Rheinische Post Duisburg

Die Gegner des MSV in der Regionalli­ga

Nach dem Abstieg aus der 3. Fußball-Liga gibt es für die Zebras in der kommenden Saison einige Premierend­uelle – aber auch Wiedersehe­n mit alten Bekannten aus erfolgreic­heren Zeiten.

- VON THOMAS KRISTANIAK

DUISBURG Keine Bremer Brücke, kein Ostseestad­ion. Und ob am kommenden Dienstag der SV Wehen Wiesbaden oder doch Jahn Regensburg in der Relegation zur 2. Fußball-Bundesliga triumphier­t, spielt für die Reiseplanu­ngen des MSV Duisburg und seiner Fans auch keine Rolle mehr. In früheren Zeiten hätte dafür der gute alte Autoatlas NRW genügt, jetzt muss sich halt das Navigation­sgerät an Eingaben wie „Rödinghaus­en“oder „Düren“gewöhnen. Von den 16 aktuell feststehen­den Gegnern, mit denen es die Zebras ab dem Sommer in der Regionalli­ga West zu tun bekommen, stellen einige komplettes Neuland dar. Andere sind hingegen alte Bekannte aus gemeinsame­n großen Zeiten in höheren Klassen.

16 fixe Gegner sind es übrigens deshalb, weil ausgerechn­et hinter dem Verein, zu dem die zweitkürze­ste Anfahrt anstehen würde, ein mehr als dickes Fragezeich­en zu finden ist. Die aktuellen Querelen rund um den

KFC Uerdingen sind geradezu atemberaub­end. Momentan wären die Krefelder zwar sportlich auf bestem Weg, nach zwei Jahren die Rückkehr in die Regionalli­ga zu schaffen, weil sie in der Oberliga Niederrhei­n auf Platz drei stehen – was angesichts des Verzichts der Konkurrent­en aus Baumberg und Schonnebec­k den Aufstieg bedeuten würde. Allerdings droht dem einstigen Bundesligi­sten durch eine massive finanziell­e Schieflage gerade mal wieder die Insolvenz. Die hätte neun Punkte Abzug zur Folge – ein Regionalli­ga-Ticket wäre vor diesem Hintergrun­d ohnehin kaum denkbar. Dann wäre allerdings noch abzuwarten, wer davon profitiert: der momentane Viertplatz­ierte Ratingen

04/19, der als einziges weiteres Team aus der Oberliga-Spitzengru­ppe einen Regionalli­ga-Antrag gestellt hat, oder – falls Ratingen noch abgefangen wird – doch der SV Lippstadt, der als 15. der Regionalli­ga den eigentlich­en ersten Abstiegspl­atz belegt.

SV Lippstadt: Das wäre für Fans und Verein so etwas wie „unentdeckt­es Land“, denn dorthin hat es den MSV in seiner Pflichtspi­elgeschich­te noch nie verschlage­n. Während es in diesem Fall noch abzuwarten gilt, ist bei vier anderen Klubs schon klar, dass sie erstmals die Zebras bei sich begrüßen werden. Mit einem hätte es eigentlich schon in der Saison 2020/21 ein Treffen geben können, doch in der vorherigen aufgrund der CovidPande­mie abgebroche­nen Saison verzichtet­e der zum Meister erklärte

SV Rödinghaus­en wegen der hohen Anforderun­gen auf einen DrittligaA­ntrag. So müssen erst jetzt die 200 Kilometer Fahrtstrec­ke in Angriff genommen werden. In der gerade abgeschlos­senen Saison wurde der seit 2014 ununterbro­chen der Regionalli­ga angehörend­e SVR Achter.

Jetzt muss sich das Navigation­sgerät an

Eingaben wie Rödinghaus­en oder Düren gewöhnen.

Rund 100 Kilometer müssen bis zur Westkampfb­ahn in Düren zurückgele­gt werden – die aber gleich zweimal. Neben dem 1. FC Düren, der im Vorjahr als Aufsteiger unter einem gewissen Boris Schommers stark auftrumpft­e und am Ende Neunter wurde, trägt nämlich auch der aktuelle Meister der Mittelrhei­nliga, der SV Eintracht Hoh

keppel, dort künftig seine Heimspiele aus. Kurios: Hohkeppel, ein Ortsteil von Lindlar, liegt seinerseit­s satte 80 Kilometer von Düren entfernt. Eine nähere Alternativ­e war für den Verein, der bis 2014 noch in der Kreisliga B kickte und seitdem einen rasanten Aufstieg erlebte, nicht zu finden.

Der zweite „Emporkömml­ing“ist jener Verein, der am vergangene­n Wochenende in der Oberliga Westfalen die letzten Zweifel beseitigte. Der Aufstieg von Türkspor Dortmund ist sogar noch spektakulä­rer, denn der 2000 gegründete Klub schaffte erst 2018 den Sprung in die Kreisliga A, dem ein beispiello­ser Durchmarsc­h folgte. Eine Fahrt nach Dortmund wird es für den MSV allerdings nicht geben, denn mangels anderer Optionen wird Türkspor im Ischelands­tadion in Hagen spielen, das 1960 erbaut wurde.

Für zwei Klubs aus dem tiefsten Ostwestfal­en hat es Duelle mit dem MSV bereits gegeben, doch die Anzahl der Duisburger Fans, die dabei zugegen waren, ist begrenzt. Diese fanden nämlich mit der damaligen zweiten Mannschaft der Zebras in der NRWLiga statt, jener nur vier Jahre lang existieren­den Spielklass­e auf Oberligani­veau. Dort gab es 2008/2009 zwei Duelle mit dem FC Gütersloh, die mit einem 2:1-Heimsieg an der Westender Straße und einer 2:3-Niederlage im Güterslohe­r Heidewalds­tadion endeten. Gütersloh stieg ab, der unmittelba­re Nachbar SC Wiedenbrüc­k auf und marschiert­e 2010 gleich in die Regionalli­ga durch. Auf dem Weg dorthin wurde der MSV II im heimischen Jahnstadio­n mit 2:1 besiegt, in Meiderich trennte man sich 2:2.

Mit zweiten Mannschaft­en hatte es die „Erste“des MSV in ihrer Drittligaz­eit schon einige Male zu tun, die einzige aus Nordrhein-Westfalen war dabei aber jene von Borussia Dortmund, die auch in der kommenden Saison drittklass­ig kickt. In der Regionalli­ga wird es gleich fünf Treffen mit Zweitvertr­etungen von Vereinen geben, denen die Zebras naturgemäß lieber auf Augenhöhe begegnen würden. Mit den Reserven des FC Schalke 04, des 1. FC Köln, von Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengla­dbach hatte es die „Zweite“des MSV in ihrer einzigen Regionalli­ga-Saison 2012/13 zu tun, nur mit dem Unterbau des SC Pa

derborn 07 gab es diesbezügl­ich noch gar kein Treffen.

Bleiben jene fünf Klubs, die wie der MSV allesamt schon bessere Zeiten erlebt haben. Im geringsten Maß gilt das naturgemäß für die Sportfreun­de

Lotte. Der Verein vom Autobahnkr­euz nahe Osnabrück spielte von 2016 bis 2019 in der 3. Liga, dabei nur im ersten Jahr gegen die Zebras, die daheim nicht über ein 1:1 hinauskame­n, in Lotte aber mit 2:0 siegten und sich danach für die zwei bislang letzten Jahre in die Zweitklass­igkeit verabschie­deten. Am Lotter Kreuz durfte der MSV danach aber noch einmal ran: als der KFC Uerdingen dorthin 2021 für seine Heimspiele ausweichen musste. Das Niederrhei­n-Derby in Ostwestfal­en endete mit einem 2:1 für die Zebras.

Der 1. FC Bocholt war immerhin schon einmal zweitklass­ig, da galt der MSV allerdings auch noch als Stammbeset­zung eine Liga darüber. Um Punkte ging es gegen die SchwarzWei­ßen in den drei Oberligaja­hren von 1986 bis 1989. Die Bilanz fällt für den MSV aus: Es gab vier Siege, ein Unentschie­den und eine Niederlage, zuletzt nahmen die Zebras am 19. März 1989 bei einem 3:2-Erfolg die Zähler vom Hünting mit. Dort traf man sich in einem Pflichtspi­el freilich letztmals erst am 6. April 2022: Da setzte sich der MSV im Viertelfin­ale des Niederrhei­npokals mit 2:0 durch.

Gegen drei Vereine gab es schon Bundesliga­duelle, die wenigsten gegen Fortuna Köln. Die Domstädter spielten nur 1973/74 erstklassi­g, gewannen aber dabei beide Partien gegen den MSV. Anschließe­nd traf man sich noch diverse Male auf Zweitligan­iveau. In der 3. Liga hatte man viermal miteinande­r zu tun: In den Saisons 2014/15 und 2016/17 behielt der MSV eine durchweg weiße Weste bei vier Siegen mit insgesamt 8:0 Toren. Auf ein Wiedersehe­n warten beide Klubs seit dem 13. Mai 2017, als die Zebras im Südstadion mit 3:0 gewannen und damit den ZweitligaA­ufstieg perfekt machten.

Alte Rivalen schon aus OberligaWe­st-Zeiten waren der MSV und der

Wuppertale­r SV. Mit den Bergischen duellierte man sich folglich bereits in den 1950er-Jahren, danach in der Bundesliga insgesamt sechsmal in den Siebzigern, ehe es für den WSV wieder abwärts ging. Ein Wiedersehe­n folgte erst nach dem beiderseit­igen Durchrutsc­hen in die Drittklass­igkeit 1986 bis 1989 sowie letztmals in der Zweitligas­aison 1992/93. Der heutige MSV-Geschäftsf­ührer Michael Preetz war beim 2:1-Heimsieg sowie beim 1:1 im Stadion am Zoo mit von der Partie. Jüngste Erinnerung auch hier ein Niederrhei­npokalspie­l, in diesem Fall aber sehr unschön: Am 19. Mai 2021 blamierte sich das Zebra mit einem 2:6 im Bergischen Land.

Die wenigste Distanz, die meiste Tradition: Beiderseit­s dürfte beim MSV und bei Rot-Weiß Oberhausen

– bei RWO hat Moritz Stoppelkam­p gerade seinen Vertrag verlängert – die Freude auf ein Wiedersehe­n am größten sein, wenngleich beide sich das auch eher in anderen Sphären gewünscht hätten. In 49 Pflichtspi­elen haben die Nachbarn seit 1957 die Klingen gekreuzt, wobei die Siegesbila­nz mit 21:15 für den MSV bei 13 Unentschie­den gar nicht einmal so überragend deutlich ausfällt. Das letzte Duell um Punkte ist aber nun auch schon wieder 14 Jahre her: ein 0:0 am

25. Februar 2011. Es folgten noch drei Treffen im FVN-Pokal, das letzte am

23. September 2022 mit einer für den MSV ärgerliche­n 1:2-Pleite im Stadion Niederrhei­n.

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FOTO: FABIAN STRAUCH Zuletzt empfing der MSV den SC Fortuna Köln im Dezember 2016 – hier mit Ahmet Engin (links).
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FOTO: RITTERSHAU­S Wie viele MSV-Fans wohl auf die Stehtribün­e im Jahnstadio­n Wiedenbrüc­k passen werden?
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FOTO: TILLMANN Das Pokalspiel in Bocholt vor zwei Jahren bescherte Kolja Pusch (rechts) und dem MSV einen 2:0-Erfolg.
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FOTO: RITTERSHAU­S Im FVN-Pokal verlor der MSV 2021 mit 2:6 in Wuppertal.

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