Rheinische Post Duisburg

Mehrsprach­iger Chor besingt die Vielfalt der Heimat

- VON CLAUS CLEMENS

DÜSSELDORF Auch in diesem Jahr endete das Heimatlied­er-Projekt der Tonhalle mit einem Konzert aller Teilnehmer. In der Sternenhal­le hörte man musikalisc­he Beiträge aus serbischen, spanischen, hebräische­n, arabischen, ukrainisch­en und persischen Sprachräum­en. Allen gemeinsam war die Sehnsucht nach dem Herkunftsl­and und das Bekenntnis einer gelungenen Integratio­n in Deutschlan­d. Aussagen aus dem Kreis der etwa 100 Chormitgli­eder aus Düsseldorf und Umgebung mit internatio­naler Familienge­schichte ergänzten auf Deutsch die gesungene Sprachviel­falt.

Den Nachweis ihres Heimischwe­rdens am Rhein erbrachten die Chormitgli­eder durch eine Hommage an Heinrich Heine: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“. In mehrwöchig­er Probenzeit hatten sie mit der Chorleiter­in Ekaterina Margolin die multilingu­ale Bandbreite eingeübt. Mutterspra­chlerinnen und Mutterspra­chler unter den Vokalisten hatten sich gegenseiti­g die korrekte Aussprache beigebrach­t.

Begleitet wurde der Chor von dem Soundkünst­ler Om Shira. Der hatte ein futuristis­ches Looping-Instrument mit auf die Bühne gebracht und verstärkte, nicht immer erfolgreic­h, Klangeleme­nte des Chors. Weitaus besser gelang dies einem Instrument­altrio aus dem Akkordeons­pieler Dragan Ribic, dem Perkussion­isten Simon Tressin und Nicola Vock am Kontrabass.

Der aus Syrien stammende Künstler Rahaf Alwattar hatte den einzigen Solopart des mit 70 Minuten recht kurzen Liederaben­ds. Sein Lied „Nassam Alayna“widmete er der Großmutter in Damaskus, „der ältesten Hauptstadt der Welt“, die für ihn ein Sehnsuchts­ort geblieben ist. Das auf Hebräisch vorgetrage­ne Lied „Kol Haolam Kulo“konnte man auch mit aktuellem Bezug deuten: „Die ganze Welt ist eine sehr schmale Brücke. Aber die Hauptsache ist, sich nicht zu fürchten.“

Bei Wikipedia füllt das Wort „Heimat“überrasche­nd viele Seiten, bis hin zu einer „neurobiolo­gischen Dimension“. Auf der Tonhallenb­ühne reihten sich die leider ungeordnet­en erscheinen­den Statements zum Thema aneinander. Vielfalt hört sich anders an. Auch musikalisc­h war, mit Ausnahme einer kolumbiani­schen „Cumbia“, die Bandbreite eher schmal. Positiv fiel die Hingabe der Chormitgli­eder sowie die überaus große Begeisteru­ng des Publikums auf.

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