Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bund erkauft sich schwarze Null mit Milliarden-defizit

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BERLIN (mar) Der Bund steuert im kommenden Jahr auf ein strukturel­les Defizit von deutlich mehr als zehn Milliarden Euro zu. Das erfuhr unsere Redaktion aus Koalitions­kreisen. Das strukturel­le Defizit bezeichnet die Lücke zwischen dauerhafte­n Ausgaben und Einnahmen. Die aktuellen Konjunktur­effekte werden also herausgere­chnet. Das Minus ergibt sich vor allem aus der geplanten Entnahme von fast zehn Milliarden Euro aus einer Rücklage des Bundes – diese war zur Finanzieru­ng der Flüchtling­skosten gebildet worden. Mit dem Geld wird nun eine Lücke im Haushalt geschlosse­n, um die Neuverschu­ldung bei null zu halten.

Die Schuldenbr­emse im Grundgeset­z schreibt vor, dass das strukturel­le Defizit des Bundes 0,35 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s nicht überschrei­ten darf. Bezogen auf 2020 ergibt sich daraus ein Spielraum für das strukturel­le Defizit von rund zwölf Milliarden Euro.

Die Neuverschu­ldung will die große Koalition trotz schwächere­r Konjunktur aber bei null halten. Dazu müssen zusätzlich zu bereits geplanten Einsparung­en von 3,7 Milliarden Euro weitere 1,6 Milliarden gespart werden, wie aus den Kreisen verlautete. Die Partei- und Fraktionsc­hefs wollten darüber am Sonntagabe­nd Einvernehm­en erzielen. Der Bundeshaus­halt 2020 soll am 26. Juni vom Kabinett verabschie­det werden. Nach der Europawahl liefen die Verhandlun­gen für Spd-finanzmini­ster Olaf Scholz mit unionsgefü­hrten Ressorts leichter, hieß es.

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