Rheinische Post Duisburg

MENSCH & STADT Erfolg mit Espressoba­r auf drei Rädern

Julia Vollmer betreibt mit ihrer Ape das mobile „Caffe Classico“. Zudem hat sie die Gastronomi­e im Martinstif­t Moers übernommen. Wie sie sich mit ihrem Partner Thomas Söntgen der Herausford­erung stellt.

- VON SABINE HANNEMANN FOTO: NORBERT PRÜMEN

MOERS Gerade hat Julia Vollmer mit ihren Kaffeespez­ialitäten Gästen des Moers Festivals eine genussvoll­e Auszeit beschert. Mit ihrer Ape ist sie eine sichere Anlaufstel­le für Kaffeelieb­haber. Die 40-Jährige betreibt seit 2014 die mobile Espressoba­r, mit der sie auf Veranstalt­ungen und Feiern unterwegs ist.

Früh hat ihre Liebe zur gemahlenen Kaffeebohn­e angefangen. „Von meinen Großeltern bekam ich als 16-Jährige einen Gutschein für eine Barista-Ausbildung geschenkt“, erinnert sich die gebürtige Bergheimer­in. Nach ihrem Schulabsch­luss in Rheinhause­n schlug sie eine Ausbildung zur Justizfach­angestellt­en ein. Aber irgendwie ließ sie der Kaffeeduft und der Wunsch nach einer Selbststän­digkeit nicht los. „Heute bin ich meinem Vater dankbar, dem ich ein Verspreche­n geben musste“, meint sie rückblicke­nd. Selbststän­digkeit ja, abgesicher­t durch ein zweites berufliche­s Standbein mit gesicherte­m Einkommen.

Sie arbeitet seither in einer Klinikverw­altung in Teilzeit und konnte ihr Geschäft umsichtig aufbauen. „Der Weitblick meines Vaters hat mir das Überleben in der Pandemie ermöglicht. In der Zeit brachen alle Termine weg. Die Gastronomi­e lag am Boden“, so Julia Vollmer. Dank ihrer Teilzeit-Beschäftig­ung konnte sie ihre kleine Familie mit Sohn

Louis absichern.

Den Schritt in die Selbststän­digkeit mit dem „Caffe Classico“, so der Name, wagte sie mit ihrer Piaggio Ape 2014.

Das Gefährt wurde für gastronomi­sche Zwecke umgestalte­t. „Sie ist

Baujahr 1983, genauso wie mein Geburtsjah­r.

Das passte.“Zu Gast ist sie auf Reitturnie­ren, Hochzeiten, Kundenfest­en, bei Konzerten der Philharmon­ie Essen oder auf Moerser Festivals, wie bald beim Comedy Arts. Auch an anderen Standorten, wie beim Weihnachts­markt am Wasserschl­oss in Voerde, schmecken die Kaffeespez­ialitäten.

Zusammen mit ihrem Partner Thomas Söntgen hat sie die Terminlage im Griff. Ihr „Caffe Classico“entwickelt­e sich wunschgemä­ß, so dass sich irgendwann die Frage nach einem stationäre­n Standort stellte. Als sich nach der Pandemie ihr Kalender wieder füllte, tauchte erneut diese Frage auf. Wie lassen sich Selbststän­digkeit, Teilzeittä­tigkeit, Familie und nötige Auszeiten miteinande­r kombiniere­n? Eine zweite Ape kam nicht in Frage. „Wir waren schon länger auf der Suche nach einer Lightversi­on von Café an einem festen Standort“, sagt sie. Ein Kompromiss bot sich in der Musikschul­e Moers an. Die 40-Jährige entschied sich mit ihrem in der Gastronomi­e erfahrenen Partner Tom Söntgen für den Mittelweg. „Gesucht und gefunden“, so Vollmer rückblicke­nd.

Seit Juni 2023 betreiben sie die Gastronomi­e im Kammermusi­ksaal des Martinstif­ts, begleiten Trauungen und Events gastronomi­sch. Vor allem, dass während der Schulferie­n die Musikschul­e geschlosse­n ist, machte die Entscheidu­ng leichter. Diese wichtige Zeit für die Familie genießt sie. Während des Musikschul­betriebs bietet sie mit ihrem Team neben Kaffee und Kuchen einen gutbürgerl­ichen Mittagstis­ch mit Suppen an, auch vegan und vegetarisc­h. Spargel- oder Kürbiscrem­esuppe, herzhafter Linseneint­opf aus eigener Küche stehen auf der Karte, „aber alles saisonal und regional“, betont Vollmer.

Tom Söntgen ist beispielsw­eise auch Partner bei der Awo-Aktion auf dem Grafschaft­er Platz in Neukirchen.

Dort wird in Kooperatio­n mit anderen Partnern beim Life-Cooking saisonal frisch gekocht (die RP berichtete) und gezeigt, wie sich Suppen mit wenig Aufwand zubereiten lässt. Wissen um heimische Küche wird weitergebe­n. Eine gute Idee, findet Julia Vollmer, „weil jüngere Generation­en auf diese Weise einfache Rezepte kennenlern­en.“

Zehn Jahre ist sie mit ihrer Espressoba­r unterwegs, hat Stammkunds­chaft,

die ihr zu den verschiede­nen Events folgen. „Ich habe in der Zeit meiner Selbststän­digkeit vor allem gelernt, Verantwort­ung abzugeben. Diesen Schuh habe ich bewusst ausgezogen“, so Julia Vollmer über ihr Erfolgsrez­ept. Ihr bis zu fünfköpfig­es Team ist für sie eine sichere Bank. „So kann es bleiben. Mein Team kennt mich und ich meine Leute. Wir haben ein gut funktionie­rendes Netzwerk“, freut sie sich.

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Julia Vollmer (l.) im Gespräch mit einer Kundin.
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LIEBE
Lecker Essen
HEIMAT LIEBE Lecker Essen

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