Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Famos: Chormusik von Maurice Duruflé
Klassik Neulich erzählte der großartige Mönchengladbacher Münsterkantor Klaus Paulsen eine tolle Geschichte. Während seines Studiums in Aachen habe er sich nicht selten mit einem Kommilitonen in einer Samstagnacht ins Auto gesetzt und sei nach Paris gefahren, wo sie dann morgens im Tau zuerst gefrühstückt und dann alle wichtigen Kirchen abgeklappert hätten – natürlich um die schönsten Orgeln und die besten Organisten live zu hören. Abends seien sie glücklich gesättigt und rundum erfüllt wieder nach Aachen gegurkt. Das muss in den späten 70er und frühen 80er Jahren gewesen sein.
Immer haben sie versucht, den großen Maurice Duruflé zu erwischen, der von 1930 bis zu seinem Tod im Jahr 1986 Titularorganist der Kirche St. Etienne du Mont war (natürlich an einer Cavaillé-coll-orgel). Duruflé war ein grandioser Improvisator, der für faszinierende Mischungen aus impressionistischem Kolorit (mit einer exquisiten Schleierharmonik) und gregorianischem Melos bekannt war. Sein kompositorisches Schaffen ist überschaubar, einige wundervolle Orgelwerke (nicht ganz unkompliziert zu spielen) schaffen es allerdings immer wieder in Konzerte.
Nun hat das Label Signum Classics das gesamte Chormusikschaffen Duruflés auf einer CD herausgebracht. Das ist ebenfalls eine kleine Summe: das opulente Requiem op. 9, die vier A-cappella Motetten und die kaum bekannte Messe „Cum Jubilo“für einstimmigen Männerchor. Der famose Houston Chamber Choir singt unter Leitung von Robert Simpson die beiden liturgischen Großwerke in der Orgelfassung, was beileibe kein Verlust ist – Duruflés Orchestersprache ist immer von der Orgel inspiriert. Man staunt, welches Volumen und welche Differenzierungskraft der 23-köpfige Kammerchor aufbietet. Die Orgel schlägt Ken Cowan meisterlich.
Wolfram Goertz