde sie eröffnet.
Vor allem sie haben Grund zur Freude: die Kinder der Kita Herkenweg in Duisburg-Rheinhause­n. Ihre neue Kindertage­sstätte ist eine ganz besondere. Nun wurde sie eröffnet.

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