Die Kita am Herkenweg ist eröffnet
Der Kindergarten in Rheinhausen ist aus einem Sondervermögen der Stadt entstanden. Das ist eine Premiere für Duisburg. Über vier Millionen Euro wurden investiert. Die Konstruktion des Gebäudes besteht aus Stahl und Holz – eine Neuheit.
„Wir haben hier eine
gute Mischung zwischen Handarbeit und digitalen Medien“
Simone Krause Stellvertretende Leiterin der Kita
RHEINHAUSEN Wenn man Eröffnungen an der Menge der Ehrengäste bemisst, dann war der Start der Kita am Herkenweg in DuisburgRheinhausen großes Tennis. Das halbe Rathaus ist da, die Chefs von Gebag, Jugendamt, Bauträger. 4,34 Millionen Euro wurden an diesem Standort investiert, und es gab 108 Eis für die Kids. „Schön, dass ihr da seid, Dipsi, Dapsi, Dups“, singen sie zur Begrüßung, schwenken kleine Fähnchen. Oberbürgermeister Sören Link begleitet zumindest den Refrain textsicher mit.
Die Stadtentourage war im April 2023 schon zum Spatenstich da. Zuvor hatte sie eigens ein Sondervermögen Kinder- und Jugendbereich auf den Weg gebracht, um viele neue Kitaplätze schaffen zu können. Binnen eines Jahres entstand so ein Kindergarten in Modulbauweise. Die Stahl-Holz-Hybrid-Konstruktion soll die erste ihrer Art deutschlandweit sein.
Für Duisburg ist die Kita außerdem die erste, die komplett über das Team des Sondervermögens abgewickelt wurde. Stadtdirektor Martin Murrack betont in seiner Rolle als Betriebsleiter SVK, dass mit dieser Kita neue Maßstäbe gesetzt werden. „Wir haben erst im letzten Jahr das Sondervermögen an den Markt gebracht und können jetzt schon die Kita eröffnen.“Es gebe bereits Besuch aus Kommunen, die sich das Prinzip anschauen wollen.
Die neue Kita ist wirklich hübsch: Große Fenster lassen viel Licht hinein. Jede Gruppe hat einen Ergänzungsraum. Es gibt eine große Turnhalle und draußen warten Hochbeete und Nestschaukeln, eine Matschanlage und Kletterangebote. Kokoswalzen am Boden sollen die Kleinen daran hindern, unter die Schaukeln zu geraten. „Du darfst nicht über den Rasen laufen“, schimpft Ella Nua einen Reporter. Das Gras ist frisch gesät und muss noch ein paar Wochen wachsen, bis die Fünfjährige und ihre Freunde darüber laufen dürfen.
Gras wird auch auf dem Gründach wachsen, mit Photovoltaik, einer Luftwärmepumpe und der Hybridkonstruktion soll der Bau besonders nachhaltig sein: Ein „echtes Pilotprojekt“im KFW-40-Standard, sagt Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer. Im Vergleich zu konventionellen Bauten ergebe sich so eine Ersparnis von 76,6 Tonnen CO₂.
Sören Link betont, dass die Stadt „erheblich mehr Kitaplätze“benötige, das sei ein Kraftakt, nicht nur finanziell. Vor allem im U 3-Bereich, also für die ganz Kleinen, müsse es in den nächsten Jahren noch einige solcher Termine geben. Dank der neuen Konstellation mit Gebag und SVK könne nun „deutlich schneller gebaut werden, daran lassen wir uns messen“.
Gefühlt sei der Spatenstich erst gestern Abend gewesen, beschreibt Link das Tempo, das ihm vorschwebt. Gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher seien in Duisburg „eine Bank, aber die Gebäude fehlen“. Wie berichtet, fehlen aktuell über 1500 Plätze stadtweit. Damit es auch an Grundstücken nicht mangelt, werden rund 20 Standorte geprüft, sagt Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer.
Der hybride Gedanke werde im Sinne der Nachhaltigkeit weiter verfolgt, komplette Holzbauten seien bei den derzeitigen Preisen nicht realistisch. In den vergangenen Jahren habe die Gebag bereits fast 20 Kindertagesstätten gebaut. Dabei habe man immer dazu gelernt, bleibe den Objekten auch im Rahmen der Instandhaltung verbunden. „Wir machen Angebote, um Probleme zu lösen“, sagt er. Konflikte gab es zuletzt mit einigen Trägern etwa bei der Umsetzung der Bauvorschriften, die Rettungswege vorsehen, wo sie für den Kita-Alltag mit kleinen Kindern nicht sinnvoll erscheinen. „Wir machen Angebote, um Probleme zu lösen“, so Wortmeyer.
Für die zwölf Mitarbeiter der Kita war das vergangene Jahr durchaus herausfordernd. Gleich zweimal mussten sie Kisten packen. Einmal, um aus dem Altbau, der abgerissen wurde, in Übergangscontainer zu ziehen und jetzt für den Einzug. Anerkennung bekommen sie von Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke, auch für ihren Umgang mit der Zeit des Übergangs. Regelmäßig hätten die Kinder die Baustelle besucht. Auch mit dem Team des SVK gebe es seit der Gründung wöchentliche Zusammenkünfte. „Uns allen liegt das am Herzen.“
Die Kita ist wie die meisten Einrichtungen im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten überbelegt.
Statt 25 sind in allen vier Gruppen jeweils 27 Kinder. Neun Nationen sind vertreten. Elternrätin Israa Zoizer hilft regelmäßig beim Übersetzen. Sie ist glücklich, dass ihre Tochter Jasmin hier betreut wird. „Die Mitarbeiter sind so nett und hilfreich“, lobt sie.
Simone Krause, stellvertretende Leiterin, schaut gern nach vorn und freut sich, dass das Team die Einrichtung mit aussuchen konnte. So passe nun alles in ihr teiloffenes Konzept. Die Kinder können sich gegenseitig in den Gruppen besuchen.
Interaktive Spieltische für die Förderung der Vorschulkinder stehen neben großen Bauteppichen und Malecken. „Wir haben hier eine gute Mischung zwischen Handarbeit und digitalen Medien“, so Krause. Und gemeinsam haben sie auch eine Engelsgeduld. Vom Eiswagen aus verteilen sie an die ganze Rasselbande: Schlumpfeis für die einen, Vanilleeis für die anderen.