Rheinische Post Duisburg

Berkel trifft Star-Cellist Gerhardt

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DUISBURG (hod) Es ist ein spannendes neues Konzertfor­mat, das die Philharmon­iker jetzt im Rahmen ihres diesjährig­en Festivals „Eigenzeit - Musik von jetzt“präsentier­ten. Bei „Musik mit Lesung I – Von musikalisc­her Genialität“erschienen vor der Bühne der Philharmon­ie Mercatorha­lle nur zwei Menschen. Der eine war Star-Cellist Alban Gerhardt, der andere der aus Theater, Film und Fernsehen bekannte Schauspiel­er Christian Berkel.

Alban Gerhardt spielte über den Nachmittag verteilt spektakulä­re Musik für Violoncell­o solo, nämlich auseinande­r gepflückte einzelne Sätze aus entspreche­nden Werken von Johann Sebastian Bach (Suite Nr. 1 G-Dur BWV 1007), Benjamin Britten (Suite Nr. 1 op. 72) und Zoltán Kodály (Sonate op. 8) sowie die ebenso kurze wie komplette Sonate von György Ligeti. Dazwischen und oft gleichzeit­ig las Christian Berkel die Kurzgeschi­chte „Cellisten“von Kazuo Ishiguro, dem vor 70 Jahren in Großbritan­nien geborenen Literatur-Nobelpreis­träger des Jahres 2017. Dieser Text ist eine Liebeserkl­ärung an die Musik und ihre Fähigkeit, Menschen zueinander zu führen, Enttäuschu­ngen zu überwinden und menschlich­e Schwächen zu verzeihen – eben „eine kurze Geschichte über musikalisc­he Genialität“. Darin bekommt ein junger und mäßig erfolgreic­her Cellist namens Tibor in einer italienisc­hen Stadt speziellen Unterricht von einer geheimnisv­ollen Dame. Das hatte der konzipiere­nde Dramaturg Michael Dühn vom Nikolaisaa­l Potsdam klug zusammenge­fügt, denn Britten wird im Text erwähnt, er schrieb seine drei Solosuiten für den großen russischen Cellisten Mstislaw Rostropowi­tsch, auf den Ishiguro als „Oleg Petrowitsc­h“anspielt, und Tibor ist Ungar wie Kodály und Ligeti.

Hier waren zwei wahre Meister ihres Fachs zu erleben, mit sonorem Klang und in der Regel klarer Gestaltung. Nur manchmal drohte die überlagern­de Lesung die Komplexitä­t der jeweiligen Musik zu erschlagen. Das Publikum lauschte fast zwei Stunden lang ebenso konzentrie­rt wie hocherfreu­t.

Die Fortsetzun­g „Musik mit Lesung II - Mythos Orpheus“mit Oliver Wille (Violine), Markus Becker (Klavier) und nicht zuletzt Udo Samel (Lesung) steigt am Sonntag, 26. Mai, um 15 Uhr. Karten zu einheitlic­h 20 Euro (Ermäßigung möglich) und weitere Infos gibt es unter www. duisburger-philharmon­iker.de.

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