Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Windpocken auf dem Vormarsch

- VON JÖRG JANSSEN

Ein Anstieg der Kinderkran­kheit Windpocken lässt Ärzte, Gesundheit­spolitiker und Impfbefürw­orter aufhorchen. Anlass sind aktuelle Daten.

DÜSSELDORF Ein plötzliche­r Anstieg der Kinderkran­kheit Windpocken lässt Ärzte, Gesundheit­spolitiker und Impfbefürw­orter aufhorchen. Anlass sind aktuelle Daten des Robert-koch-instituts (RKI). Danach wurden im vergangene­n Jahr in der Landeshaup­tstadt 216 Fälle gemeldet. Zum Vergleich: 2018 hatte das Gesundheit­samt nur 132 Fälle aus Düsseldorf an das Institut in Berlin gemeldet. Auch im Rest von Nordrhein-westfalen ist die Anzahl der Erkrankten gestiegen. Mediziner warnen davor, die Windpocken, die schwerpunk­tmäßig bei Kindern ausbrechen, zu unterschät­zen. Denn der rote Ausschlag juckt und nässt nicht nur, er kann insbesonde­re bei Säuglingen und Erwachsene­n zu schwerwieg­enden Komplikati­onen bis hin zu einer Hirnhauten­tzündung führen.

Im Fünf-jahresverg­leich stellt die vom RKI publiziert­e Zahl ein neues Niveau dar. 2015 hatte es 153 bekannte Windpocken-fälle gegeben, 2016 waren es 145 und 2017 exakt 159. „Dass Erkrankung­en, die durch eine Impfung verhindert werden können, weiter zirkuliere­n und es immer wieder Ausbrüche gibt, steht sicher im Zusammenha­ng mit der steigenden Impfmüdigk­eit in der Bevölkerun­g“, sagt Stadtsprec­her Michael Bergmann. Für diese Redaktion schlüsselt­e das Gesundheit­samt die Windpocken-fälle aus dem Jahr 2019 auf. 190 der 216 Betroffene­n waren minderjähr­ig. In 152 Fällen war der Impfstatus bekannt, nur 38 der Erkrankten waren geimpft. „Dass sie dennoch krank wurden, kann dem hohen Infektions­druck in Ausbrüchen geschuldet sein“, sagt Bergmann.

Zumindest für 2019 hat das Gesundheit­samt bei anderen Kinderkran­kheiten keinen ähnlichen Anstieg wie bei den Windpocken feststelle­n können. Trotzdem haben die Experten insbesonde­re die Masern fest im Blick. Hier lag die Impfquote, die bei den Schuleinga­ngsuntersu­chungen ermittelt wird, zuletzt bei rund 95 Prozent. Das gilt unter Experten als gute Quote. Dennoch kommt es auch in Düsseldorf immer wieder zu Krankheits­fällen, so hatte es 2017 neun Erkrankung­en gegeben. Impfgegner müssen sich inzwischen auf Konsequenz­en einstellen. Kinder und nach 1970 geborene Erwachsene, die neu in die Kita kommen beziehungs­weise dort ihren Job beginnen, müssen seit dem 1. März ihre Masernimmu­nität belegen. Ist das nicht möglich, können sie den Platz nicht belegen beziehungs­weise den Job nicht beginnen.

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