Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein Schützenkö­nig hat’s nicht leicht

Mehr als 20 Kilo wiegt die Königskett­e, die der amtierende König bei den Bilker Schützen tragen muss. Und wenn sie Hans-joachim Henneberg doch mal zu schwer wird, dann hat er bereits einen Plan B parat.

- VON ROBIN HETZEL

BILK Aus der Ferne erinnert die silberne Kette, die Hans-joachim Henneberg an diesem Wochenende durch ganz Bilk trägt, an eine kugelsiche­re Weste. Aber eben nur ein bisschen, denn bei näherer Betrachtun­g erkennt man die unzähligen Silberplak­etten, die an dieser Kette hängen und die alle aus unterschie­dlichen Jahren stammen. Als aktueller Regimentsk­önig der St.-sebastianu­s-schützen hat Henneberg beim Bilker Schützenfe­st am vergangene­n Wochenende mit der etwa 20 Kilogramm schweren Kette wortwörtli­ch eine Kette uralter Erinnerung­en mit sich getragen, die für die Schützen von großer Bedeutung sind.

„Die Kette hat eine ziemlich lange Geschichte“, sagt Ulrich Müller, erster Chef der Schützen. Seit Jahrhunder­ten wandert sie von Regimentsk­önig zu Regimentsk­önig. Jeder von ihnen hängt seine eigene kleine Plakette – das so genannte Königssilb­er – an die große Kette, die mittlerwei­le etwa 20 Kilogramm wiegt.

„Natürlich merke ich das, aber es ist auch ein schönes Gefühl“, sagt Hans-joachim Henneberg. Man wisse ja, was mit dem Königsamt auf einen zukomme, so der Regimentsk­önig. Falls dem jahrzehnte­lagen Schützen die Kette doch zu schwer werde, hat er bereits einen Plan B parat: „Ich gebe sie einfach an meinen Sohn weiter“, sagt Henneberg, der einen verstohlen­en Blick zu seinem Sohn Daniel wirft, der in diesem Jahr Jungschütz­enkönig ist. Bleibt ja in der Familie. Zweimal hat Henneberg, den alle Kameraden nur Hansi rufen, die Kette bereits seit seiner Proklamati­on getragen. „Es fühlt sich ein bisschen an, als wenn man die Kinder wieder im Arm trägt“, sagt Henneberg. Der ein

zige Unterschie­d sei, dass man die Kette nicht wickeln müsse wie damals die Kinder, erzählt er lachend.

Aber mit der schweren Kette ist für Henneberg und seinen Sohn auch eine traurige Erinnerung verbunden. Das diesjährig­e Königssilb­er, das die Kette künftig um eine Plakette schwerer macht, widmen die Hennebergs ihrem verstorben­en langjährig­en Freund Heinz-dieter Segebarth, der auch bei den Bilker Schützen aktiv war.

Den wichtigste­n Auftritt hatte die Kette von Henneberg am Schützenso­nntag: Von seiner Einholung am Mittag über die große Parade bis zum abendliche­n Festakt trug Henneberg die Königskett­e. Durch die vielen Auftritte muss die Kette jedes Jahr überarbeit­et werden. „Bei dem Gewicht müssen die Ösen regelmäßig ausgetausc­ht werden“, sagt Schützench­ef Müller.

Für kleinere Anlässe haben die Schützen eine sogenannte Ausgeh-kette. Auch sie hat bereits eine lange Tradition: Seit 1885 tragen die Regimentsk­önige die Kette bei kleineren Anlässen. Im vergangene­n Jahr musste die Kette aufwendig restaurier­t werden. Sie drohte zu zerfallen. „Noch ein Jahr hätte sie nicht durchgehal­ten, deswegen haben wir sie dupliziere­n lassen“, erklärt Dieter Küppers vom Königsclub, einem Zusammensc­hluss vergangene­r Regimentsk­önige. „Wir alle haben die Kette getragen und ihren Wert schätzen gelernt“, sagt Hans-peter Linden. Deshalb habe der Königsclub die 1500 Euro teure Restaurier­ung übernommen.

Am gestrigen Sonntag stand dann aber die große, schwere Kette im Vordergrun­d: Den ganzen Tag trug Henneberg das Schmuckstü­ck. Während der großen Parade durch Bilk bis zum abendliche­n Festzeltpr­ogramm, das mit dem Höhenfeuer­werk abschloss. Am Dienstag wird er die schwere Kette dann zum vorerst letzten Mal um den Hals hängen: Mit der Proklamati­on des neuen Königspaar­es endet Hennebergs Amtszeit. Sein Rücken und seine Muskeln werden es ihm sicher danken.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Michael Schwarz (l.) und Ulrich Müller hängen dem amtierende­n Schützenkö­nig Hansi Henneberg die Kette um.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Michael Schwarz (l.) und Ulrich Müller hängen dem amtierende­n Schützenkö­nig Hansi Henneberg die Kette um.

Newspapers in German

Newspapers from Germany