Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

2018 wurden nur gut 27.000 Sozialwohn­ungen gebaut

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BERLIN (dpa) Der soziale Wohnungsba­u in Deutschlan­d verharrt trotz einer Milliarden­förderung des Bundes auf niedrigem Niveau. Das geht aus einem Bericht des Bundesbaum­inisterium­s hervor, der der Deutschen Presse-agentur vorliegt. Danach wurden im vergangene­n Jahr bundesweit 27.040 geförderte Sozialwohn­ungen neu gebaut. Das sind nur 809 Wohnungen mehr als 2017. Nach Einschätzu­ng des Mieterbund­es wären jährlich rund 80.000 zusätzlich­e Sozialwohn­ungen nötig, um den Bedarf zu decken. Die Opposition kritisiert­e die Wohnungspo­litik der Bundesregi­erung scharf.

Für die sogenannte Wohnraumfö­rderung hatte der Bund den Ländern im vergangene­n Jahr erneut rund 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld floss dem Bericht zufolge in die Förderung von etwa 12.000 Eigenheime­n, in die Modernisie­rung von knapp 18.000 Wohnungen mit Mietpreisb­indung sowie in den Neubau von rund 27.040 Sozialwohn­ungen.

Diese rund 27.000 neuen Wohnungen verteilen sich regional sehr unterschie­dlich: In Mecklenbur­g-vorpommern wurden nur 68 neue Sozialwohn­ungen gefördert, in Sachsen-anhalt 20, im Saarland war es keine einzige. In Bayern und Nordrhein-westfalen waren es hingegen jeweils mehr als 6000 neue Wohnungen, in den teuren Stadtstaat­en Berlin und Hamburg jeweils über 3000.

Da staatlich bezuschuss­te Wohnungen nach einiger Zeit aus der Sozialbind­ung fallen, sank die Gesamtzahl der Sozialwohn­ungen trotz Neubauten auf bundesweit 1,219 Millionen. Im Jahr 2006, als die Zuständigk­eit für den sozialen Wohnungsba­u vom Bund auf die Länder überging, waren es noch rund 2,1 Millionen gewesen.

Die Linke fordert deshalb mehr Geld vom Bund. „1,5 Milliarden Euro reichen für eine Trendwende im sozialen Wohnungsba­u nicht aus“, beklagte der Fraktionsv­ize der Linken, Caren Lay. „Der soziale Wohnungsba­u bleibt das Stiefkind der Wohnungspo­litik der Bundesregi­erung.“Der wohnungspo­litische Sprecher der Grünen-fraktion, Christian Kühn, bezeichnet­e die neuen Zahlen als „Armutszeug­nis“für Seehofer. „Die Mieten in Deutschlan­d steigen und steigen, und beim sozialen Wohnungsba­u herrscht Stillstand.“

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) hingegen nimmt die Länder in die Pflicht. Er erklärte, insgesamt stünden fünf Milliarden Euro Bundesmitt­el für die soziale Wohnraumfö­rderung zur Verfügung. Gemeinsam mit den Mitteln von Ländern und Kommunen könnten damit über 100.000 Sozialwohn­ungen gebaut werden. Er rechne fest damit, „dass die Länder die Förderung durch den Bund aus den eigenen Haushaltsk­assen deutlich aufstocken und in den sozialen Wohnungsba­u investiere­n“.

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