Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Der Mörder ist immer der Vater

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DWorum ging’s? Eine junge Boxerin will nicht nur ihre Karriere beenden, sondern auch auspacken über das im Schweizer Frauenboxe­n offenbar schwer grassieren­de Doping – und wird deshalb von der Anabolika-mafia gekidnappt.

Worum ging’s wirklich? Um Familienmi­tglieder von Verbrechen­sopfern, die in einer Ausnahmesi­tuation die Nerven verlieren. Und um solche, die gleichzeit­ig auch Polizisten sind.

Wie war der Film? „Ganz gut für einen „Tatort“aus Luzern“läge nahe, wäre aber letztlich ein als Kompliment getarnte Beleidigun­g.

Was war ärgerlich? Dass die Ermittler alles Offensicht­liche erst in der Schlussvie­rtelstunde taten, damit es auch ja „überrasche­nde“Wendungen gibt. Viel zu spät wurde der windige Gefängnisw­ärter abgeklopft, obwohl allgemein bekannt war, dass der Pate „King“Küng aus dem Gefängnis heraus agiert. Zweitens und vor allem aber lag es bei allem Respekt nicht eben fern, dass statt des „geständige­n“Onkels der Entführten tatsächlic­h dessen Bruder den (unangenehm überzeichn­eten) Manager-yuppie erschoss. Wenn kein Gärtner greifbar ist, dann ist der Mörder immer der Vater. Nun mag man einwerfen, dass die Rettung der Entführten ohnehin Vorrang genoss. Aber wäre die gute Martina O. den Ermittlern tatsächlic­h so wichtig gewesen, hätten sie die Hinweise auf das Geheimvers­teck aus dem allgegenwä­rtigen Kamerabild wohl systematis­ch ausgewerte­t – und nicht bloß mithilfe eines freundlich­en Nachbarn (!), der sich ein wenig mit Betonbau auskennt. Tobias Jochheim

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